- Löwe (Wappentier)
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Der Löwe ist eine gemeine Figur der Heraldik und das beliebteste Wappentier. Er symbolisiert Mut und Königlichkeit, da er als König der Tiere gilt.
Inhaltsverzeichnis
Zur Symbolik und Verwendung
Der Löwe wird schon seit der Steinzeit bildlich dargestellt. So haben bereits die eiszeitlichen Jäger in der Kulturstufe des Aurignacien vor mehr als 30.000 Jahren den Löwen dargestellt. Die in vielen Kulturen verbreitete Charakteristik des Löwen als „König der Tiere“ geht auf den Einfluss des Physiologus zurück, eines frühchristlichen Buches über Tiersymbolik von allgemein großem Einfluss auf die westliche Kultur. Die königliche Symbolik wurde in der Geschichte wiederholt aufgegriffen, um Machtansprüche anzumelden oder zu bekräftigen, zum Beispiel von Heinrich dem Löwen. Die hiervon ausgehende Faszination wird bis heute durch die Vielzahl von Wappen deutlich, auf denen der Löwe in verschiedensten Farben und Formen abgebildet ist (siehe unten).
In der Antike war der Löwe im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. In der griechischen Mythologie erscheinen Löwen in verschiedener Funktion: Der Nemëische Löwe wurde als eine menschenfressende Bestie dargestellt, den zu töten eine der zwölf Aufgaben des Herakles war. In der Geschichte von Androklus, einer der Fabeln des Äsop, zieht der Held, ein entlaufener Sklave, einem Löwen einen Dorn aus der Pfote; als er später zur Strafe für seine Flucht den Löwen zum Fraß vorgeworfen werden soll, erkennt ihn das Tier wieder und weigert sich, den Mann zu töten. Der geflügelte Löwe wird in der Bibel erwähnt (Daniel 7,4) und in der christlichen Ikonographie dem Evangelisten Markus zugeordnet. Auch in zahlreichen anderen antiken Kulturen spielte der Löwe eine Rolle. In Ägypten wurden Pharaonen als Sphingen dargestellt, Löwen mit Menschenkopf. Die berühmteste derartige Darstellung ist der Große Sphinx von Gizeh. Die ägyptische Mythologie kannte auch Dedun, den oberägyptischen Gott des Reichtums.
Der heraldische Löwe
Wie für heraldische Darstellungen typisch wird auch der Löwe stark stilisiert dargestellt. Typische Körpermerkmale wie der Kopf, die Pranken und der Schwanz werden dabei sehr deutlich herausgearbeitet, dagegen wird der Körper in der heraldischen Darstellung stark verschlankt. Insbesondere die typische Mähne des Löwen wird auf wenige Fransen reduziert, teilweise auch ganz weggelassen.
Im Gegensatz zum heraldischen Leoparden wird der heraldische Löwe im Profil aufgerichtet bzw. steigend, d.h. auf den Hinterfüßen stehend dargestellt. Er blickt geradeaus. Diese Darstellung ist die Grundform und muss beim Blasonieren nicht gemeldet werden. Wird der Löwe schreitend und geradeaus blickend dargestellt, spricht die Heraldik von einem schreitenden oder leopardierten Löwen. Steht er zwar auf den Hinterfüßen (aufgerichtet bzw. steigend), hat den Kopf aber zum Betrachter gewendet (herschauend), handelt es sich um einen gelöwten Leopard. Daneben gibt es den Löwen auch rückwärts blickend vereinzelt auch nur den herblickenden Leopardenkopf. Selten sind sitzende oder liegende Löwen. Der Schwanz des Löwen wird einfach oder doppelt im Wappen dargestellt. Es ist dann ein doppelschwänziger Löwe, auch noch mehr Schwänze finden sich. Die Krümmung des Schwanzes wird nur in Ausnahmefällen blasoniert. Ein mähnenloser Löwe wird als Löwin beschrieben.
Der heraldische Löwe ist meist golden, rot oder schwarz dargestellt. Silberne oder blaue Löwen sind eher selten. Mitunter sind die die Waffen des Löwen (vor allem die Krallen) und die ausgeschlagene Zunge andersfarbig tingiert. Dies muss beim Blasonieren gemeldet werden. Es heißt dann zum Beispiel „ein goldener, rot bewehrter Löwe“. Auch der Umstand, dass der Löwe eine Krone trägt, muss entsprechend angegeben werden, ebenfalls mit der Farbe. Darstellungen des Tieres mit ausgeschlagener Zunge treten in Wappen erst nach 1340 auf. Davor und auf Siegeln war die Zunge noch kein Unterscheidungsmerkmal.[1]
Der gelöwte Leopard
Leopard in aufrechter Stellung, Blick zum Betrachter. Im Mittelalter gab es diesen Unterschied nicht.[2]
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Wappen der ehemaligen Stadt Remda
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Wappen der ehemaligen Stadt Teichel
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Wappen von Bad Blankenburg
Leopardierender Löwe
Schreitende Löwen, Blick nach heraldisch rechts.
