Esther Ofarim

Esther Ofarim
Esther Ofarim (1966)

Esther Ofarim (hebräisch ‏אסתר עופרים‎, gebürtig Esther Zaied; * 13. Juni 1941 in Safed, Galiläa) ist eine israelische Schauspielerin und Sängerin.

Ofarim trat zunächst als Solokünstlerin auf und sang auf Englisch, Hebräisch, Deutsch, Französisch, auf Ladino und in verschiedenen europäisch-jüdischen Dialekten. Nach ihrer Heirat 1961 mit Abraham Reichstadt (Abi Ofarim) bildete sie mit ihm das Duo Esther & Abi Ofarim. Dieses Duo erlangte in den folgenden Jahren eine internationale Bekanntheit.

Inhaltsverzeichnis

Wirken

Im Jahr 1960 erhielt Ofarim ihre erste Filmrolle als Signorina Hirschberg in dem amerikanischen Spielfilm Exodus und wurde im Abspann erstmals als Esther Reichstadt genannt. Auch Abraham Reichstadt hatte eine, wenn auch namenlose, Rolle in dem oscarprämierten Film, in dem internationale Stars wie Paul Newman und Eva Maria Saint mitwirkten.

1961 heiratete sie Abraham Reichstadt (Künstlername: Abi Ofarim), den sie 1959 im „Hebrew Theatre Club“ (dem israelischen Nationaltheater, an dem Abi als Tänzer und Choreograf und Esther als Sängerin engagiert waren) kennengelernt hatte. Viele Fans sahen in Esther & Abi Ofarim „das Gesangsduo der 1960er-Jahre“.

1963 nahmen beide für die Schweiz am Eurovision Song Contest teil und gewannen mit T’en vas pas („Melodie einer Nacht“) den zweiten Platz. Dies war der eigentliche Beginn ihrer Gesangskarriere in Europa. Esther sang, und Abi spielte Gitarre, wobei Abi Ofarim auch als Produzent für sie beide fungierte. Eine große Deutschlandtournee führte die Ofarims 1965 mit 45 Konzerten in 32 Städte. Sie gewannen den französischen Annual Prize of the Charles Cros Academy und später im gleichen Jahr wurde ihnen der Edison Award (den „Oscar“ der Europäischen Musikbranche, verliehen in Amsterdam) verliehen. Esther reiste in die USA für einen Gastauftritt in der berühmten Fernsehshow Smothers Brothers.

Das Lied Morning of My Life, geschrieben von den Bee Gees, wurde 1967 der größte Hit des Duos in Deutschland. 1968 erzielten die Ofarims ihren internationalen Durchbruch mit Cinderella Rockefella. Das Paar erhielt innerhalb von nur vier Jahren fünf goldene Schallplatten. Es folgten Konzerte in New York und London sowie häufige Fernsehauftritte. Privat begann die Beziehung der beiden jedoch bereits erkennbar zu kriseln. Die Trennung erfolgte unmittelbar nach der Welttournee im Mai 1969. Nach der Trennung setzte Esther Ofarim ihre Solo-Gesangskarriere fort. Abi Ofarim arbeitete von da an vorwiegend als Musikproduzent.

Esther Ofarim versuchte sich in kurzen Auftritten auch immer wieder als Schauspielerin. 1963 spielte sie neben Axel von Ambesser, Mario Adorf, Hanne Wieder und Helen Vita in dem deutschen Spielfilm Es war mir ein Vergnügen (Regie Imo Moszkowicz). 1969 hatte Esther als Sängerin Miriam in dem dreiteiligen Herbert-Reinecker-Fernsehthriller 11 Uhr 20 neben Joachim Fuchsberger und Götz George eine kleine Rolle.

Ende der 1970er-Jahre wurde es etwas stiller um sie. 1972 erschien Esther Ofarims Solo-LP First Album, auf der sie Lieder unter anderem auf Hebräisch, Ladino, Französisch und Deutsch vortrug und die ein großer Erfolg wurde. Mit ihrem Lebensgefährten Philipp von Sell zog sie nach New York, wo auch der gemeinsame Sohn zu Welt kam. 1982 sang Esther Lieder von Eberhard Schoener auf der LP Complicated Ladies mit Texten von Wolf Wondratschek und Ulf Miehe. Im selben Jahr erschien in Israel das Album Esther Ofarim – Hebrew Album 1982 mit neu aufgenommenen alten israelischen Liedern; außerdem gab sie ein Konzert in der Avery Fisher Hall im Lincoln Center in New York.

Einen äußerst erfolgreichen Theaterauftritt absolvierte Esther Ofarim 1984 neben Ulrich Tukur, Michael Degen und Otto Tausig in der deutschsprachigen Erstaufführung des Theaterstücks Ghetto von Joshua Sobol in der Inszenierung von Peter Zadek an der Freien Volksbühne Berlin und im Hamburger Schauspielhaus. In der Folgezeit hörte man zwar immer wieder von Konzerten in Israel, in Deutschland aber war es still um sie geworden. 1987 kehrte Esther Ofarim mit ihrem Sohn aus New York zurück und wohnt seither im Hamburger Grindelviertel nahe der Universität (Rotherbaum).

