Felix Kracht

Felix Kracht

Felix Kracht (* 13. Mai 1912 in Krefeld; † 3. Oktober 2002 in Kirchweyhe bei Bremen) war ein deutscher Ingenieur, Pilot und Luftfahrtpionier. Ihm gelang 1937 erstmals der vollständige Überflug der Alpen in einem selbstkonstruierten Segelflugzeug. Er ist der Erfinder der funktionstüchtigen Verkoppelung zweier Flugzeuge während des Fluges und entwickelte in maßgeblicher Funktion militärische und zivile Flugzeuge in Deutschland und Frankreich. Er gilt als einer der Väter bei der Gründung von Airbus Industries und war von 1970 bis 1981 deren erster Produktionsdirektor und Technischer Leiter in Toulouse.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frühe Jahre

Kracht, der sich schon früh für das Fliegen interessierte, machte 1931 sein Abitur und studierte anschließend an der TU Aachen. Seine Diplomprüfung legte er im Februar 1938 in der Fachrichtung Flugzeugbau ab. Bereits während des Studiums war er in die Flugwissenschaftliche Vereinigung Aachen (FVA) eingetreten und entwickelte 1937 maßgeblich das Leistungssegelflugzeug FVA-10-b Rheinland. Mit diesem Segler gelang ihm am 30. Mai 1937 der erste vollständige Überflug der Alpen. Das Flugzeug ging anschließend bei der Segelflugzeugbaufirma Schmetz des Herzogenrather Nadelfabrikanten Ferdinand Bernhard Schmetz (1897–1968) in den Serienbau.

Zweiter Weltkrieg

Im zweiten Zweiten Weltkrieg arbeitete Felix Kracht bei der Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug (DFS) in Darmstadt und war zeitweilig Institutsleiter der DFS in Ainring. In dieser Zeit war er maßgeblich an der Entwicklung der DFS 228, ein experimentelles Höhen-Fernaufklärungsflugzeug mit Raketenantrieb, am raketenbetriebenen Hochgeschwindigkeitsflugzeug DFS 346 sowie an Mistelschleppverfahren beteiligt.

Kracht entwickelte auch die Idee, Flugzeuge während des Fluges zusammen zukoppeln. Diesen Mechanismus erprobte der Testpilot Erich Klöckner mit einer Focke-Wulf Fw 58 „Weihe“, die an eine Junkers Ju 52-Schleppmaschine gekoppelt wurde. Im Zuge dieser Entwicklung wurde auch die angekoppelte Luftbetankung von der DFS entwickelt. Koppeln und Luftbetanken erhielten in der Zeit des Kalten Krieges eine zentrale Rolle in der militärischen Luftfahrt.

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Kracht zunächst in Frankreich beschäftigt und wurde 1959 als Vertreter des staatlichen französischen Flugzeughersteller Nord Aviation zur deutschen Weser-Flugzeugbau GmbH in Lemwerder abgestellt. Dort war er ebenfalls an führender Stelle bei der Entwicklung des deutsch-französischen militärischen Transportflugzeuges Transall C-160 dabei.

Nach Abschluss des Transall-Projektes kam Kracht in die deutsche Luftfahrtindustrie zurück und wurde 1967 Geschäftsführer der Deutschen Airbus GmbH in München. Nach der Gründung des Konsortiums Airbus Industries 1970, bei dem er wegweisend beteiligt war, ging er erneut nach Frankreich und hat als Technischer Leiter und Produktionsdirektor in Toulouse die meisten Airbus-Modelle wesentlich mitgestaltet. 1981 wurde Felix Kracht pensioniert und lebte mit seiner Frau Gerda bis zu seinem Tode in Kirchweyhe bei Bremen.

Als Airbus am 31. Januar 2001 in Toulouse eine große Feier für rund 400 Pioniere der europäischen Luftfahrtindustrie gestaltete, gehörte auch Kracht zu den deutschen Ehrengästen.

