Eugène Delacroix

Eugène Delacroix
Fotografie Eugène Delacroix’ von Félix Nadar, 1858
Selbstbildnis von 1837. Louvre, Paris
Die Dante-Barke, 1822
Radierung
Der Tod des Sardanapal, 1827

Ferdinand Victor Eugène Delacroix (* 26. April 1798 in Charenton-Saint-Maurice, einem Vorort von Paris; † 13. August 1863 in Paris) war einer der bedeutendsten französischen Maler und gilt wegen der Lebhaftigkeit seiner Vorstellungskraft und wegen seines großzügigen Umgangs mit den Farben als Wegbereiter des Impressionismus.

Delacroix wird zwar der französischen Romantik zugeordnet, jedoch lehnte es für sich ab, der populär werdenden Strömung der romantischen Schule zugeschlagen zu werden.[1] Er wurde zum Vorbild vieler Impressionisten, die sich entschieden von der romantischen Schule und dem Klassizismus abgrenzten.

Delacroix stellte alljährlich im Pariser Salon Gemälde aus, deren leidenschaftliche Sujets Aufsehen erregten und nicht selten schockierten.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Delacroix’ Mutter stammte aus der Kunsttischlerfamilie Oeben, sein Vater Charles-François Delacroix war Mitglied der Revolutionsregierung und bis 1797 Außenminister. Anschließend arbeitete er als Botschafter in Holland. In dieser Zeit wurde Delacroix geboren. Es gibt allerdings gewichtige Hinweise darauf, dass sein Vater in Wahrheit Charles Maurice de Talleyrand war. Vertreten wird die These von Talleyrand als Erzeuger des berühmten Malers u.a. von Franz Blei, Alfred Duff Cooper, 1. Viscount Norwich, und Orieux. Diese Autoren berufen sich dabei auf die physiognomische Ähnlichkeit von Talleyrand und Delacroix, die Unmöglichkeit der biologischen Vaterschaft von Delacroix' nominellem Vater, der zum Zeugungszeitpunkt infolge eines venerischen Gebrechens – das erst mehrere Monate nach der Zeugung behoben worden war – nicht zeugungsfähig war und auf die Förderung des jungen Delacroix durch einen anonymen aber mächtigen und finanzkräftigen Wohltäter.

Einige Monate nachdem Charles-François Delacroix Präfekt der Gironde geworden war, zog die Familie nach Bordeaux. Seine Kindheit verlief ereignisreich, wie Alexandre Dumas, ein späterer Freund, die Nachwelt wissen lässt. In der Schule fiel sein musikalisches Talent auf.

Nachdem 1805 Charles-François Delacroix gestorben war, zog die Familie einige Monate später nach Paris zurück. Hier besuchte Eugène Delacroix das Lycée Impérial, an dem er eine Vorliebe für Literatur entwickelte. Seine Ferien verbrachte er in einem gotischen Kloster in der Normandie, das einem Cousin gehörte. Die Ruinen beeindruckten ihn derart, dass er mit dem Malen begann. Durch seinen Onkel Jean-Henri Riesener dazu ermuntert, besuchten die beiden ab und zu das Atelier von Pierre-Narcisse Guérin.

Seine Mutter starb 1814, und Eugène zog zu seiner Schwester. Ein Jahr später begann er ein Studium im Atelier von Guérin. 1816 schrieb er sich an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris ein.

Zwei Jahre später beobachtete Delacroix Théodore Géricault bei seiner Arbeit an dem Gemälde »Das Floß der Medusa«. Von dieser Erfahrung aufgewühlt, malte er die »Dante-Barke«, die sich auf eine Szene aus Dante Alighieris Hauptwerk »Göttliche Komödie« bezieht. Dieses Werk gab er 1822 an den Salon zur alljährlichen Kunstausstellung – es war unkonventionell und erregte weite Aufmerksamkeit. Der französische Staat erwarb das Bild und ließ es im Palais du Luxembourg aufhängen. Mit 24 Jahren verließ Delacroix die Ecole des Beaux-Arts, begann Tagebuch zu führen, sich und sein Umfeld zu analysieren und beteiligte sich an Diskussionen über Kunst.

Er fühlte sich zu den Romantikern hingezogen. Deren Ideen, Gedanken und Vorstellungen spiegeln sich in seinem zweiten Bild »Das Massaker von Chios« wider, das auf eine geteilte Kritik stieß. Mit diesem Bild war seine Bedeutung in der jüngeren Malergeneration nicht mehr zu leugnen. Er galt als der führende Maler der Romantik, auch wenn er selbst diese Führungsrolle immer wieder bestritt.

Delacroix las nun Gedichte von Lord Byron und begann sich für das Theater zu interessieren. Besonders schätzte er die Dramen von William Shakespeare und Goethes »Faust«. Zu Faust fertigte er 1827 17 Lithografien an. Im selben Jahr stellte er sein Bild »Der Tod des Sardanapal« aus, das die Kritiker entsetzte. Viele drängten ihn, sein Talent nicht in solchen Exzessen zu vergeuden. Diese Stimmen verstummten 1831, als er »Die Freiheit führt das Volk« zum Ruhme und zum Gedenken der Julirevolution im Salon ausstellte. Mit diesem Bild festigte er seine führende Rolle unter den Malern.

