- Josef Meinrad
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Josef Meinrad, eigentlich Josef Moučka, (* 21. April 1913 in Wien; † 18. Februar 1996 in Großgmain, Salzburg) war ein österreichischer Kammerschauspieler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Josef Meinrad war das vierte und jüngste Kind des Straßenbahnfahrers Franz Moučka und seiner zweiten Ehefrau Katharina. Nach dem Besuch der Volksschule 1919 bis 1924 erhielt er einen Freiplatz im Redemptoristen-Gymnasium Katzelsdorf bei Wiener Neustadt.
Meinrad wollte zuerst Priester werden, verließ aber 1929 das Internat und machte dann eine kaufmännische Lehre in einer Lackfabrik. Zugleich nahm er Unterricht an der Schauspielschule Kestranek am Getreidemarkt und wurde schließlich Schauspieler.
1930 trat er bei den Hans-Sachs-Festspielen in Korneuburg erstmals öffentlich auf, wobei er sich bereits Josef Meinrad nannte. Trotz weiterer kleiner Theaterrollen legte er 1932 die kaufmännischen Lehrprüfungen ab und blieb bis 1935 Büropraktikant. Ab 1936 trat er vermehrt auf Kleinbühnen auf und bestand am 15. Mai 1937 vor dem Ring der österreichischen Bühnenkünstler die Schauspielprüfung. Nach Gastspielen an verschiedenen Wiener Bühnen erhielt er im Herbst 1939 ein Engagement am Theater Die Komödie. Nach einem kurzen Zwischenspiel am Burgtheater war Josef Meinrad von Dezember 1940 bis September 1944 am Deutschen Theater in Metz, das als „Fronttheater“ galt, bei der Truppenbetreuung tätig.
Am 22. Oktober 1945 stand er in Wien schon wieder auf der Bühne. Im Juli 1947 war er der „Gute Gesell“ bei den Salzburger Festspielen, und im Oktober desselben Jahres wurde er beim Burgtheater engagiert. Er gehörte dem Ensemble bis zu seinem 65. Geburtstag 1978 an. Von 1947 bis 1983 trat er am Burgtheater in 195 Bühnenrollen vor das Publikum. Berühmt wurde Josef Meinrad durch seine Darstellung von Nestroy- und Raimund-Charakteren. Fast alljährlich war er auch bei den Salzburger und Bregenzer Festspielen vertreten, darüber hinaus lieferte er zahlreiche Gastspiele an anderen Bühnen. Seinen wohl größten Bühnenerfolg feierte er als Don Quichotte in dem Musical Der Mann von La Mancha von Dale Wasserman, das am 4. Januar 1968 am Theater an der Wien die deutsche Erstaufführung erlebte. Meinrad trug seit 1959 den Iffland-Ring (welchen er an Bruno Ganz weitergab).
Josef Meinrads Rollen in Filmen und im Fernsehen fielen im Vergleich zu seiner Berühmtheit als Theaterschauspieler eher bescheiden aus. Bekannt wurde er einem größeren Publikum vor allem durch die drei Sissi-Filme mit Romy Schneider, in denen er Oberst Böckel, den Adjutanten der Kaiserin, spielte. Seine Stimme, in der sich typisch Wienerisches Kolorit mit herzenswarmem Enthusiasmus mischte (anders in der Wirkung, aber ähnlich stark wie bei Oskar Werner) macht ihn bis heute unverwechselbar. Viele kennen diese Stimme auch als die der bärtigen Erzählerfigur aus der 70er-Jahre-Comicserie Es war einmal… der Mensch, die bis heute Generationen von Kindern in Erinnerung ist.
Am 12. Dezember 1983 gab Josef Meinrad in Hugo von Hofmannsthals Der Schwierige seine Abschiedsvorstellung. Im April 1987 trat er in der Bürgersaalkirche in München mit dem Monolog-Stück Ich schweige nicht als Pater Rupert Mayer das letzte Mal vor die Öffentlichkeit. Josef Meinrad, der seit dem 11. April 1950 mit der Französin Germaine Renée Clement verheiratet war, erlag am 18. Februar 1996 einem Krebsleiden. Er wurde auf dem Friedhof von Großgmain (Bundesland Salzburg, Österreich) beerdigt.[1] Seine Ehefrau Germaine verstarb im August 2006 und wurde neben ihm beigesetzt.