Durch das „Hessische Institut für Luftfahrt e.V.“ in Darmstadt wird die „Felix Kracht Stiftung“ treuhänderisch verwaltet, welche Krachts Frau Gerda ins Leben gerufen hat. Ziel der Stiftung ist es, historisch Segelflugzeuge der Nachwelt zu erhalten. Vorstand der Stiftung war 2003 Prof. Dipl.-Ing. Bernd Ewald.

Bibliographie

  • Marcel François Guillon, Felix Kracht: Hydraulische Regelkreise und Servosteuerungen, Hanser-Verlag, 1968
  • Jean Charles Gille, Marc J. Pelegrin, Paul Decaulne, Felix Kracht: Lehrgang der Regelungstechnik. Bd. 1. Theorie der Regelungen, Oldenbourg-Verlag, 3. Auflage 1967
  • Jean Charles Gille, Marc J. Pelegrin, Paul Decaulne, Felix Kracht: Lehrgang der Regelungstechnik. Bd. 2. Bauelemente der Regelkreise, Oldenbourg-Verlag, 2. Auflage 1967
  • Jean Charles Gille, Marc J. Pelegrin, Paul Decaulne, Felix Kracht: Lehrgang der Regelungstechnik. Bd. 3. Entwurf von Regelkreise', Oldenbourg-Verlag, 1963

Literatur

  • Horst Lommel: Vom Höhenaufklärer bis zum Raumgleiter 1935 – 1945, Geheimprojekte der DFS, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3613020726

Weblinks

  • Nachruf der EADS auf Felix Kracht 2002 (in englischer Sprache) [1]
  • Feier der Luftfahrtpioniere bei Airbus 2001 (mit Foto von Kracht) [2]
  • Airbus würdigt u.a. Kracht als einen seiner Väter (in englischer Sprache) [3]

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Félix Kracht — Felix Kracht Felix Kracht est né le 13 mai 1912 à Krefeld en Allemagne, il est décédé le 3 octobre 2002 à Kirchweyhe près de Brême. Après des études d ingénieur à l université technique d Aix la Chapelle il a d abord travaillé à l association… …   Wikipédia en Français

  • Felix Kracht — (born 13 May 1912 in Krefeld ndash;3 October 2002) was a German engineer.After graduating from the Technical University of Aachen, he put his theoretical knowledge into practice at the aeronautical association Flugwissenschaftliche Vereinigung… …   Wikipedia

  • Felix Kracht — est né le 13 mai 1912 à Krefeld en Allemagne, il est décédé le 3 octobre 2002 à Kirchweyhe près de Brême. Après des études d ingénieur à l université technique d Aix la Chapelle il a d abord travaillé à l association aéronautique… …   Wikipédia en Français

  • Kracht — steht für: einen Ortsteil von Lennestadt im Sauerland Kracht ist der Familienname folgender Personen: Christian Kracht (* 1966), schweizerischer Schriftsteller und Journalist Christian Kracht (senior) (1921–2011), deutscher Journalist und… …   Deutsch Wikipedia

  • Marion Kracht — Marion Kracht, Foto von Stuart Mentiply Marion Kracht (* 5. Dezember 1962 in München) ist eine deutsche Schauspielerin. Sie ist die Tochter des Dramaturgs und Autors Fritz André Kracht. Inhaltsve …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Kra — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • AirBus — S. A. S. / Airbus Deutschland GmbH Unternehmensform Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Airbus Deutschland), Société par Actions Simplifiée (Airbu …   Deutsch Wikipedia

  • Airbus Industrie — AIRBUS S. A. S. / Airbus Deutschland GmbH Unternehmensform Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Airbus Deutschland), Société par Actions Simplifiée (Airbu …   Deutsch Wikipedia

  • Airbus Military — AIRBUS S. A. S. / Airbus Deutschland GmbH Unternehmensform Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Airbus Deutschland), Société par Actions Simplifiée (Airbu …   Deutsch Wikipedia

  • Krise bei Airbus — AIRBUS S. A. S. / Airbus Deutschland GmbH Unternehmensform Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Airbus Deutschland), Société par Actions Simplifiée (Airbu …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”