1997 bot ihr Ralph Siegel den Song Zeit an, der von ihm als ein Zeichen der Versöhnung zwischen Juden und Deutschen geschrieben worden war. Sie sollte damit in der deutschen Vorentscheidung für den Eurovision Song Contest antreten, was schließlich an ihrer zu hohen Gageforderung scheiterte, sodass ihre Teilnahme entfiel. Stattdessen sang Bianca Shomburg den Song, gewann damit die Vorentscheidung und wurde 18. beim ESC.

Nach fast 15 Jahren Pause trat Ofarim 1998 erstmals wieder in Hamburg in den Kammerspielen mit einem Liederabend auf. Davor hatte es 1993 einen Auftritt anlässlich einer Aids-Gala in Berlin gegeben. Die danach folgenden beinahe regelmäßigen Hamburger Konzerte in den Kammerspielen ab Ende 2003 im St.-Pauli-Theater waren meistens nahezu ausverkauft und erhielten durchweg gute Kritiken. 2004 folgten Auftritte in Dessau (Kurt-Weill-Fest) und Dortmund.

Ebenfalls 2003 startete Esther Ofarim ihre erste Tournee seit mehr als 20 Jahren. In Begleitung des israelischen Pianisten und Komponisten Yoni Rechter am Klavier und des Geigers Michail Paweletz trat sie mit einem neuen Repertoire aus jüdischen Volksliedern, Kurt-Weill- und Beatles-Songs sowie amerikanischen Evergreens in Hamburg und Frankfurt auf.

Im April und Mai 2005 ging sie auf eine kleine Tournee mit dem Titel Eine Reise durch Jahrhunderte und Kontinente, während der sie in Dresden in der Semperoper, in München im Prinzregententheater, in Leonberg und Bochum auftrat. Im Oktober 2007 gab sie ein Konzert im Theaterhaus in Stuttgart.

Auszeichnungen

  • 1961 Esther Ofarim gewann beim „Israeli Song Festival“.
  • 1962 gewann sie zusammen mit Abi Ofarim beim Festival in Zoppot (Polen) den ersten Preis und den Preis als beste Interpreten.
  • 1964 erhielt sie mit Abi die Silberne Rose bei der Goldenen Rose von Montreux
  • 1966 erhielt Esther Ofarim in Paris den Grand Prix International du Disque.

Sonstiges

Bei dem Sänger Gil Ofarim handelt es sich nicht um Esther Ofarims Sohn, sondern um den Sohn von Abi Ofarim und dessen zweiter Frau Sandra.

Diskografie (Auswahl)

Esther Ofarim:

  • Israeli Songs (1961)– LP: Capitol (USA)
  • Esther Ofarim (1965) – LP: Philips (FRA)
  • Is is Really Me (1965) – LP: Philips
  • Esther im Kinderland (1967) – LP: Philips
  • Esther Ofarim (1969)– LP: Philips
  • First Album (1972)– LP: Hör Zu, CD 1989
  • Esther Ofarim (1972) – LP: Electrola
  • Live in Tel-Aviv (1973) – LP: Hed-Arzi
  • Complicated Ladies (1982) – LP
  • Esther (1989) – LP
  • Back on Stage (2005) – CD
  • in New York (with Bobby Scott and his Orchestra) – CD 2006 (Neuauflage von: Is it Really Me(1965)
  • in London (produced by Bob Johnston) – CD und LP 2009 (Neuauflage von: Esther Ofarim mit einem unveröffentl. Song(1972)
  • I’ll See You in My Dreams (live 2009) – CD
  • Le Chant Des Chantes (2011) – CD: Bear Family

Esther & Abi Ofarim:

  • Songs der Welt (1964) – LP: Philips
  • Neue Songs der Welt (1965) – LP: Philips
  • That's Our Song (1965) – LP: Philips (USA-Ausgabe von: Neue Songs der Welt)
  • Melodie einer Nacht (1965) – LP: Philips
  • Das neue Esther & Abi Ofarim Album (1966) – LP: Philips
  • Sing! (1966) – LP: Philips (USA-Ausgabe von: Das neue Esther & Abi Ofarim Album)
  • Noch einen Tanz (1966) – LP: Philips
  • 2 in 3 (1967) – LP: Philips
  • Free Just Like the Wind (1967) – LP: Philips (USA-Ausgabe von: 2 in 3 mit 4 unveröfentl. Stücken)
  • Up to Date (1968) – LP: Philips
  • Ofarim Konzert Live 1969(1969) – LP: Philips

Zusammenstellungen (Auswahl)

Esther & Abi Ofarim:

  • Mit ihren schönsten Songs (1965) – LP: Philips (Ausgabe für Deutsche Buchgemeinschaft)
  • Neue Lieder und Songs(1966) – LP: Philips (Ausgabe für Deutsche Buchgemeinschaft)
  • Neue Songs und Lieder aus aller Welt (1966) – LP: Philips (Ausgabe für Deutscher Schallplattenclub)
  • Look At Me (1968) – LP: Philips (Ausgabe für Deutscher Schallplattenclub)
  • Cinderella-rockefella (1968) – LP: Philips (F)

Esther Ofarim:

  • Melodie einer Nacht (2003) – CD: Bear Family (alle großen Erfolge, Bilder, Biographie)

Literatur

  • Dieter Bartetzko: Esther Orafim. Auf blauen Flügeln. Die Beste, seit uns Joseph der Träumer seine Geschichten erzählten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. Juni 2011, Seite 36

Weblinks

 Commons: Esther Ofarim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgängerin Amt Nachfolgerin
Jean Philippe Schweiz beim Eurovision Song Contest
1963
Anita Traversi

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