Bereits am 15. September 1997 wurde zu seinen Ehren der Platz neben dem Wiener Burgtheater in Josef Meinrad-Platz feierlich durch die Stadt Wien umbenannt.[2]
Filmografie (Auswahl)
- 1947: Die Welt dreht sich verkehrt
- 1947: Triumph der Liebe
- 1948: Der Prozeß
- 1948: Rendezvous im Salzkammergut
- 1949: Das Siegel Gottes
- 1949: Mein Freund, der nicht Nein sagen kann
- 1950: Der Wallnerbub (Das Jahr des Herrn)
- 1950: Jetzt schlägt's 13
- 1950: Erzherzog Johanns große Liebe
- 1951: Eva erbt das Paradies
- 1952: 1. April 2000
- 1953: Der Verschwender
- 1954: Weg in die Vergangenheit
- 1954: Geld aus der Luft
- 1954: Kaisermanöver
- 1955: Sissi
- 1955: Um Thron und Liebe
- 1955: Don Giovanni
- 1955: Die Deutschmeister
- 1956: Der Kongreß tanzt
- 1956: Opernball
- 1956: Sissi – Die junge Kaiserin
- 1956: Die Trapp-Familie
- 1957: August, der Halbstarke
- 1957: Familie Schimek
- 1957: Die unentschuldigte Stunde
- 1957: Auf Wiedersehen, Franziska!
- 1957: Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin
- 1958: Solang' die Sterne glüh'n
- 1958: Rendezvous in Wien (Whisky, Wodka, Wienerin)
- 1958: Die Trapp-Familie in Amerika
- 1958: Die Halbzarte
- 1959: Die schöne Lügnerin
- 1959: Bezaubernde Arabella
- 1961: Der Bauer als Millionär
- 1962: Forever My Love
- 1963: Der Kardinal
- 1963: Der Verschwender
- 1963: Liliom
- 1965: Die Geschichte des Don Quijote von der Mancha
- 1966-72: Pater Brown
- 1967: Der Tod läuft hinterher
- 1971: Der Kommissar (Episode: Langankes Verwandte)
- 1973: Was Ihr wollt
- 1974: Der Räuber Hotzenplotz (als Petrosilius Zwackelmann)
- 1974: Die Schöne Helena
- 1977: Gaslicht
- 1980: Ringstraßenpalais
- 1984: Die Fledermaus
- 1984: Der Unbestechliche
- 1985–1986: Der Sonne entgegen, Fernsehserie
- 1988: Der Vorhang fällt
- 1993: Ora et labora, Fernsehserie
Synchronisation
In der Zeichentrickserie Es war einmal… der Mensch synchronisierte Josef Meinrad Roger Carel in der Rolle des alten, weißhaarigen „Maestro“ und übernahm darüber hinaus auch die Rolle des Erzählers, der in der französischen Original-Fassung von Albert Barillé gesprochen wurde.
Auszeichnungen
- 1955: Ernennung zum Kammerschauspieler
- 1959: Iffland-Ring
- 1961: Blue Ribbon Award des National Screen Council
- 1963: Kainz-Medaille
- 1963: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
- 1973: Ehrenmitglied des Burgtheaters Wien
- 1980: Ehrenring der Stadt Bregenz
- 1983: Raimund-Ring des Bundesministeriums für Unterricht und Kultus
- 1983: Ehrenring der Stadt Wien
- 1985: Nestroy-Ring
- 1997: Josef Meinrad-Platz neben Wiener Burgtheater durch Stadt Wien [3]
Literatur
- Gerd Holler: Josef Meinrad. Amalthea-Verlag, Wien 1995, ISBN 3-85002-372-9.
Weblinks
- Josef Meinrad. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
- Literatur von und über Josef Meinrad im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Josef Meinrad in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Einzelnachweise
Kategorien:- Schauspieler
- Burgschauspieler
- Theaterschauspieler
- Träger des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
- Träger der Kainz-Medaille
- Ehrenringträger der Stadt Wien
- Person (Wien)
- Österreicher
- Geboren 1913
- Gestorben 1996
- Mann
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