Al-Biruni

Al-Biruni
Statue von Al-Biruni im Laleh-Park in Teheran

Abū 'r-Raiḥān Muḥammad ibn Aḥmad al-Bīrūnī (persisch ‏ابوریحان بیرونی‎; arabisch ‏أبو الريحان محمد بن أحمد البيروني‎; * 4. September 973 in der damaligen choresmischen Hauptstadt Kath (unweit des heutigen Xiva); † 9. Dezember 1048 in Ghazna) war ein iranischer Universalgelehrter, Mathematiker, Kartograf, Astronom, Astrologe, Philosoph, Pharmakologe, Forschungsreisender, Historiker und Übersetzer choresmischer Herkunft aus Zentralasien.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Illustration einer Mondfinsternis aus Kitab at-Tafhim

Biruni wurde schon in sehr jungen Jahren von dem Samaniden-Prinzen und Mathematiker Abu Nasr Mansur ausgebildet, mit dem er dann viele Jahre zusammenarbeitete. Die ersten 20 Jahre lebte er in Kath und in Gurgandsch. Dort (d. h. am Hof der Mamuniden) wirkte zu dieser Zeit auch der vor allem als Mediziner bekannte Ibn Sina.

Bürgerkriege zwangen ihn zur Flucht. Er lebte in ärmlichen Verhältnissen in Rayy nahe dem heutigen Teheran. Dank der Aufzeichnungen seiner astronomischen Beobachtungen kennt man einige Stationen seines bewegten Lebens. Die Beobachtung einer Mondfinsternis am 24. Mai 997 in Kath zeigt, dass er wieder in die choresmische Heimat zurückgekehrt war. Er hatte mit Abu'l-Wafa verabredet, dieses Ereignis in Bagdad zu beobachten. Durch Vergleich der beobachteten Eintrittszeiten des Erdschattens konnten sie die Differenz in den geographischen Längen von Kath und Bagdad bestimmen. Er beschäftigte sich in dieser Zeit mit Astronomie, Chronologie und Kartografie.

1017 eroberte der Ghaznawiden-Herrscher Mahmud von Ghazni Choresm und nahm al-Biruni und Abu Nasr Mansur als seine Gefangenen mit nach Ghazna. In der Folgezeit erhielt al-Biruni von Mahmud finanzielle Zuwendungen für astronomische Aufgaben. Die Beobachtung einer Sonnenfinsternis am 8. April 1019 in Laghman nördlich von Kabul zeigt, dass er sich zumindest im Herrschaftsbereich Mahmuds frei bewegen konnte. Er bestimmte auch die genaue geographische Breite von Kath.

Ab 1022 beherrschte Mahmud Teile von Nordindien. Al-Biruni begleitete ihn auf diesen Feldzügen. Er war der erste islamische Wissenschaftler, der sich mit der brahmanischen Wissenschaft beschäftigte und darüber im Kitab al-Hind umfassend berichtete. Er übersetzte zahlreiche arabische und griechische Werke ins Sanskrit, darunter die Elemente des Euklid. 1023 ermittelte er mit einem von ihm erfundenen neuen Messverfahren den Radius der Erdkugel zu 6339,6 km. Der Radius am Äquator der Erde beträgt tatsächlich 6378,1 Kilometer. Somit errechnete Biruni den Radius der Erde am Ufer des Kabulflusses – damals Indus genannt – mit 6339,6 km ziemlich genau. Abu Raihan Muhammad al-Biruni konstruierte das erste Pyknometer. Damit bestimmte er die Dichte (spezifische Gewicht) von Elementen.

Al-Biruni (Iranische Briefmarke, 1973)

Ehrungen

Eine moderne Stadt im Bereich von al-Birunis Geburtsort wurde 1958 ihm zu Ehren in Beruniy umbenannt. Die Universität Schiraz benannte ihr astronomisches Observatorium Abu Reihan Observatorium. Die Internationale Astronomische Union (IAU) ehrt ihn mit dem Mondkrater Al-Biruni.

Schriften

Al-Biruni schrieb etwa 146 Bücher mit geschätzten 13000 Seiten Umfang und tauschte sich mit Kollegen wie Avicenna (Ibn Sina) per Briefverkehr aus. Etwa ein Fünftel seines Werkes ist erhalten geblieben, darunter:

  • al-Qanun al-Mas'udi, ein Sultan Masud I. von Ghazni gewidmetes Handbuch der Astronomie
  • „Buch der Unterweisung in die Anfänge der Kunst der Sterndeutung“
  • Pharmakognosie, ein alphabetisches Verzeichnis von Heilpflanzen und Nahrungsmitteln
  • Kitab al-Dschamahir fi ma'rifat al-dschawahir, ein Buch über Mineralien
  • Kitab Tahdid nihayat al-amakin li-tashih masafat al-masakin, ein Buch über Geodäsie
  • Kitab Tarich al-Hind, ein Buch zur Geschichte Indiens
  • Kitab al-Athar al-baqiya an al-qurun al-chaliya („Buch der Hinterlassenschaften früherer Jahrhunderte“), ein dem Emir Kabus gewidmetes Geschichtswerk

Literatur

  • Karl Schoy: Die trigonometrischen Lehren des persischen Astronomen Abu'l-Rai.hân Mu.h. Ibn A.hmad al-Bîrûnî: dargestellt nach Al-qânûn al-masûdî. Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben von Julius Ruska und Heinrich Wieleitner. Hannover, Orient-Buchhandlung Lafaire, 1927
  • Wassilios Klein: Abu Rayhan al-Biruni und die Religionen. Eine interkulturelle Perspektive. Bautz, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-317-3 (Interkulturelle Bibliothek 119).
  • Gotthard Strohmeier Al-Biruni, Spektrum der Wissenschaft Mai 2001
  • Gotthard Strohmaier (Hrsg.): Al-Biruni. In den Gärten der Wissenschaft. 3. Auflage. Reclam, Leipzig 2002, ISBN 3-379-20045-X (Ausgewählte Texte aus den Werken des muslimischen Universalgelehrten. Übersetzt und erläutert von Gotthard Strohmaier).

Weblinks

 Commons: Abu Rayhan al-Biruni – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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