Fessle mich!

Fessle mich!
Filmdaten
Deutscher Titel Fessle mich!
Originaltitel ¡Átame!
Produktionsland Spanien
Originalsprache Spanisch
Erscheinungsjahr 1990
Länge 111 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Pedro Almodóvar
Drehbuch Pedro Almodóvar
Yuyi Beringola
Produktion Agustín Almodóvar: Ausführender Produzent
Enrique Posner: Produzent
Musik Manuel de la Calva („Resistiré“)
Ennio Morricone
Kamera José Luis Alcaine
Schnitt José Salcedo
Besetzung

Fessle mich! ist ein Film des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvar aus dem Jahr 1990. Er erzählt die Geschichte eines Kidnappings, bei dem es dem Täter darum geht, sein Opfer dazu zu bringen, dass es seine Liebe erwidert.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Ricky wird 23-jährig aus einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt rechtskräftig entlassen, da er als geheilt gilt. Auf die Frage der Direktorin, was er zu tun gedenke, bekundet er, arbeiten und eine Familie gründen zu wollen – wie jeder normale Mensch. Ihr Einwand, er sei kein normaler Mensch, hat zum einen ein persönliches Motiv (er war ihr Liebhaber), entspringt aber zum anderen auch ihrer Sorge um sein unentwickeltes Rechtsbewusstsein. Allerdings bleibt ihr das entscheidende Moment seines Plans verborgen: Ricky weiß nicht nur, was, sondern auch wen er will. Ein Jahr zuvor hatte er – während einer seiner Ausbrüche – bei einem One-Night-Stand Marina kennengelernt und ist seitdem fest entschlossen, sie zur Geliebten, Frau und Mutter seiner Kinder zu machen. Er findet sie durch einen Zeitungsartikel an ihrem Arbeitsplatz – einem Filmset. Der Titel des Films lautet Dreharbeiten als Therapie und widerspiegelt biografische Züge der Hauptdarstellerin, eine Ex-Pornodarstellerin und Drogensüchtige auf Entzug, als auch des Regisseurs, der nach einem Schlaganfall an einen Rollstuhl gefesselt ist. Ricky schleicht sich in die Studioräume ein und passt einen Moment ab, um Marina auf sich aufmerksam zu machen. Als dies misslingt, folgt er ihr und dringt in ihre Wohnung ein. Da sie sich wehrt und schreit, schlägt er sie kurzerhand nieder und hält sie ab sofort gefangen – in der naiven Hoffnung, die Zeit werde für ihn arbeiten.

Ricky selbst hatte Gewaltanwendung zwar einkalkuliert (er stiehlt vorher u.a. ein Messer und Handschellen), tut dies aber eher widerwillig. Als es für ihn unumgänglich wird, das Haus zu verlassen, um zur Linderung ihrer Zahnschmerzen Tabletten auf dem Schwarzmarkt zu besorgen, fesselt er sie. Nachdem er der Dealerin gewaltsam die Ware abnimmt (nicht ganz motiviert, denn er hat das Geld), rächt sich diese bei einer zufälligen Wiederbegegnung in der Folgenacht und schlägt ihn mit Hilfe zweier Kumpane nieder. Die Rückkehr des verletzten Ricky, der ihr wiederholt Drogen beschaffen wollte, löst in Marina den entscheidenden Impuls zu seinen Gunsten aus. Sie pflegt ihn, fängt an, ihn zu begehren, schläft mit ihm und erinnert sich nun auch ihrerseits an ihre gemeinsame Erstbegegnung ein Jahr zuvor. Deren zentrale Bedeutung für sein Leben macht Ricky ihr am Morgen danach noch einmal mit einer gezeichneten Biografie klar. Sie erfährt, dass er mit 3 ins Waisenhaus kam, mit 8 ins Erziehungsheim und mit 16 in die Psychiatrie.

