Father Brown

Father Brown

Pater Brown (eigentlich Father Brown) ist eine literarische Gestalt, die von Gilbert Keith Chesterton erfunden wurde. Die im deutschen Sprachraum übliche, besonders durch die Verfilmungen mit Heinz Rühmann bekannte, Verwendung des Begriffs „Pater“ ist genau genommen falsch, da es sich um die für Ordensgeistliche übliche Anrede handelt, während Brown ein Weltgeistlicher ist. Im englischsprachigen Raum wird hier jedoch nicht so streng differenziert, und auch Weltgeistliche werden mit „Father“, angeredet, welches die wörtliche Übersetzung von „Pater“ (deutsch: „Vater“) ins Englische ist. Im Deutschen ist der offizielle Titel eines katholischen Geistlichen „Hochwürden“.

Inhaltsverzeichnis

Chestertons Erzählungen

Zwischen 1910 und 1935 erschienen neunundvierzig Erzählungen von Chesterton über Father Brown, zunächst in Zeitschriften und anschließend zusammengefasst in den folgenden fünf Bänden:

  1. „The Innocence Of Father Brown“ (1911, dt.: Father Browns Einfalt)
  2. „The Wisdom Of Father Brown“ (1914, dt.: Father Browns Weisheit / Das Paradies der Diebe)
  3. „The Incredulity Of Father Brown“ (1926, dt.: Father Browns Ungläubigkeit)
  4. „The Secret Of Father Brown“ (1927, dt.: Father Browns Geheimnis / Das Geheimnis des Pater Brown)
  5. „The Scandal Of Father Brown“ (1935, dt.: Father Browns Skandal)

Für „The Scandal Of Father Brown“ findet sich auch das Datum 1929. Quelle hierfür ist die englische „Penguin Crime Fiction“ Reihe, herausgegeben in den 1970ern von Julian Symons. Der Chesterton-Biograph John Sullivan gibt dagegen 1935 an, was auch mit den Ersterscheinungsdaten der Geschichten in diversen Zeitschriften zwischen 1932 und 1935 übereinstimmt.

Als weitere Geschichten gibt es die zweiteilige Rahmenerzählung in Band 4 sowie „The Donnington Affair“, deren Plot 1914 von Sir Max Pemberton geschrieben und dann Father Brown alias G.K. Chesterton zur Lösung vorgelegt wurde.

Die deutschen Titel der Bücher unterscheiden sich bei verschiedenen Übersetzern und von Verlag zu Verlag. Deutsche Übersetzer der Geschichten waren u.a. Clarisse Meitner, Norbert Miller und Alfred P. Zeller. Eine sehr nahe am englischen Original geschriebene Übersetzung von Hanswilhelm Haefs erschien in fünf Bänden ab 1991 im Zürcher Haffmans-Verlag. Diese Edition enthielt zum ersten Mal alle 50 Father Brown-Geschichten mit Ausnahme von „Father Brown und die Midasmaske“, die erst 2004 in der Übersetzung von Carl Koch auf deutsch erschien. Auch hier ist die von Haefs eingeführte Beibehaltung der englischen Anrede Father übernommen worden.

Charakteristik der Figur

Pater Brown ist ein englischer katholischer Pfarrer, der als Hobby Kriminalfälle löst. Dies gelingt ihm, indem er sich in den Täter hineinversetzt, dabei das Verbrechen selbst begeht, wie er sagt. Dabei ist er aber weniger daran interessiert, Verbrecher der irdischen Gerechtigkeit auszuliefern, sondern er will sie zu Gott führen.

Es fällt schwer, aus Chestertons Erzählungen eine Beschreibung und Biographie Father Browns abzuleiten. Sein Vorname beginnt mit einem „J“ (Das Auge Apollos); er wird beschrieben als klein und gedrungen, mit einem großen Kopf. „Sein Hut umgab sein rundes Gesicht wie ein Heiligenschein.“ (in: Der Spiegel des Richters). Seine Augen sind grau (Der Hammer Gottes). Father Brown hat nur wenige Verwandte: eine Schwester und eine Nichte, Elizabeth („Betty“) Fane (Das schlimmste Verbrechen der Welt). Er ist in Essex aufgewachsen (Der Dorfvampir) und studierte in Oxford am (fiktiven) Mandeville College (Das Verbrechen des Kommunisten). Als Kaplan arbeitete er eine Zeit lang in einem Gefängnis in Chicago (Der Fehler der Maschine). Offensichtlich hatte Brown im Laufe der Zeit mehrere Pfarrstellen inne, erwähnt werden:

  • das Kirchspiel „Cobhole“ in Essex (Der Gott des Gongs u.a.)
  • die Londoner Pfarre St. Dominic (Der Garten des Richters u.a.)
  • das kleine Dorf „Bohun Beacon“ (Der Hammer Gottes)
  • Scarborough (Die Abwesenheit des Herrn Glass)

Außerdem war er als Missionar in Südamerika tätig (Die Auferstehung von Father Brown).

