Aizanoi

Aizanoi
Relief beim Zeustempel

Aizanoi (griechisch Αἰζανοί, lateinisch: Aezani) ist eine antike Stadt in der Landschaft Phrygien in Kleinasien (heute Türkei, in der Nähe von Çavdarhisar, etwa 50 km südwestlich von Kütahya). Sie liegt im Tal des Penkalas (jetzt Kocaçay), eines Quellflusses des Rhyndakos. Umfangreiche Ausgrabungen machen Aizanoi zum gut erforschten Beispiel für eine kleinere Stadt insbesondere zur Zeit des römischen Kaiserreichs.

Nach der Gründungslegende wurde die Stadt von arkadischen Siedlern gegründet. Eine Besiedlung hat sich archäologisch bereits für das 3. Jahrtausend v. Chr. nachweisen lassen, eine ausgedehntere Siedlung entstand allerdings erst in hellenistischer Zeit. Um 200 v. Chr. gelangte die Gegend, in der Aizanoi liegt, als Phrygia epiktetos („hinzuerworbenes Phrygien“) an das Königreich Pergamon; zeitweilig gehörte sie auch zu Bithynien. Die pergamenischen Könige siedelten Söldner an, die wohl aus Makedonien stammten. Zusammen mit ihrem ganzen Reich ging die Stadt nach 133 v. Chr. in die römische Provinz Asia ein.

Zeustempel vom Theater aus gesehen

Aizanoi erlebte in der frühen Kaiserzeit einen großen Aufschwung. Insbesondere wurden zahlreiche öffentliche Bauten errichtet, so in der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. ein Tempel der Artemis Hagiotate, und noch vor dessen Ende[1] das Heiligtum des Zeus, des Hauptgottes der Stadt, in Form eines Pseudodipteros. Es ist zu großen Teilen erhalten. An den Wänden der Cella finden sich Reste umfangreicher Inschriften aus hadrianischer Zeit, die sich auf den Landbesitz des Heiligtums beziehen. Bemerkenswert ist ein darunter liegendes Tonnengewölbe mit Lichtfenstern, das vermutlich als Kultraum diente. Eine weitere wichtige Gottheit war die Meter Steunene, die in einer Höhle verehrt wurde.

Die Penkalasbrücke aus dem 2. Jahrhundert n. Chr.

Im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde auch in mehreren Bauphasen ein Theater errichtet, das in ungewöhnlicher Art mit dem benachbarten Stadion verbunden war. Außerdem wurde das Ufer des Penkalas befestigt und im Jahr 157 eine heute noch erhaltene Brücke erbaut. Einige dieser Baumaßnahmen stehen in Verbindung mit einer reichen Familie der Stadt, vor allem Ulpius Appuleianus Flavianus und dessen Sohn Ulpius Appuleius Eurycles. Eurycles war auch Abgesandter zum Panhellenion in Athen, das Hadrian eingerichtet hatte.

In dieser Zeit entstand ferner eine große Bad- und Gymnasion-Anlage sowie eine wohl dorthin führende Wasserleitung. Weitere öffentliche Bauten waren ein Rundbau, der als Macellum (Marktgebäude) diente und an dem eine Kopie des Höchstpreisedikts von Diokletian angebracht war, und eine spätantike (um 400 n. Chr.) Säulenstraße.

In byzantinischer Zeit war Aizanoi Bischofssitz. Während der Seldschukenzeit wurden Tataren angesiedelt.

Ausgrabungen in Aizanoi führte das Deutsche Archäologische Institut in den 1920er Jahren und wieder seit 1970 durch. Neben der Erforschung einzelner Bauten (Zeustempel, Stadion, Bäder) steht inzwischen vor allem die Gesamtanlage der Stadt im Zentrum des Interesses.

