- Franz Held (Schriftsteller)
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Franz Held (eigentlich Franz Herzfeld; * 30. Mai 1862 in Düsseldorf; † 4. Februar 1908 in Bozen) war ein deutscher anarchistischer Dichter, Dramatiker und Prosaautor.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Franz Herzfeld kam aus einer der führenden rheinischen Unternehmerfamilien. Sein Vater Jakob Herzfeld[1] war der Sohn von Jonas Herzfeld, Begründer der Baumwollfabrik Herzfeld in Neuss am Rhein, später unter dem Namen Herzfeld & Söhne in Düsseldorf ansässig.
Mit 14 Jahren gewann Franz Herzfeld 1876 den Dramen-Wettbewerb der Stadt Düsseldorf. Das Stück wurde aufgeführt und bejubelt. 1882 verließ er das Gymnasium und studierte Jura in Bonn, später in Leipzig und München, schließlich in Berlin. Sein Studium beendete er nicht, unternahm stattdessen Reisen nach Paris und Italien. Ab 1887 veröffentlichte er Gedichte und andere literarische Arbeiten, fortan unter dem Pseudonym Franz Held.
Auf einer Streikveranstaltung lernte Franz Held in den 1880er Jahren seine spätere Frau, die Textilarbeiterin und Anarchistin Alice Stolzenberg, kennen, die dort als Rednerin auftrat. Das Paar lebte in Berlin-Schmargendorf; das erste von vier Kindern, Helmut, der sich ab 1916 John Heartfield nannte und ein bedeutender Grafiker und Fotomonteur war, wurde 1891 geboren.
1895 wurde Franz Held wegen „Gotteslästerung“ angeklagt. Das Urteil des Amtsgerichts München, ein Jahr Gefängnis, wurde in Abwesenheit gesprochen; Franz Held befand sich zu diesem Moment bereits im Untergrund. Nach Erhalt der gerichtlichen Vorladung floh er mit seiner Frau und den inzwischen drei Kindern zunächst in die Schweiz. In Weggis im Kanton Luzern lebte die Familie völlig verarmt, dort kam auch 1896 sein zweiter Sohn Wieland zur Welt, der seinen Namen 1914 in Wieland Herzfelde änderte und später den Malik-Verlag gründete.
Nach Wielands Geburt wurde die Familie aus der Schweiz ausgewiesen und lebte fortan auf einer Almhütte auf dem Gaisberg in Aigen, südlich von Salzburg. Franz Helds letzte literarische Arbeit, das erzählende Gedicht Der Würfel Petri, erschien 1898.
Im Sommer 1899 verschwanden die Eltern über Nacht spurlos und ließen die inzwischen vier Kinder in der Berghütte zurück. Nach vier Tagen wurden sie dort vom Aigener Bürgermeister Ignaz Varnschein aufgefunden, der auch zunächst die Ziehvaterschaft übernahm. Vormünder der Kinder wurden der Schriftsteller Max Halbe und Franz Helds älterer Bruder, der Berliner Rechtsanwalt und Reichstagsabgeordnete der SPD, Joseph Herzfeld (1853–1939). Der Verbleib der Eltern blieb für die Kinder lange Zeit unbekannt; erst 1977 erfuhr Wieland Herzfelde Näheres zum weiteren Schicksal seines Vaters.
Der Grund für das Verschwinden der Helds und ihr weiterer Weg liegen überwiegend im Dunkeln. Im Jahr 1900 wurde Franz Held in Gries bei Bozen aufgegriffen und in eine Bozener Irrenanstalt eingeliefert. Dort starb er 1908.[2]
Werke
- Gorgonenhäupter. Ein realistischer Romancero. W. Friedrich, Leipzig 1887
- Der abenteuerliche Pfaffe Don Juan oder: Die Ehebeichten. Roman in Reimen. W. Friedrich, Leipzig 1889 (laut Untertitel angeblich „auf Grund einer verlorenen Handschrift des Christoffel von Grimmelshausen“)
- Ein Fest auf der Bastilla. Vorspiel zu der Revolutions-Trilogie „Massen“. Rosenbaum & Hart, Berlin 1889 (zweite Auflage unter dem Titel Ein Fest auf der Bastilla. Vorspiel in drei Akten. Rosenbaum & Hart, Berlin 1891)
- Eine Afrikareise durch's Marsfeld (Pariser Ausstellung 1889). Rosenbaum & Hart, Berlin 1890 (zweite Auflage unter dem Titel Tartarin in Paris. Humoristischer Roman. Fresko-Verlag, Berlin 1893)
- Groß-Natur. Ausgewählte Gedichte. Fresko-Verlag, Berlin 1893
- Manometer auf 99! Soziales Drama in 5 Akten. Fresko-Verlag, Berlin 1893
- Tanhusaere recidivus und andere Gestalten. Fresko-Verlag, Berlin 1894
- Trotz Alledem! Einiges aus meinem Schatzhaus. Fresko-Verlag, Berlin 1894
- Don Juan's Ratskellerkneipen. Eine feuchtfröhliche Weinmär. Fresko-Verlag, Berlin 1894
Werkausgaben
- Ausgewählte Werke. Verlag Eberhard Frowein, Berlin 1912 (herausgeben von Ernst Kreowski anlässlich des 50. Geburtstags von Franz Held; der Buchumschlag war die erste veröffentlichte Arbeit von John Heartfield)
Quellen
- Daniela Plügge, Dietrich Brants: „Angesichts der Gletscher des Montblanc auf einem Grat schreitend, der nicht breiter war wie mein Alpenstock, hab ich mir eine Zigarette gedreht“. Zwischen Fiktion und Wirklichkeit - der Schriftsteller Franz Held. Radiofeature im SWR, gesendet am 17. Oktober 2006. Manuskript siehe http://www.swr.de/imperia/md/content/swr2/radioartliteratur/li.06.10.17.rtf
- Roland März (Hrsg.): John Heartfield. Der Schnitt entlang der Zeit. Verlag der Kunst, Dresden 1981
- Helmut Höge: Krieg den T-Com-Häusern (über Berghütten und die Familie Held; taz vom 16. August 2005)
- Wortgewandte Händler und zahlreiche Intellektuelle (über die jüdische Unternehmerfamilie Herzfeld aus Neuss)
- Hans Winkler, "Held Saga", in: Helen Adkins, Künstler/Archiv, Akademie der Künste, W. König Verlag, Köln, 2005
Fußnoten
- ↑ Die Angaben zu den verwandtschaftlichen Verhältnissen folgen der neueren Quelle, dem Artikel auf ngz-online.de. Roland März (1981) gibt eine andere Version an, nach der Franz der Sohn von Joseph Herzfeld († 1901), dem älteren Bruder von Jakob Herzfeld wäre. Joseph war 1848 Vorsitzender des „Demokratischen Clubs“ in Neuss und Mitveranstalter der ersten Massenzusammenkunft von Demokraten auf den Neusser Rheinwiesen, auf der Redner wie Ferdinand Lassalle vor tausenden von Zuschauern auftraten; auch Karl Marx verkehrte in Joseph Herzfelds Haus.
- ↑ Nach anderen Angaben in Vadina, Messina.
Weblinks
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