Die meisten der Geschichten spielen in England, aber einige auch in anderen Ländern:

  • USA (Der Fehler der Maschine)
  • ein nicht weiter bestimmtes Land an der Nordküste Südamerikas (Die Auferstehung von Father Brown)
  • Frankreich (Der verborgene Garten, Das Duell des Dr. Hirsch)
  • Italien (Das Paradies der Diebe)
  • Mexiko (Father Browns Skandal)
  • Deutschland (in „Heiligwaldenstein“ in Das Märchen von Father Brown/Pater Browns Märchen).

Browns einziger Freund ist der ehemalige Verbrecher Hercule Flambeau (Die falsche Form), der, von Brown bekehrt, zum Privatdetektiv wird und sich schließlich in einem Schloss in Spanien zur Ruhe setzt (Father Browns Geheimnis). Flambeaus bürgerlicher Name ist Duroc.

Es gibt übrigens ein reales Vorbild für Father Brown: Father John O'Connor von St. Custherberts, Bradford. Er war der Pfarrer, der Chestertons Konversion zum katholischen Glauben leitete; Chesterton widmete ihm Band 4 seiner Erzählungen (The Secret of Father Brown). Weitergehende kriminalistische Fähigkeiten O'Connors sind allerdings nicht überliefert.

Verfilmungen

Die erste Verfilmung der Erzählungen von Gilbert Keith Chesterton entstand 1934 mit Walter Connolly in der Titelrolle. Regie führte Edward Sedgewick. Eine weitere Verfilmung entstand dann 1954 in Großbritannien. Robert Hamer drehte den Film „Father Brown“ (dt.: Die seltsamen Wege des Pater Brown) nach der Erzählung „The Blue Cross“. Die Hauptrolle spielte Sir Alec Guinness, die Filmmusik schrieb Georges Auric. Diese Version gilt gemeinhin als die gelungenste der zahlreichen Verfilmungen.

In Deutschland drehte 1960 Helmut Ashley mit Heinz Rühmann als Pater Brown den erfolgreichen Film „Das schwarze Schaf“. 1962 entstand dann die Fortsetzung „Er kann's nicht lassen“ unter der Regie von Axel von Ambesser ebenfalls mit Heinz Rühmann. Zu beiden Filmen verfasste der deutsche Komponist Martin Böttcher die Musik. In diesen Verfilmungen ist „Pater Brown“ ein irischer Geistlicher.

Die 1968 entstandene deutsch-französisch-italienische Gemeinschaftsproduktion „Die Abenteuer des Kardinal Braun“ (wieder mit Heinz Rühmann, dieses Mal aber in Farbe) richtete sich nicht mehr nach Chestertons Vorlage.

1966 bis 1972 zeigte das deutsche Fernsehen eine Serie um Pater Brown mit Josef Meinrad in der Hauptrolle. 1974 folgte eine 13-teilige britische Fernsehserie mit Kenneth More.

1979 drehte John Llewellyn Moxey einen amerikanischen Fernsehfilm „Pater Brown läßt sich nicht bluffen“ (Sanctuary of Fear), der den Pfarrer von England in das Manhattan der Gegenwart versetzt und ihn einen Fall in der Art eines Perry Mason lösen lässt. Die Geschichte basiert auf keinerlei literarischen Vorlagen Chestertons.

Die 2003 gestartete deutsche Fernsehserie „Pfarrer Braun“ basiert auf dem Charakter des Father Brown. Der bayerische Pfarrer Guido Braun löst im ersten der Fälle einen Mord auf der fiktiven Insel Nordersand. Braun wird von Ottfried Fischer dargestellt. Komponist Martin Böttcher bekam den Auftrag, für diese Serie eine Titelmelodie zu komponieren, die sich thematisch an die der beiden Kinofilme mit Heinz Rühmann anlehnt.

