- Europäisches Alpenveilchen
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Europäisches Alpenveilchen Europäisches Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens)
Systematik Asteriden Ordnung: Heidekrautartige (Ericales) Familie: Primelgewächse (Primulaceae) Unterfamilie: Myrsinengewächse (Myrsinoideae) Gattung: Alpenveilchen (Cyclamen) Art: Europäisches Alpenveilchen Wissenschaftlicher Name Cyclamen purpurascens Mill. Das Europäische Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens), auch Wildes Alpenveilchen, Zyklame, Erdscheibe oder Erdbrot genannt, gehört zur Gattung der Alpenveilchen (Cyclamen).
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Das Europäische Alpenveilchen ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von etwa 5 bis 15 cm erreicht. Es besitzt eine im Boden liegende, kugelige Knolle als Überdauerungsorgan und wird daher zu den Knollengeophyten gezählt. Die Knolle bildet sich allein durch eine Verdickung des Hypokotyls, des Sprossachsenbereichs zwischen Wurzelhals und erstem Keimblatt. Deshalb bezeichnet man in der Botanik die Knolle des Alpenveilchens als Hypokotylknolle. Ebenso wie das Alpenveilchen bildet zum Beispiel auch der Winterling eine ausdauernde Hypokotylknolle aus[1].
Blatt- und Blütenstiele sowie der Kelch sind behaart. Die grundständigen Laubblätter sind lang gestielt, nieren- bis herzförmig mit abgerundeten Lappen. Die Oberseite der Blattspreite ist meist dunkelgrün mit helleren Flecken und Streifen, die Unterseite rötlich.
Die duftenden Blüten stehen nickend an einem langen Stiel, der zur Fruchtzeit spiralig eingerollt ist. Die Kelchblätter sind eiförmig gezähnt. Die Krone ist karminrot, am Schlundeingang zur 4 bis 8 mm langen Röhre dunkler rot, mit 15 bis 25 mm langen, zurückgeschlagenen Kronzipfeln.
Die Blütezeit reicht von Juni bis September.
Ökologie
Das Europäische Alpenveilchen ist ein ausdauernder Knollen-Geophyt mit Hypokotylknolle. Die neuen Blätter erscheinen etwa mit dem Absterben der Blätter des Vorjahres. Die Blütenstiele besitzen fast kein Festigungsgewebe und stehen daher nur bei optimaler Wasserversorgung aufrecht. Ausgegrabene Knollen können auch ohne Erde und Wasser austreiben.
Die Blüten sind vormännliche „Glockenblumen mit Streukegel“. Sie besitzen keinen Nektar aber wohlriechende ätherische Öle. Das zuckerreiche, anbohrbare Gewebe in den Blüten hat wahrscheinlich keine ökologische Funktion. Die Bestäubung erfolgt durch Hummeln; auch Selbstbestäubung ist möglich. Blütezeit ist von Juni bis September. Um bei Zimmerpflanzen einen Fruchtansatz zu erreichen, muss man die Bestäubung mechanisch mit einem Pinsel vornehmen.
Die kugeligen Fruchtkapseln öffnen sich klappig an der Spitze. Die Pflanze ist ein Selbstaussäer. Die Fruchtstiele sind spiralig gedreht und bei der Reife niederliegend. Die Früchte öffnen sich im Juli bis August des Folgejahres, wenn sie meist unter Laub liegen, denn die Samen sind Dunkelkeimer. Sie besitzen einen Ölkörper, ein Elaiosom, was die Ausbreitung durch Ameisen begünstigt.
Vegetative Vermehrung ist durch kurze Ausläufer möglich.
Vorkommen
Diese Art ist in den Südalpen, Ostalpen bis zum Balkan auf kalkhaltigen Böden in schattigen Lagen und Mischwäldern von der Tallage bis in Höhenlagen von 2000 Metern anzutreffen.
In Österreich kommt das Europäische Alpenveilchen häufig bis zerstreut in allen Bundesländern vor. In Deutschland wächst es wild an wenigen Stellen im südöstlichen Bayern und im Altmühltal. In Mittelbayern sind Bestände in den Berchtesgadner Alpen, bei Freilassing, Waging, Garching und Hohenwarth belegt. In Nordbayern existiert ein kleiner Bestand in der Hersbrucker Schweiz. Wahrscheinlich wurde die Pflanze dort ursprünglich von Carl Wenglein eingeführt und konnte sich dann ohne weitere Pflegemaßnahmen etablieren.
Das wilde Alpenveilchen ist nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.
Sonstiges
Die Pflanze ist durch ätherische Öle wohlriechend. Die Knolle ist durch Tritertensaponine, u.a. (Cyclamin) stark giftig. Für den Menschen können schon 0,3 g der Knolle toxisch sein, höhere Dosen können schließlich zum Tod durch Atemlähmung führen. Tiere reagieren unterschiedlich auf die Droge. Schweine sind weniger empfindlich, bei Fischen rufen schon geringste Dosen Bewusstlosigkeit hervor[2]. Sie besitzt mit 390000 den höchsten bisher gemessenen hämolytischen Index. Das heißt, dass 1 g Droge aufgelöst in einem Volumen bis zu 390 l eine lytische Aktivität von roten Blutkörperchen aufweist.[3]
Die als Topfpflanzen gezogenen Alpenveilchen gehen auf die Art Cyclamen persicum zurück.
Es handelt sich hierbei um eine alte Volksarzneipflanze, die noch heute in der Homöopathie Verwendung findet.
Literatur
- Xaver Finkenzeller: Alpenblumen, München 2003, ISBN 3-576-11482-3
- Manfred A. Fischer: Exkursionsflora von Österreich, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-3461-6
- R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
Einzelnachweise
- ↑ Universität Ulm[1], Morphologie der Achse
- ↑ Botanischer Garten Erlangen der Universität Erlangen - Nürnberg: Arzneipflanzen
- ↑ Eberhard Teuscher u.a.: Biogene Arzneimittel. Ein Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie, 6. Auflage, Wissenschaftliche VerlagsGmbH, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-8047-2073-2.
Weblinks
Commons: Cyclamen purpurascens – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Europäisches Alpenveilchen. In: FloraWeb.de.
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