- Fertagus
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Fertagus ist ein portugiesisches Verkehrsunternehmen mit Sitz in Almada, das als bisher einziges privates Verkehrsunternehmen Zugverkehr im portugiesischen Eisenbahnnetz neben der staatlichen Eisenbahngesellschaft CP betreibt, 21,4 Millionen Fahrgäste benutzen die blau-weißen Züge im Jahr 2006[1], durchschnittlich etwa 85.000 Fahrgäste pro Tag.[2] Zusätzlich zu den Nahverkehrszügen betreibt die zum Verkehrskonzern Barraqueiro gehörende Fertagus außerdem zahlreiche Buslinien. Der Unternehmensname Fertagus ist ein Kofferwort aus der Verkürzung des portugiesischen Wortes für Eisenbahn, caminhos-de-ferro, und dem lateinischen Namen des Flusses Tejo, tagus.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Liberalisierung des Schienenmarktes
Nachdem die portugiesische Regierung 1997 beschlossen hatte, die Funktionen der portugiesischen Staatsbahn zu beschneiden, waren zahlreiche Veränderungen im portugiesischen Eisenbahnsystem vonnöten. Die Staatsbahn CP behielt von da an nur noch den Zugbetrieb, das Schienennetz selbst übertrug die Regierung der neugegründeten staatlichen Betreibergesellschaft REFER, die Werkstätten und Zuginstandhaltungen ging auf die EMEF über, die Kontroll- und Regulierungsfunktion des Eisenbahnnetzes übertrug die Regierung per Reform auf das Instituto Nacional do Transporte Ferroviário, inzwischen reformiert und umbenannt in Instituto da Mobilidade e dos Transportes Terrestres. Im Zuge dieser Öffnung des Eisenbahnnetzes war es nun auch privaten Verkehrsunternehmen möglich, sich im Eisenbahnnetz Portugals zu betätigen.
Ausschreibung der Eixo Norte/Sul
Zwischen 1996 und 1999 ließ das portugiesische Verkehrsministerium die Brücke des 25. April mit einem Eisenbahndeck ausbauen, um so mehr Pendler von der Straße zur Schiene zu bringen. 1998 wurde erstmals der Verkehr auf der sogenannten Neubaustrecke Eixo Norte/Sul, der neuen Verbindungsstrecke zwischen Lissabon über die Brücke des 25. April und den Vororten auf der anderen Seite des Tejo, ausgeschrieben. Die Ausschreibung für einen 30-jährigen Verkehrsvertrag gewann die neugründete Gesellschaft Fertagus, eine Tochtergesellschaft des Lissaboner Verkehrsunternehmens Barraqueiro, die den Verkehr zwischen Lissabon Entrecampos und Fogueteiro ab dem 30. Juli 1999 übernahm. Während Fertagus für die Lissabonner Bahnhöfe Gebühren an den staatlichen Infrastrukturbetreiber REFER bezahlen, betreibt sie die Bahnhöfe südlich des Tejos selbst, auch wenn der Bahnhof Pragal auch von CP-Zügen bedient wird. 2000 beförderte Fertagus elf Millionen Fahrgäste im Jahr.[3]
Verlängerung des Verkehrs nach Setúbal und Roma-Areeiro
Ab September 2003 verlängerte Fertagus den Zugverkehr im Raum Lissabon um eine Station zum umgebauten Bahnhof Lissabon Roma-Areeiro, damit erhielten die Fertagusvorortzüge eine weitere Umsteigemöglichkeit zur Lissabonner Metro. Seit Oktober 2004 fuhren die Fertagus-Züge im Süden über Pinhal Novo nun bis zur Distrikthauptstadt Setúbal, zuvor war das Verbindungsstück zwischen der Eisenbahnstrecke Eixo Norte/Sul und der Linha do Sado zwischen Barreiro und Setúbal fertiggestellt worden. Die Verlängerung der Strecke bis Setúbal führte zu einem starken Fahrgastanstieg auf der Strecke nach Lissabon, allein im ersten Fahrplanjahr fuhren zwei Millionen zusätzliche Fahrgäste mit den Zügen des privaten Bahnbetreibers.