Medien

Filmmusik

  • „Kriminalfilmmusik von Martin Böttcher“ - BSC 307.6518.2 (Filmmusik aus den beiden Kinofilmen mit Heinz Rühmann)
  • „The Film Music of Georges Auric“ - CHAN 9774 (Enthält auch eine Father Brown-Suite aus dem Film von Robert Hamer)
  • „Pfarrer Braun und andere...“ Colosseum - CST 8092.2 (Musik aus der Fernsehserie mit Ottfried Fischer)

DVD

  • „Das schwarze Schaf“ (1960)
  • „Er kann's nicht lassen“ (1962)

Hörbuch

  • „Die Einfalt des Pater Brown / Der Unsichtbare“, 1 CD, Litraton - ISBN 3894695072
  • „Pater Brown und der Fluch des goldenen Kreuzes“, 1 CD, Universal - ISBN 3829111282

Hörspiel

Neben einzelnen Hörspielen nach Pater-Brown-Geschichten wurden folgende Reihen produziert:

  1. Der Hammer Gottes
  2. Der geflügelte Dolch
  3. Das Hundeorakel


  1. Der verschwiegene Garten
  2. Der Unsichtbare
  3. Die Ehre des Israel Gow
  4. Das Paradies der Diebe
  5. Cäsars Kopf
  6. Vaudreys Verschwinden
  7. Das schlimmste Verbrechen der Welt
  8. Die Spitze einer Nadel

(Die Hörspiele sind als CD im Buchhandel erschienen.)


  1. Das Geheimnis im Garten (2004)
  2. Der Hammer Gottes (2005)
  3. Die fliegenden Sterne (2005)
  4. Die drei Todeswerkzeuge (2006)
  5. Das Auge des Apoll (2006)
  6. Die Sünden des Prinzen Saradin (2006)
  7. Das Paradies der Diebe (2007)
  8. Die falsche Form (2007)
  9. Der Mann im Gang (2007)
  10. Das Duell des Dr. Hirsch (2007)
  11. Der Kopf des Caesar (2008)
  12. Die Ehre des Israel Gow (2008)
  13. Der Geist von Gideon Wise (2008)
  14. Das Verhängnis der Daraways (2008)
  15. Die seltsamen Schritte (2008)
  16. Der Fehler in der Maschine (2008)
  17. Der Fluch der Pendragons (2008)

(Die Hörspiele sind als CD im Buchhandel erschienen.)


Literatur

Vollständige Neuübersetzung von Hanswilhelm Haefs

  • Gilbert Keith Chesterton: Father Browns Einfalt. Zwölf Geschichten. Alle Geschichten um Father Brown, Band I (OT: The Innocence of Father Brown). Haffmans, Zürich 1991, ISBN 3-251-20116-6
  • Gilbert Keith Chesterton: Father Browns Weisheit. Zwölf Geschichten. Alle Geschichten um Father Brown, Band II (OT: The Wisdom of Father Brown). Haffmans, Zürich 1991, ISBN 3-251-20109-3
  • Gilbert Keith Chesterton: Father Browns Ungläubigkeit. Acht Geschichten. Alle Geschichten um Father Brown, Band III (OT: The Incredulity of Father Brown). Haffmans, Zürich 1991, ISBN 3-251-20117-4
  • Gilbert Keith Chesterton: Father Browns Geheimnis. Zehn Geschichten. Alle Geschichten um Father Brown, Band IV (OT: The Secret of Father Brown). Haffmans, Zürich 1992, ISBN 3-251-20118-2
  • Gilbert Keith Chesterton: Father Browns Skandal. Zehn Geschichten. Alle Geschichten um Father Brown, Band V (OT: The Scandal of Father Brown). Haffmans, Zürich 1993, ISBN 3-251-20109-3

Weitere Ausgaben (Auswahl)

  • Gilbert K. Chesterton: Die besten Pater-Brown-Geschichten. Reclam, ISBN 3-37901698-5
  • Gilbert K. Chesterton : Pater Brown und das schlimmste Verbrechen der Welt. Diogenes, Zürich, ISBN 3-257-20733-6
  • Das große Pater Brown Buch. Knaur, ISBN 3-426-01222-7 - der Sammelband enthält die Geschichten der Bücher Das Geheimnis des Pater Brown und Das Paradies der Diebe
  • Gilbert Keith Chesterton: Father Brown und die Midasmaske [4]. nova et vetera, Bonn. ISBN 3-936741-17-4

Fiktive Biografien über Father Brown

  • Irmela Brender: Über Pater Brown. Fischer, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-596-28234-9

Sekundärliteratur

  • Hanswilhelm Haefs: Editorische Notizen zum Gesamtwerk von G. K. Chesterton. Seite 457-637. In: G. K. Chesterton: Father Browns Geheimnis / Skandal. area Verlag, Erftstadt 2005. ISBN 3-89996-182-X
  • Hanswilhelm Haefs: Nachwort. S. 327–342. In: G. K. Chesterton: Father Browns Einfalt. insel taschenbuch 3328. Suhrkamp, Frankfurt/M 2008. ISBN 978-3-458-35028-6

Einzelnachweise

  1. HörDat - Die Hörspieldatenbank
  2. Audiobuch-Verlag
  3. Hörspiellabel Maritim
  4. Father Brown und die Midasmaske

Weblinks


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