- Fibrinogen
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Fibrinogen —
Masse/Länge Primärstruktur 3410 = 2*(831+447+427) Aminosäuren Sekundär- bis Quartärstruktur Heterohexamer 2α+2β+2γ Isoformen α-1, α-2; γ-A, γ-B Bezeichner Gen-Name(n) FGA, FGB, FGG Arzneistoffangaben ATC-Code B02BB01
B02BC10Wirkstoffklasse Gerinnungsfaktor Das Fibrinogen ist ein Glykoprotein, das in der Leber von Wirbeltieren gebildet und ins Blutplasma ausgeschüttet wird. Fibrinogen (Faktor I) wird bei der Blutgerinnung durch das Enzym Thrombin und Calcium in Fibrin umgewandelt, das für die Bildung des sekundären Thrombus verantwortlich ist. Außerdem ist es ein Kofaktor bei der Thrombozytenaggregation.
Fibrinogen setzt sich aus drei Untereinheiten (α, β, γ) zusammen. Mutationen im FGA-, FGB- oder FGG-Gen können Fibrinogenmangel verursachen; Mutationen in FGA können außerdem familiäre Amyloidose Typ 8 hervorrufen.[1]
Inhaltsverzeichnis
Struktur
Fibrinogen ist ein Proteinkomplex, ein aus je zwei α-, β- und γ-Untereinheiten bestehendes Hexamer. Die Untereinheiten sind über Disulfidbrücken so miteinander verbunden, dass der Amino-Terminus aller Untereinheiten das Zentrum des Komplexes, die so genannte E-Domäne bildet, von der die einzelnen Monomere als Coiled-Coil-Struktur wegführen. Die Carboxyl-Termini an der Außenseite werden D-Domäne genannt, so dass die vereinfachte Schreibweise lautet: D-coil-E-coil-D (siehe Abbildung).
Es können Heteropolymere mit Fibronectin gebildet werden. Etwa ein Drittel der α-Untereinheiten sind phosphoryliert.[1]
Funktion
Fibrin-Synthese
Fibrinogen ist die Ausgangssubstanz für die Erzeugung des Thrombus. Es liegt ständig im Blut gelöst vor. Bei einer Verletzung wird über mehrere Stufen Thrombin gebildet. Dieses schneidet die D-Domänen des Hexamers ab -- die kleinen abgeschnittenen Endstücke heißen Fibrinopeptid A und B. Die so geöffneten Enden polymerisieren zum Fibrin-Blutgerinnsel. Erst durch weitere Vernetzung mithilfe Faktor XIIIa entsteht die harte Kruste.[1]
Thrombozytenaggregation
Die Aktivierung von Thrombozyten führt zu einer Konformationsänderung des Rezeptors Integrin αIIbβ3, der daraufhin Fibrinogen mit hoher Affinität zu binden imstande ist. Eine Quervernetzung der Blutplättchen durch Fibrinogen ist die Folge.[2]
Fibrinogenmangel
Ein angeborener Fibrinogenmangel (Afibrinogenämie) oder eine abnormale Fibrinogenfunktion wurde in einigen Fällen beschrieben.[3] Dies kann sowohl zu Blutungen als auch thromboembolischen Komplikationen führen, oder ist klinisch unauffällig. Häufiger sind erworbene Mangelzustände, diese können durch Standard-Gerinnungstests im Plasma oder in Vollblut durch Thromboelastometrie nachgewiesen werden.[4] Ein erworbener Mangel tritt bei Hämodilution, Blutverlust oder Verbrauch während einer disseminierten intravasalen Koagulation (DIC), bei Traumapatienten und bei einer Sepsis auf. Der Fibrinogenmangel kann mittels Infusionen von gefrorenen Frischplasmas (GFP), Kryopräzipitat (fibrinogenreiche Plasmafraktion) oder Fibrinogenkonzentraten korrigiert werden. Es gibt ausreichend Hinweise, dass bei Blutungen die Korrektur eines Fibrinogenmangels oder einer Fibrinogen-Polymerisationsstörung sehr wichtig ist.[5]
Einzelnachweise
- ↑ a b c UniProt P02671, UniProt P02675, UniProt P02679
- ↑ Goldhaber, Colman, Clowes (Hrsg.): Hemostasis and Thrombosis: Basic Principles and Clinical Practice. Lippincott Williams & Wilkins, 2006. ISBN 0-7817-4996-4 S. 826
- ↑ Acharya SS, Dimichele DM. Rare inherited disorders of fibrinogen. Haemophilia. 2008;14:1151-8 PMID 16684009
- ↑ Lang T, Johanning K, Metzler H, Piepenbrock S, Solomon C, Rahe-Meyer N, Tanaka KA. The effects of fibrinogen levels on thromboelastometric variables in the presence of thrombocytopenia. Anesth Analg. 2009;108:751-8. PMID 19224779
- ↑ Fries D, Innerhofer P, Schobersberger W: Time for changing coagulation management in trauma-related massive bleeding. In: Curr Opin Anaesthesiol. 22, Nr. 2, April 2009, S. 267–74. doi:10.1097/ACO.0b013e32832678d9. PMID 19390253.
Weblinks
- Jennifer McDowall/Interpro: Protein Of The Month: Fibrinogen. (engl.)
- D'Eustachio/reactome: fibrinogen → fibrin monomer + 2 fibrinopeptide A + 2 fibrinopeptide B
I Fibrinogen | II Prothrombin | III Thromboplastin | IV Calcium | V Proaccelerin | VI Nicht vergeben | VII Proconvertin
VIII Blutgerinnungsfaktor VIII | IX Christmas-Faktor | X Stuart-Prower-Faktor | XI PTA (Plasma Thromboplastin Antecedent)
XII Hageman-Faktor | XIII Fibrinstabilisierender Faktor
Weitere Gerinnungsfaktoren: Präkallikrein | Hochmolekulares Kininogen
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