Einflussreiche Freunde ermöglichten Delacroix eine Reise nach Marokko und einen Besuch des dortigen Sultans. Er konnte nun mit eigenen Augen Dinge sehen, welche sich die Romantiker in ihrer Fantasie vorgestellt hatten. Delacroix war vom strahlenden Licht, den üppigen Farben und der schlichten Würde des Islam beeindruckt. Die in dieser Zeit zu Hunderten entstandenen Notizen und Skizzen blieben ihm ein stetiger Quell der Inspiration. Studien zu Tieren und vor allem seine Gemälde zur Löwenjagd sind ebenfalls Ausdruck dieser Schaffensperiode.

Nach Frankreich zurückgekehrt, beauftragte ihn die Regierung mit mehreren Gemälden, die ihn bis an sein Lebensende beschäftigten. Dadurch, dass er monatelang ununterbrochen arbeitete, pausenlos Entwürfe und Skizzen anfertigte und dabei noch seine Mitarbeiter dirigierte, blieb ihm wenig Freizeit. Zerstreuung fand er morgens in den Salons, in denen sein Esprit und seine Intelligenz gefragt waren. Wirkliche Freunde hatte er nur wenige, darunter George Sand und Frédéric Chopin.

Im Alter wurde Delacroix, der sich mehr und mehr zurückzog, mit großen Ehren bedacht. Auf der Weltausstellung von 1855 wurde ihm eine Retrospektive gewidmet. Außerdem wurde er mit der Grand Médaille d’Honneur ausgezeichnet, wurde Kommandeur der Ehrenlegion und 1857 Mitglied der Ecole des Beaux-Arts, an die er 1859 sein letztes Bild schickte. Vier Jahre später starb er an einer chronischen Halserkrankung.

Wegbereiter des Impressionismus

Delacroix wendete sich gegen die zu seiner Zeit vorherrschende Praxis der Klassizisten, die dem plastischen Ideal zuliebe den Helligkeitswerten in der Malerei den Vorrang gaben und die die Buntwerte der Farbe eher als zweitrangig ansahen. Delacroix war mit anderen Romantikern, wie etwa Turner, der Meinung, dass sich die Malerei damit um ihr ureigenstes Mittel betrüge, der Farbwerte selbst. Mit ihrer Hilfe bestimmte er die Gesamtwirkung des Bildes. Entsprechend dem jeweiligen Thema stellte er die Farben zunächst auf der Palette zusammen, um von vorneherein den Charakter des Werkes zu beeinflussen. Auf diese Weise erreichte Delacroix einen enormen Reichtum in der farblichen Differenzierung. Auch durch den Einsatz der optischen Mischung und der Reflexfarben, der auf der genauen Beobachtung der wechselnden Lichtverhältnisse basiert, kündigt Delacroix' Malweise den Impressionismus an.[2]

Werke (Auswahl)

Die Hinrichtung des Dogen Marino Faliero (1826)
Die Dante-Barke (1822)
Das Massaker von Chios (1824)
Der Tod des Sardanapal (1827)
Die Freiheit führt das Volk (1830)
Die Frauen von Algier (1834)
Jüdische Hochzeit in Marokko (1837-41)
Die Einnahme von Konstantinopel (1840)
La Grèce sur les ruines de Missolonghi (Griechenland auf den Ruinen von Missolonghi sterbend) (1826)
Löwenjagd in Marokko (1854)
Inderin, von einem Tiger zerrissen
Pferde, aus dem Meer kommend (1860)
Blumenstillleben (um 1834)

Berühmte Schüler (Auswahl)

Literatur

  • Ausstellungskatalog: Géricault, Delacroix, Daumier und Zeitgenossen. Französische Lithographien und Zeichnungen, hg. von Michael Brunner u.a., bearb. von Karin Althaus, Michael Mohr und Götz J. Pfeiffer. Imhof-Verlag, Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-403-5
  • Gilles Néret: Eugène Delacroix. 1798 - 1863. Der König der Romantiker. Taschen, Köln, London, Los Angeles, Madrid, Paris und Tokyo 2004, ISBN 3-8228-1393-1
  • Robert Floetemeyer: Delacroix' Bild des Menschen - Erkundungen vor dem Hintergrund der Kunst des Rubens. Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2329-8
  • Sabine Maria Schmidt / Marie-Christine Torre-Schäfer / Günter Busch: Eugène Delacroix. Ausstellungskatalog Kunsthalle Bremen. Hauschild, Bremen 1998, ISBN 978-3-931785-85-7

Einzelnachweise

  1. Peter H. Feist: Französischer Impressionismus, S. 24
  2. W. Nerdinger (Hrsg.): Perspektiven der Kunst, München, Oldenbourg, 2002

Weblinks

 Commons: Eugène Delacroix – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Eugène Delacroix – Quellen und Volltexte (Französisch)

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