- Ferenc Kemény
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Ferenc Kemény [ˈfɛrɛnts ˈkɛmeːɲ] (* 17. Juli 1860 in Nagybecskerek, Österreichisch-Ungarische Monarchie, heute Zrenjanin, Serbien; † 21. November 1944 in Budapest) war ein ungarischer Pädagoge und Humanist, dessen internationaler Bekanntheitsgrad mit seinem Amt als Gründungsmitglied des Internationalen Olympischen Komitees und mit seiner Rolle in der zeitgenössischen Friedensbewegung verbunden ist.
Der ursprüngliche Familienname von Ferenc Kemény, dessen Familie jüdischer Abstammung war, lautete Kohn. Er absolvierte seine Schulzeit in Budapest, wo er anschließend ein Studium für ein Lehramt begann. Ein längerer Studienaufenthalt brachte ihn nach Stuttgart, auch um seine deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern. 1883 erhielt er an der Universität Budapest das Lehramtdiplom für Mathematik und Physik. 1884 ging er nach Paris, besuchte hier Vorlesungen am Collège de France und an der Sorbonne, vorwiegend, um die französische Sprache zu vertiefen. In studentischen Kreisen lernte er Pierre de Coubertin kennen. Als Pädagoge war Kemény von Coubertins Grundidee, einer auf den Sport beruhenden Reform des Erziehungswesens, beeindruckt. Mehr noch beschäftigte ihn aber die frühe bürgerliche Friedensbewegung, für die Paris zu jener Zeit eines der Zentren war.
Nach Quellen des Ungarischen Nationalen Olympischen Komitees soll es Kemény gewesen sein, der neben der erzieherischen Wirkung des Sports auch die Möglichkeit sah, den Sport für die Friedensbewegung zu nutzen, und deshalb bei seinem Aufenthalt in Paris Coubertin den Vorschlag unterbreitet habe, die Olympischen Spiele der Antike wiederzubeleben.
Kemény und Coubertin verband zeitlebens eine enge Freundschaft, so blieben beide auch nach Keménys Rückkehr 1888 nach Ungarn im ständigen brieflichen Kontakt. Während seiner Zeit als Lehrer in der ungarischen Provinz erwarb er Diplome für Deutsch und Französisch. 1890 nahm er eine Lehrerstelle in Eger an, wo er später zum Schuldirektor ernannt wurde. Kemény, der inzwischen durch Veröffentlichungen über die Modernisierung des Bildungssystems bekannt wurde, stieß hiermit in konservativen aristokratischen Kreisen erstmals auf Widerstand.
Anfang 1894 erhielt Kemény einen Brief von Coubertin, der ihn zu einem internationalen Sportkongress im selben Jahr an der Sorbonne in Paris einlud, der später als erster Olympischer Kongress in die Geschichte eingehen sollte. Sofort bemühte sich Kemény in seinem Heimatland um Unterstützung beim Ministerium für Kultur und Bildung. Die Politik in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie erforderte jedoch ein umsichtiges Handeln in internationalen Angelegenheiten. So erhielt Kemény zwar keine offizielle und damit auch keine finanzielle Unterstützung, man ließ ihm jedoch freie Hand. Eine Reise nach Paris war ihm so nicht möglich, doch war es nicht verwunderlich, dass Coubertin ihn dennoch als Mitglied in das Internationale Olympische Komitee berufen hatte, das am 23. Juni 1894, dem letzten Tag des Kongresses, gegründet wurde.
Kemény war ein begeisterter Verfechter der Olympischen Bewegung. Er bemühte sich sofort um die Bildung eines Komitees für die Entsendung ungarischer Sportler zu den ersten Olympischen Spielen 1896 in Athen. Am 19. Dezember 1895 wurde dann auch das Nationale Olympische Komitee Ungarns gegründet, in dem Kemény die Funktion eines Sekretärs übernahm.
Seine Ansichten zur Olympischen Bewegung waren vom Friedensgedanken geprägt. Er sah die Olympischen Spiele als Botschafter der internationalen Friedensbewegung an und betrachtete sie als ein Fest, dass „zu den glücklichsten, friedlichsten und brüderlichsten Bewegungen der Weltjugend“ zählen sollte. Diese Einstellung war bezeichnend für Keménys Arbeit für den Frieden, die er als 26. Mitglied des internationalen Friedensbüros, als Vorstandsmitglied und erster Sekretär des ungarischen Friedensvereins und als Generalsekretär des Weltfriedenskongresses 1896 in Budapest leistete.
Die anhaltenden Streitigkeiten um die Finanzierung der Olympischen Spiele in Athen veranlassten Kemény, eine Verlegung nach Budapest zu betreiben, wo 1896 die Feierlichkeiten zur 1.000-jährigen Siedlungsgeschichte der Magyaren veranstaltet wurden. Schließlich blieben die Spiele doch in Athen, und Kemény führte die kleine ungarische Delegation im Auftrag der Regierung an. Außerdem beteiligte er sich dort als Kampfrichter und nahm an zahlreichen Sitzungen des IOCs teil. Seine Veröffentlichungen nach den Spielen fanden große Beachtung und machten Kemény zu einer in politischen Kreisen geachteten Person.
Die intensiven Bemühungen Keménys um die Olympische Bewegung stießen jedoch nicht überall in Ungarn auf ungeteilten Zuspruch. Wieder waren es insbesondere die aristokratischen Kreise, die Kemény wegen dessen bürgerlicher Herkunft nicht als den geeigneten Repräsentanten im IOC ansahen. Es war Coubertin, der Kemény darin bestärkte, den Anfeindungen zu widerstehen und die Arbeit im IOC fortzusetzen. So führte Kemény auch noch 1900 und 1904 die ungarischen Delegationen in Paris und St. Louis an, wo er zusammen mit Willibald Gebhardt das IOC vertrat.
Im Machtkampf der ungarischen Sportverbände vor den Olympischen Spielen 1908 in London nahm der Druck auf Kemény zu. Der ihm gegenüber stets eine ablehnende Haltung einnehmende Magyar Atletikai Club hatte inzwischen eine führende Rolle übernommen. Er stellte bereits die meisten Sportler für Olympische Spiele und Mitglieder des Nationalen Olympischen Komitees Ungarns. Dieses entschied, dass sein Repräsentant im IOC eine Person von gutem Ruf und Ansehen, Stand und Ehre sein sollte. Kemény empfand dies als deutliches Zeichen der Geringschätzung seiner Person und gab 1907 seine Mitgliedschaft im Nationalen und Internationalen Olympischen Komitee auf. 1908 nahm er privat als Zuschauer an den Olympischen Spielen in London teil, ohne jedoch Kontakt zu Coubertin oder anderen IOC-Mitgliedern zu haben.
Kemény widmete sich von nun an ausschließlich den pädagogischen Studien. 1934 war er Mitherausgeber der Encyclopaedia of Pedagogy. Während des Zweiten Weltkrieges wurde Kemény seine jüdische Abstammung zum Verhängnis. Er entzog sich einer drohenden Deportation, indem er zusammen mit seiner Frau 1944 im Keller seiner Wohnung Selbstmord beging.
Am 1. Juni 1980 erhielt eine neu errichtete Sporthalle in Eger seinen Namen.
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