Der zum Happyend führende Showdown beginnt schließlich mit der drohenden Entdeckung beider. Ricky hatte Marina, um genau das zu verhindern, in die gegenüberliegende Wohnung verfrachtet, im Glauben, es sei die eines verreisten Nachbarn. In Wahrheit gehört sie Marinas Schwester Lola, die ebenfalls als promiskuitiver Single lebt, ihre Tochter von der Mutter auf dem Land großziehen lässt und als Produktionsleiterin in Marinas Film arbeitet. Ricky verhindert zunächst, dass sie die beiden bemerkt, und verlässt nach ihrem Weggang ebenfalls die Wohnung, um ein Fluchtauto zu besorgen. Währenddessen kehrt Lola jedoch noch einmal zurück, entdeckt jetzt fremde Spuren und schließlich auch Marina. Diese steckt sichtlich im Zwiespalt: Obwohl erstmals ohne Mundpflaster, hatte sie nicht gerufen, gesteht sogar, dass sie ihn haben will, wehrt sich aber auch nicht wirklich dagegen, von ihrer Schwester aus der Wohnung geführt zu werden. Erst danach gelingt es ihr, Lola – und nicht zuletzt sich selbst – begreiflich zu machen, dass es ihr ernst ist. Da sie weiß, dass Ricky vorhatte, vor der Flucht mit ihr noch einmal seinen Geburtsort aufzusuchen, fahren sie dort hin und finden ihn tatsächlich vor. Von da aus fahren die drei weiter zur Familie der beiden Schwestern. Ricky gewinnt während der Fahrt das Vertrauen von Lola, die ihm die Freundschaft anbietet, und Marina weint vor Glück, dass sich beide so gut verstehen.

Kritiken

„Ein Elaborat aus Kitsch, Liebe und Brutalität, inszeniert im Stil eines B-Pictures, gespickt mit Genre-Zitaten. Der Film will die Realität im Spanien der 80er Jahre spiegeln, ist aber im Kern nicht mehr als eine zynische Love-Story, die unreflektiert Gewalt als Quelle sexueller Lust propagiert.“

Lexikon des Internationalen Films[1]

Fessle mich! ist ein verstörender Film, der Fragen offen lässt – nicht was die Handlung anbelangt, sondern die Aussage. Das beginnt schon mit der Idee, einen Menschen erfolgreich zur Liebe zwingen zu können. [...] Ricky will sein an sich hehres Ziel, Marina zu ehren und zu lieben, mit allen Mitteln und ohne Rücksicht auf deren Willen erreichen. Dabei lässt Almodóvar den brutalen psychisch Kranken auch noch zum Sympathieträger des Films werden - was endgültig zu Verwirrung führt. Das gelingt durch den kindlichen Charakter der Rolle. [...] Átame! ist sehr trashig, weiß aber immer wieder durch intelligente Momente zu gefallen. Damit setzt sich die Widersprüchlichkeit der Charaktere und der Motive auch auf dieser Ebene fort.“

Jassien Kelm: filmreporter.de[2]

Fessle mich! ist eine schrill-bunte Groteske, ein Lobgesang auf die Fantasie, in der aus nackter Gewalt die wahre Liebe entstehen kann. Dabei verherrlicht Pedro Almodovar nicht etwa Brutalität und Unterdrückung: Ricky ist kein Macho, sondern ein Kind gebliebener verletzlicher und sensibler Mann, der sich unbekümmert nimmt, was er möchte. Er hat nicht vor, Marina zu unterwerfen, sondern nimmt mit der größten Selbstverständlichkeit an, dass sie nur etwas Zeit braucht, um sich in ihn zu verlieben.

Dieter Wunderlich[3]

Interpretation

Fessle mich! ist fast ein romantisches Märchen, aber viele waren gegen den Film, weil sie meine Geschichte für sadomasochistisch hielten, was sie gerade nicht ist.“ (Pedro Almodovar)[4]

Auszeichnungen (Auszug)

  • 1990: Teilnahme am Wettbewerb der Berlinale 1990
  • 1991:
    • Filmfestival von Cartagena (Kolumbien), Goldene India Catalina als Bester Schauspieler für Antonio Banderas
    • Nominierung für den César als Bester ausländischer Film
    • Fotogramas de Plata
      • Auszeichnung als Bester spanischer Film
      • Nominierung als Beste Schauspielerin in einem Kinofilm für Victoria Abril
    • Sant Jordi Awards, Publikumspreis als Bester spanischer Film

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fessle mich! im Lexikon des Internationalen Films
  2. Fessle mich! auf filmreporter.de
  3. Fessle mich! auf dieterwunderlich.de
  4. Zitat und ausführliche Interpretation des Films von Manfred Riepe: [1]

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