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Schreitender Löwe im Wappen Baden-Württembergs
Sonderformen
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Geflügelte Markuslöwe, stets liegend oder stehend/schreitend, die Flügel in gleicher Farbe.
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Geflügelter Löwe im Wappen von Gießen. Abweichend vom Markuslöwen ist der Gießener Löwe aufrecht mit anders tingierten Flügeln.
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Wappen Alteglofsheims: geflügelter Löwenkopf
Folgende Fabelwesen gelten als eigenständige Figuren:
- Mannlöwe und Frauenlöwe: Mit dem Oberkörper eines Mannes als Mannlöwe und mit dem Oberkörper eine Frau als Frauenlöwe in der Heraldik bekannt. Letztere Löwendarstellung wird auch Sphinx genannt.
- der Greif ist eine Fantasiegestalt in der Heraldik, ein Adleroberkörper mit einem Löwenunterleib vereint
- der Panther (Wappentier), ein löwenfüßiges, meist drachenköpfiges Tier
- der Seelöwe, das ist ein Wappentier mit dem Löwenvorderteil und dem Hinterteil als Fischschwanz
- ein weiteres löwenkörpriges Fabelwesen ist die Mantikor
- die Chimäre in der Heraldik wird mit Mädchengesicht, Löwenmähne, Löwenfüße, Ziegenkörper und einem Drachenschwanz dargestellt[3].
- der Adlerlöwe, Kombination aus Adlerkopf und Löwenkörper
Beispiele
Löwen mit besonderen Namen
Bild Name Aussehen und/oder Bedeutung Aschokalöwe Wappentier Indiens. Dieser Löwe ist im Staatswappen und hat drei in verschiedenen Richtungen blickende Löwenköpfe, die einen Körper haben. Es ist ein Geryonskopf. Bayerischer Löwe Der Bayerische Löwe ist Schildhalter des Bayerisches Staatswappen und Symbolfigur Bayerns, unter anderem auf Denkmälern und Auszeichnungen. Braunschweiger Löwe Einer Statue in Braunschweig nachempfundenes Wappentier Braunschweigs. In silbernem Schilde ein (heraldisch rechts gewendeter) schwarzbewehrter, silberngezahnter roter Löwe. Bunter Löwe Wappentier der Bundesländer Hessen und Thüringen Bergischer Löwe In Silber ein doppelschwänziger, blaubewehrter, blaugezungter und blaugekrönter roter Löwe. Der Bergische Löwe war das Wappentier des Herzogtums Berg
Bamberger Löwe Wappentier des Hochstifts Bamberg. Böhmischer Löwe In Rot ein doppelschwänziger, goldbewehrter und -bezungter silberner Löwe mit goldener Blätterkrone. oben Brabanter Löwe
unten Limburgischer LöweIn Schwarz ein goldener rotgezungter und rotbewehrter Löwe.
In Silber ein roter doppelschwänziger goldgekrönter und so gezungter und bewehrter Löwe.Flämischer Löwe, auch Flandrischer Löwe Im goldenen Feld ein schwarzer rotbewehrter und rotgezungter Löwe im Wappen von Flandern. Folkunger Löwe Schildhalter im schwedischen großen Staatswappen Geldern(sch)er Löwe (Herzogtum Geldern) In Blau ein rotbewehrter, rotgezungter und rotgekrönter goldener Löwe. Löwe von Habsburg In Gold ein blaubewehrter, blaugezungter und blaugekrönt roter Löwe. Althabsburg, später mit dem Bindenschild Familienwappen, und von dort in die Wappen der römisch-deutschen und österreichischen Kaiser vom 12. bis in das 20. Jahrhundert, europaweit häufig Heinsberger Löwe In rot rechtsgewendeter, bekrönter, doppelt geschweifter silberner/weißer Löwe. Itterscher Löwe (Itter (Adelsgeschlecht)), auch Eversteiner Löwe (Everstein (Adelsgeschlecht)) In Blau ein goldgekrönter silberner rot gezungter und bewehrter Löwe Löwe Judas Der Löwe von Juda Jülicher Löwe In Gold ein wachsender rotgezungter schwarzer Löwe. In anderen Wappen auch rotbewehrt. Der Lemberger Löwe, auch als Ruthenischer Löwe bezeichnet, ist das Wappentier des historischen Gebietes Lemberg, steht aber auch für das Wappentier der Woiwodschaft Ruthenien und von Halytsch-Wolhynien 1. In Blau ein silberbewehrter und silbergezungter goldener Löwe, auch goldgekrönt oder 2. In Blau ein rotbewehrter und rotgezungter goldener Löwe, auch goldgekrönt
