Frank Tannenbaum

Frank Tannenbaum

Frank Tannenbaum (* 1893 in Österreich; † 1969 in New York City) war ein US-amerikanischer Soziologe, Historiker und Kriminologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1905 emigrierte Frank Tannenbaum in die Vereinigten Staaten von Amerika. Er lernte Emma Goldman kennen und wurde militanter Gewerkschaftsaktivist bei den (Industrial Workers of the World). 1914 nach Ausschreitungen verhaftet musste er für ein Jahr ins Gefängnis. Er ging anschließend zur Columbia Universität. Er machte seinen Bachelor-Abschluss dort 1921 und promovierte später (Ph.D.) mit einer Arbeit über die Landreform in Mexiko in Wirtschaftswissenschaften an der Brookings Institution. Er zog dann auch nach Mexiko und wurde unter anderem als Berater des mexikanischen Präsidenten Lázaro Cárdenas del Río tätig. Im Jahre 1932 kehrte er in die USA zurück, um zunächst Kriminologie an der Universität Cornell zu lehren. 1935 wechselte er an als Professor für lateinamerikanische Geschichte an die Columbia Universität. Ein bedeutender dortiger Schüler Tannenbaums war der Historiker und Politikwissenschaftler Robert J. Alexander.

Werk

Tannenbaums Konzeption der „Dramatisierung des Bösen“ führte zur weiteren Entwicklung des Symbolischen Interaktionismus. Sein kriminologisches Hauptwerk Crime and the Community gilt als die erste Formulierung eines etikettierungstheoretischen Ansatzes.[1] Unter anderem enthält es die diesbezügliche prägnante Formulierung „The criminal becomes bad because he is defined as bad“.[2] Allerdings griffen die späteren Vertreter des Labeling-Approaches (Edwin M. Lemert, Howard S. Becker) vorwiegend nicht direkt auf Tannenbaums Ausführungen zurück, sondern begründeten ihren Ansatz selbständig. Tannenbaum wird daher überwiegend eher als ein Vorläufer denn als eigentlicher Vertreter der kriminalsoziologischen Labeling-Perspektive eingestuft.[1]

Schriften

  • The Mexican agrarian revolution. New York 1930.
  • Crime and the Community. London 1938.
  • Slave and citizen. New York 1947.
  • Mexiko, the Struggle for Peace and Bread. New York 1951 (deutsch 1967).
  • Eine Philosophie der Arbeit. Nürnberg 1954 (zuerst englisch 1951).
  • Ten Keys to Latin America. New York 1963.

Einzelnachweise

  1. a b Siegfried Lamnek: Theorien abweichenden Verhaltens. 7. Auflage. München 2001, S. 219.
  2. Frank Tannenbaum: Crime and the Community. London 1938, S. 17.

Weblinks



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