- Eugen Mittwoch
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Eugen Mittwoch (* 4. Dezember 1876 in Schrimm bei Posen; † 8. November 1942 in London) war einer der Begründer der modernen Islamwissenschaften in Deutschland und ein bedeutender jüdischer Gelehrter.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Mittwoch beabsichtigte zunächst, Rabbiner zu werden, und absolvierte ein Studium am Rabbinerseminar Berlin. 1899 promovierte er bei Eduard Sachau. Seine Habilitation erfolgte 1905. Während des Ersten Weltkriegs leitete Mittwoch die Nachrichtenstelle für den Orient als Nachfolger des Gründers Baron Oppenheim und Karl Emil Schabingers von Schowingen.
Nach einer ersten Tätigkeit an der Universität Berlin 1915-16 und einer kurzen Berufung an die Universität Greifswald 1917 war er von 1919 bis zu seiner Entlassung durch die NS-Regierung 1935 Professor für Semitistik an der Berliner Universität. In dieser Zeit wirkte er auch als bedeutender jüdischer Gelehrter, u. a. war er akademischer Lehrer des legendären „Rav“, Rabbi Joseph Ber Soloveitchik. Dass Mittwoch 1935 regulär emeritiert wurde und später noch Bezüge der Berliner Universität erhielt, war auf persönliche Intervention von Benito Mussolini zurückzuführen. Mittwoch war der führende Kenner Abessiniens in Europa und somit als Wissenschaftler für die in Äthiopien militärisch tätigen Italiener von erheblicher Bedeutung. Zwischen 1910 und 1930 bildete Mittwoch junge Falaschas aus und war ein bedeutendes Mitglied des Hilfsvereins der deutschen Juden. Er amtierte als letzter Vorsitzender der Gesellschaft der Förderung der Wissenschaft des Judentums und war auch Geschäftsführer im Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Als einer der ersten deutschen Juden sprach Mittwoch modernes Hebräisch.
Während der 1930er Jahre war Mittwoch Leiter des Berliner Büros des American Jewish Joint Distribution Committee. Er emigrierte 1938 nach Frankreich und ging 1939 nach London.
Publikationen
Eine vollständige Publikationsliste von Mittwoch findet sich in der „Festschrift“ von Walter Gottschalk zu Mittwochs 60. Geburtstag. Wichtige Veröffentlichungen:
- Hebräische Inschriften aus Palmyra. (Hebrew inscriptions at Palmyra). 1902.
- Ibn Saad: Biographie Mohammeds bis zur Flucht. (Biography of Mohammed up to the time of his flight). Published by Eugen Mittwoch and Eduard Sachau. 1905.
- Die arabischen Lehrbucher der Augenheilkunde. (The Arabic manuals of ophthalmology). Published by I. Hirschberg, with the co-operation of I Lippert and E. Mittwoch. 1905.
- Die literarische Tätigkeit Hamza al-Isbahanis. (The literary activity of Hamza al-Isbahani). A contribution to ancient Arabic literary history. 1909.
- Abessinische Kinderspiele, 1910 f.
- Zur Entstehungs-Geschichte des Islamischen Gebets und Kultus. (On the origins of Islamic prayer and cult). 1913.
- Hebräische Inschriften in der Synagoge von Aleppo. (Hebrew Inscriptions at the Synagogue of Aleppo) by M. Sobernheim and E. Mittwoch. 1915.
- Mohammed-Biographie, 1917.
- Hebräische Etymologie. (Hebrew Etymology). 1923.
- Die traditionelle Aussprache des Aethiopischen. (Traditional pronunciation of Ethiopian). 1925.
- Aus dem Jemen. Hermann Burchardts letzte Reise in den Jemen (From the Yemen: Hermann Burchardt's last expedition to South Arabia). 1926.
- Moses Mendelssohn: Collected Works. Jubilee Edition. Published by I. Elbogen, I. Guttmann and E. Mittwoch. 1929-1932.
- Die amharische Version der Soirees de Carthage. (The Amharic Version of the Soirees de Carthage). 1932.
Postume Veröffentlichungen
- Aramaic Documents of the Fifth Century, by G. R. Driver. Oxford, 1953. (Eugen Mittwoch lieferte dazu entscheidende Vorarbeiten).
Literatur
- Joseph Walk (Hrsg.), Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem, Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4.
Weblinks
- Literatur von und über Eugen Mittwoch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Peter Heine: Wiederentdeckte Gemeinsamkeiten - Rezension des von Martin Kramer hrsg. Bandes „The Jewish Discovery of Islam“, Orientalistische Literaturzeitung, 2000
- Manfred Lehmann: Re-writing the Biography of Rav Soloveitchik
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