[4] Da Fertagus jedoch nicht genügend Fahrzeuge besaß, um einen durchgehenden 15-Minuten-Takt bis Setúbal durchzuführen und die prognostizierten Fahrgastzahlen dies auch nicht rechtfertigen, fährt seitdem nur jeder dritte Zug bis nach Setúbal, die anderen Züge enden vorher am Bahnhof Coina. 2005 erfolgte eine Novellierung des Konzessionsvertrages mit Fertagus, die Regierung kürzte den Verkehrsvertrag nachträglich auf insgesamt 15 Jahre mit der Möglichkeit einer Verlängerung ab 2019; für sieben Jahre, von 2004 bis 2010, erhält Fertagus insgesamt 57,6 Millionen Euro als Ausgleichzahlung, zwischen 2010 und 2019 wird Fertagus auf eigene Rechnung und ohne Ausgleich fahren müssen.[5] Möglich war diese Novelleriung des Vertrages durch eine Schutzklausel, die eine Revision erlaubt, falls weniger Fahrgäste als geplant mit den Zügen fahren sollten. Da 30 Prozent weniger Fahrgäste mit den Zügen fuhren als geplant, trat dieser Fall ein.[6]
Mit Fertagus fährt somit der erste und bisher einzige private Zugbetreiber im portugiesischen Eisenbahnnetz, und erstmals muss auch eine private Verkehrsgesellschaft auch direkt Gebühren für die Benutzung der Bahnhöfe auf der Strecke zwischen Lissabon und Setúbal an den staatlichen Infrastrukturbetreiber Rede Ferrovíaria Nácional (REFER) bezahlen, 2006 beliefen sich die Zahlungen auf 3,147 Millionen Euro, 2007 auf 3,102 Millionen Euro.[7] Teilweise betreibt Fertagus in Zusammenarbeit mit TST zusätzlich Zubringerbusse, die die umliegenden Dörfer und Städte mit den Bahnhöfen verbinden, diese firmieren unter dem Namen SulFertagus.
Besonders die Oppositionspartei Partido Comunista Português (PCP) kritisiert den Verkehr des privaten Unternehmens auf der wichtigen Nord-Süd-Verbindung seit mehreren Jahren. So seien die Preise für Fertagus-Fahrten wesentlich höher als vergleichbare der portugiesischen Staatsbahn. Aus diesem Grund verlangt die PCP, dass die Fertagus-Konzession der Staatsbahn übergeben, die Strecke in das Lissabonner Sozialticket miteinbezogen, der Bau des Bahnhofs Valle de Flores vorangetrieben und der Linienverkehr bis zum Gare de Oriente verlängert wird.[8]
Zwischen 1999 und 2009 beförderte Fertagus insgesamt 180 Millionen Fahrgäste.[2] 2008 erzielte die Bahngesellschaft einen Gewinn von 5,8 Millionen Euro, im Jahr 2009 4,9 Millionen Euro.[9]
Zukunft
Mittelfristig sollen, in Absprache mit dem portugiesischen Verkehrsministerium und dem Netzbetreiber REFER, im Bahnhof Corroios Weichen eingebaut werden, um in der Hauptverkehrszeit Einsetzer-Züge zwischen Corroios und Lissabon einsetzen zu können. Gleichzeitig sollen anstatt der bisherigen Doppeltraktionen (Acht-Wagen-Züge) lediglich Vier-Wagen-Züge nach Setúbal fahren.[9]
In Zukunft möchte der Betreiber Fertagus auch den Nahverkehr auf der neuzubauenden, dritten Tejo-Brücke zwischen Chelas und Barreiro übernehmen. Die Brücke, die an die vorhanden Eisenbahnstrecken Linha de Cintura und Linha do Alentejo anschließt, soll bis 2013 sowohl eine normalspurige Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Porto und Madrid aufnehmen, als auch eine neue Nahverkehrsverbindung zwischen Lissabon und Setúbal.[10] Fertagus kalkuliert dabei mit einer Fahrzeit von sieben Minuten zwischen den Bahnhöfen Barreiro und Entrecampos.[11] Fertagus schlägt vor, ähnlich der Strecke über die Ponte 25 de Abril, in der Hauptverkehrszeit einen 20-Minuten-Takt, in der Nebenverkehrszeit einen 40-Minuten-Takt zu fahren. Dafür wären insgesamt zwölf neue Doppelstockzüge vonnöten.[12] Im Rahmen der Neuverhandlungen zum Verkehrsvertrag zwischen Fertagus und dem portugiesischen Staat 2011 wird auch diese Linienführung mit zur Diskussion stehen.