Löwe von León In Silber ein rotbewehrter, rotgezungter und goldgekrönter purpurner Löwe. Lüneburger Löwe (Fürstentum Lüneburg) In Gold, mit roten Herzen bestreut, ein doppelschwänziger, rotbewehrter und rotgezungter blauer Löwe. Markuslöwe Der Markuslöwe – ein geflügelter, hier liegender golden-nimbierter silberner Löwe – ist das Symbol des Evangelisten Markus und Wappentier von Venedig. Marzocco Der Marzocco – Löwe ist der Schildhalter im Wappen von Florenz Meißner Löwe (Markgrafen zu Meißen) In Gold ein rotbewehrter und rotgezungter schwarzer Löwe. Mohrenlöwe Mit Kopf eines Afrikaners (Mohr für schwarze Hautfarbe) Mohrenlöwe im Wappen von Abfaltersbach (Tirol). Pfälzer Löwe Der Pfälzer Löwe ist vor allem im süddeutschen Raum in den Bundesländern, Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und dem Saarland verbreitet. Ein rotbewehrter, rotbezungter und rotgekrönter goldener Löwe. Schleswigsche Löwen Die Schleswigschen Löwen kommen in verschiedenen Wappen Schleswigs vor. In Gold pfahlweise zwei schreitende, rotbewehrte und rotgezungte blaue Löwen. Stauferlöwe Drei Stauferlöwen im Landeswappen Baden-Württembergs. Veldenzer Löwe (Grafschaft Veldenz) In Silber ein rotgezungter, goldbewehrt und goldbekrönter blauer Löwe. Wächterlöwe Als Schildhalter im Wappen Myanmars. Löwenwappen
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Meißner Löwe im Wappen von Leipzig
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Doppelschwänziger silberner böhmischer Löwe im Wappen Tschechiens
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Staatswappen Dänemarks mit drei schreitenden blauen Löwen
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Zwei schreitende goldene Löwen im Wappen des Kantons Thurgau (Schweiz)
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Drei schreitende Löwen im Wappen der Gemeinde Freienbach (Schweiz)
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Blauer Löwe im Wappen von Wollerau (Schweiz)
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Zwei schreitende rote Löwen im Wappen von Winterthur (Schweiz)
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Schreitender Löwe im Wappen von Hauenstein-Ifenthal (Schweiz)
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Steigender Löwe im Wappen von Lauenau
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Löwe im Wappen der Stadt Wuppertal
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Blaubewehrter und -gezungter roter Löwe von Pfalz-Zweibrücken im Wappen von Winterbach
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Rotbewehrter und -gezungter schwarzer Bamberger Löwe Landkreis Haßberge
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Schwarzer Jülicher Löwe im Wappen von Brachelen
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Verkappter Böhmischer Löwe mit Armringen und Helm: Aussig
Liste weiterer Löwenwappen:
- Auerbach/Vogtl., Dresden, Eisfeld, Freiberg, Gera, Großenhain, Kindelbrück, Königstein (Sächsische Schweiz), Bad Lauchstädt, Lauenstein, Leutenberg, Magdala, Markneukirchen, Markkleeberg, Meißen, Mittweida, Mühlberg/Elbe, Oelsnitz (Vogtland), Orlamünde, Ortrand, Oschatz, Pausa/Vogtl., Pegau, Plaue, Pößneck, Ranis, Rastede, Rudolstadt, Sayda, Schöneck/Vogtl., Siebenlehn, Sonneberg, Weimar
- Braunschweig, Düsseldorf, Frankenthal (Pfalz), Kyffhäuserkreis, Landau in der Pfalz, Landkreis Birkenfeld, Landkreis Celle, Landkreis Chemnitzer Land, Landkreis Freiberg, Landkreis Hameln-Pyrmont, Landkreis Harburg, Landkreis Holzminden, Landkreis Leer, Leverkusen, Neustadt an der Weinstrasse, Passau, Rhein-Lahn-Kreis, Rhein-Sieg-Kreis, Bayern (Bundesland), Thüringen (Bundesland), Wuppertal, Zweibrücken
- Doppelschwänziger Löwe: Bergischer Löwe, Ebenthal (Österreich), Görlitz, ehemaliges Großherzogtum Hessen, Limburg (Belgien), Limburg (Niederlande), Großherzogtum Luxemburg, Plech (Oberfranken), Regionalverband Saarbrücken, Tschechien, TSV 1860 München - weitere s.u. Weblinks
Schildhalterlöwen
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Walter Leonhard, Die große Wappenkunst, Georg D.W. Callwey, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7
- ↑ Lexikon der Heraldik, Gert Oswald, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1984
- ↑ Milan Buben, Heraldik, Albatros Prag, 1984
Weblinks
Commons: Löwen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienCommons: gekrönte Löwen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienCommons: doppelschwänzige Löwen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Wappentier
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