Einzelnachweis

  1. Seine Datierung in die Zeit des Kaisers Domitian ist erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts gelungen, anhand stilistischer Beobachtungen, vor allem aber dadurch, dass die Weihinschrift weitgehend aus den Dübellöchern rekonstruiert werden konnte; s. Klaus Rheidt 2010.

Literatur

  • Rudolf Naumann, Friederike Naumann: Der Rundbau in Aezani mit dem Preisedikt des Diokletian und das Gebäude mit dem Edikt in Stratonikeia. Wasmuth, Tübingen 1973 (Istanbuler Mitteilungen, Beiheft 10).
  • Rudolf Naumann (Hrsg.): Der Zeustempel zu Aizanoi. Nach den Ausgrabungen von Daniel Krencker und Martin Schede. de Gruyter, Berlin 1979. (Denkmäler antiker Architektur 12). ISBN 3-11-007879-1
  • Klaus Rheidt: Aizanoi. Çavdarhisar. Führer durch die Ruinen. 2., erweiterte und überarbeitete Auflage. Ankara 1998.
  • Klaus Rheidt (Hrsg.): Aizanoi und Anatolien. Neue Entdeckungen zur Geschichte und Archäologie im Hochland des westlichen Kleinasien. von Zabern, Mainz 2010, ISBN 978-3-8053-4169-1 (Zaberns Bildbände zur Archäologie).

Weblinks

 Commons: Aizanoi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
39.17583333333329.609722222222

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Aizanoi — Localisation Pays …   Wikipédia en Français

  • Aizanoi —   [griechisch], lateinisch Aezani, Äsani, römische Stadt in Ostmysien, deren Ruinenfeld beim heutigen Çavdarhisar, etwa 50 km südwestlich von Kütahya, Türkei, liegt. Blüte im 2. Jahrhundert n. Chr.; teilweise erhalten sind u. a. ein Zeustempel… …   Universal-Lexikon

  • Liste antiker Theaterbauten — Die Liste antiker Theaterbauten erfasst möglichst vollständig die erhaltenen wie die lediglich in Quellen erwähnten Theaterbauten der griechisch römischen Antike. Ausgeschlossen aus dieser Liste sind die sogenannten kleinen Theater, d.h. die… …   Deutsch Wikipedia

  • Penkalasbrücke — 39.20083333333329.612222222222 Koordinaten: 39° 12′ 3″ N, 29° 36′ 44″ O f1 …   Deutsch Wikipedia

  • Kütahya Province — Infobox Province TR name=Kütahya region=Aegean area=11,889 total population=684,082 licence=43 area code= 274 governor= Şükrü Kocatepe website= [http://www.kutahya.gov.tr/ http://www.kutahya.gov.tr/] Kütahya is a province of Turkey. It is 11,889… …   Wikipedia

  • Kütahya — Clock Tower Location of Kütahya with …   Wikipedia

  • Archäologisches Institut Rom — Logo des Deutschen Archäologischen Instituts Das Deutsche Archäologische Institut (DAI) ist eine 1829 gegründete international tätige wissenschaftliche Forschungseinrichtung, die heute als Bundesanstalt mit Hauptsitz in Berlin zum… …   Deutsch Wikipedia

  • Asia (Römische Provinz) — Lage der Provinz Römische Provinzen unter Trajan (117 n. Chr.) Asia war eine Provinz des römischen Re …   Deutsch Wikipedia

  • Daniel Krencker — (* 15. Juli 1874 in Andolsheim; † 10. November 1941 in Berlin) war ein aus dem Elsass stammender deutscher Bauforscher. Der Sohn eines Pfarrers studierte zunächst an der Universität Straßburg Naturwissenschaften und Mathematik, anschließend von… …   Deutsch Wikipedia

  • Krencker — Daniel Krencker (* 15. Juli 1874 in Andolsheim; † 10. November 1941 in Berlin) war ein aus dem Elsass stammender deutscher Bauforscher. Der Sohn eines Pfarrers studierte zunächst an der Universität Straßburg Naturwissenschaften und Mathematik,… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”