Fahrzeuge
Fertagus betreibt die Strecke zwischen Lissabon-Roma/Areeiro und Setúbal mit 22 Doppelstockzügen des Typs X'TRAPOLIS Tagus bzw. der Baureihe 3500, die GEC Alstom in den Jahren 1999 und 2000 herstellte und jeweils aus vier Wagen bestehen. Die nach Vorbild der spanischen RENFE-Baureihe 450 gebauten Wagen bieten in einem Waggon 1210 Fahrgästen Platz, davon sind 476 Sitzplätze. Die Züge sind außerdem mit Klimaanlagen und Fahrgastinformationssystemen ausgestattet. Waren die Züge zunächst Eigentum von Fertagus, gehören diese inzwischen dem Staat, der diese wiederum an den Betreiber gegen eine monatliche Zahlung vermietet.[10]
Die Züge halten an 14 Stationen, für die gesamte Strecke brauchen sie 57 Minuten.
Einzelnachweise
- ↑ Leonor Matias: Fertagus vai aumentar número de comboios entre Corroios e Lisboa, [Fertagus wird die Zuganzahl zwischen Corroios und Lissabon erhöhen], Diário de Notícias, 12. März 2007
- ↑ a b Fertagus celebra 10 anos com 85 mil passageiros/dia, [Fertagus feiert zehn Jahre mit 85.000 Fahrgästen pro Tag], Diário Digital, 28. Juli 2009
- ↑ Passageiros aumentaram mais de metade nos TST e quase duplicaram na Fertagus, [Mehr als die Hälfte zusätzliche Fahrgäste bei TST, verdoppelte Fahrgastanzahl bei Fertagus], Diário Económico, 24. März 2008
- ↑ Setúbal dá dois milhões de passageiros, [Setúbal bringt zwei Millionen Fahrgäste], Diário de Notícias, 7. März 2005
- ↑ Estado paga 57,6 milhões à Fertagus até 2010, [Staat bezahlt Fertagus 57,6 Millionen bis 2010], Diário de Notícias, 7. März 2005
- ↑ Reduzido período da concessão da Fertagus, [Fertagus-Konzession gekürzt], Jornal de Notícias, 29. Januar 2005
- ↑ Leonor Matias: Estado obrigado a injectar capital no universo Refer, [Staat muss der REFER noch mehr Kapitel zuschießen], Diário de Notícias, 3. August 2008
- ↑ Francisco Afonso: PCP garante que Fertagus já não pode renovar concessão da ponte, [PCP garantiert, dass Fertagus die Konzession nicht erneuern kann], Setubalnarede.pt, 23. September 2009
- ↑ a b Carlos Cipriano: Fertagus diz que pode prescindir de subsídios do Estado, [Fertagus kann auf Subventionen verzichten], Público, 22. Juli 2010
- ↑ a b Leonor Matias: Fertagus quer explorar circulação ferroviária na nova ponte sobre o Tejo, [Fertagus möchte Schienenverkehr auf der neuen Tejo-Brücke übernehmen], Diário de Notícias, 9. März 2007
- ↑ Filipe Paiva Cardoso und Alexandra Noronha: Fertagus garante sete minutos entre Barreiro e Entrecampos com nova ponte, [Fertagus garantiert sieben Minuten zwischen Barreiro und Entracampos mit der neuen Brücke], Jornal de Negócios, 23. April 2008
- ↑ Bruno Cardoso: Fertagus propõe duas circulares entre Lisboa e margem sul, [Fertagus schlägt zwei Ringe für die Verbindungen zwischen Lissabon und der Margem Sul vor], Setubal na Rede, 17. März 2009
Weblinks
Commons: Fertagus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Internetauftritt von Fertagus (portugiesisch)
- Detailinformation über Fertagus und die angefahrenen 14 Bahnhöfe (portugiesisch)
Kategorie:- Bahngesellschaft (Portugal)
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