Fahne und Wappen des Kantons Thurgau

Fahne und Wappen des Kantons Thurgau
Wappen des Kantons Thurgau
Fahne des Kantons Thurgau

Das Wappen des Kantons Thurgau stellt zwei gelbe (heraldisch: goldene), schreitende Löwen auf einem schräg geteilten, weissen (heraldisch: silbernen) und grünen Grund dar. Die Löwen sind aus dem Wappen der Landgrafschaft Thurgau entnommen, das wiederum auf dem Wappen der kyburgischen Grafen beruht. Bei der Wappenschöpfung wurden das Weiss als Farbe der Unschuld, das Grün als Farbe der Freiheit gewählt.

Inhaltsverzeichnis

Blasonierung

Die offizielle Blasonierung des Thurgauer Wappens lautet: Schräg geteilt von Silber und Grün mit zwei rotgezungten gezierten goldenen Löwen.[1]

Geschichte

Von den Kyburgern

Wappen der Grafen von Kyburg

Das Kantonswappen stammt vom Wappen der Grafschaft Kyburg (11. Jahrhundert bis 1264) ab, in dem zwei goldene Löwen auf schwarzem Grund zu sehen sind. Die Bedeutung der Löwen geht wahrscheinlich auf die beiden Familien zurück, aus denen die Grafschaft entstanden ist, nämlich aus dem Zusammenschluss der beiden gleichberechtigten Adelsfamilien der Herren zu Winterthur (Adelheid, die Tochter Adalberts) sowie von derer von Dillingen (Hartmann I.).

Die korrekte Blasonierung des Wappens der Kyburger lautet: In Schwarz ein goldener Schrägbalken, begleitet von zwei schreitenden goldenen Löwen.

Die Herkunft der Farbe Schwarz gegenüber Rot im Wappen ist ungeklärt; es gibt zwei Theorien hierzu:

Ursprünglich sei der Hintergrund rot gewesen. Schwarz gilt als Trauerfarbe und wurde erst nach dem Übergang an die Habsburger ins Kyburger Wappen aufgenommen, als das Geschlecht der Kyburger 1264 ausgestorben war (für diese Theorie sprechen die heutigen Wappen von Andelfingen und Diessenhofen). Das Wappen der habsburgischen Seitenlinie Habsburg-Neukyburg weist allerdings wieder die goldenen Löwen auf rotem Grund auf.

Schwarz gelte als reine Kontrastfarbe, um im Mittelalter, als die Wappen noch als Ritterzeichen verwandt wurden, die goldenen Löwen besser hervorzuheben (s. dazu den Artikel Heraldische Farbenregel, allerdings wird die Kontrastwirkung natürlich nicht nur durch die Trennung von Metallen und Farben erreicht, sondern auch mit anderen farblichen Elementen).

Habsburgische Herrschaft

Nachdem die Habsburger die wegen des Aussterbens der Familie führerlose Grafschaft Kyburg übernahmen – der letzte Graf von Kyburg, Hartmann IV., vererbte das Reich an seinen Neffen, Rudolf I. von Habsburg – erteilten sie 1275 der Stadt Winterthur die Erlaubnis, ihr Wappen zu behalten. So konnten sich die Motive der Löwen und des Schrägbalkens bis in die heutige Zeit hinüber retten.

Unabhängiger Kanton 1803

Der heutige Kanton Thurgau war 1460–1798 eine sogenannte Gemeine Herrschaft der sieben (Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus) bzw. acht regierenden (ab 1712 zusammen mit Bern) sowie der 10 am Malefiz partizipierenden Orte (die genannten Städte und Orte mit Freiburg und Solothurn), d. h. die Landgrafschaft Thurgau wurde gemeinsam verwaltet. 1798–1803 war der Thurgau als Verwaltungseinheit ein Kanton der Helvetischen Republik. Erst 1803 erhielt das Gebiet durch die Napoleonische Mediationsakte Souveränitätsrechte zusammen mit anderen Kantonen wie St. Gallen und der Waadt. Damals wurde das bis anhin in der Heraldik unbeliebte Grün als Farbe der Freiheit eingeführt. Die Farben Weiss und Grün kommen in dieser Zeit häufig in Kantonswappen zum Zug, auch in den Kantonen Waadt oder St. Gallen. Historisch gesehen ist die Vergleichbarkeit gewiss mit der Waadt am grössten.

Eigentlich durften wegen der heraldischen Regel, dass sich zwei Metalle in einem Wappen nicht direkt begegnen dürfen Weiss und Gelb keine direkten Farbnachbarn sein. Deshalb gilt das Thurgauer Wappen bis heute als Kuriosität. Der vor einigen Jahrzehnten angestrengte Versuch das Wappen durch eines zu ersetzen, das den Farbregeln der Heraldik entspricht, war nicht von Erfolg gekrönt.[2]

Ähnliche Gemeindewappen

Im direkten Zusammenhang zur Grafschaft Kyburg

Die hier aufgeführten Wappen gehen direkt auf die Grafschaft Kyburg zurück.

Aus dem Kantonswappen abgeleitet

Folgende Wappen (Auswahl) sind aus dem Wappen des Kantons Thurgau abgeleitet und zeigen die aus dem Wappen der Landgrafschaft Thurgau entnommenen roten Löwen, oft auf weissem Grund. Interessant ist auch die Farbgebung Weiss/Grün im Wappen Kesswils, denn Grün war bis in die Zeit der Helvetik als Wappenfarbe verpönt.

Der Löwe ist ein allgemein sehr beliebtes Wappentier der Thurgauer Orte, siehe z. B. die Wappen von Wilen TG oder Wigoltingen. Allerdings ist bei diesen der Zusammenhang mit dem Kyburger Wappen nicht mehr genau nachzuweisen. Das Wappen Frauenfelds zeigt notabene keinen Löwen, sondern einen Leoparden, wobei der Unterschied gering ist.

Siehe auch

Literatur

  • Louis Mühlemann: Wappen und Fahnen der Schweiz. 3. Auflage, Bühler-Verlag, Lengnau 1991, ISBN 3-9520071-1-0

Einzelnachweise

  1. Wiki Genealogie: Thurgauer Wappen, auf Mühlemann zurückgehend, s. Literaturverweis
  2. Seite Thurgau im Offiziellen Wappenlexikon

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