Franz Kolb (Theologe)

Franz Kolb (Theologe)

Franz Kolb, auch Franz Kolbius, (* um 1465 in Inzlingen; † 10. November[1] oder 11. Dezember[2] 1535 in Bern) war ein reformierter Theologe und Reformator.

Leben

Erst spät ist Kolb zu gelehrten Studien gekommen. 1491 wurde er in Basel immatrikuliert, und 1497 erreichte er dort den Magistergrad. Nachdem er eine kurze Zeit Lehrer in Basel gewesen war, trat er in ein Karthäuserkloster in Schwaben ein. Von da wurde er nach Freiburg im Üechtland gerufen, wo er als Prediger und Rektor der Schulen wirkte. 1507 begleitete er Schweizer Söldner als Feldprediger nach Italien, äußerte sich aber nach seiner Rückkehr so abfällig über die „Reislauferei“, dass er sowohl in Freiburg als auch in Bern in den einflussreichen Kreisen starken Anstoß erregte.

1512 verließ er das St. Vincenzenmünster[2] in Bern und ging nach Nürnberg ins Kloster. Lange Jahre muss er hier zugebracht haben. Erst als die reformatorische Bewegung unter dem Einfluss des Stadtschreibers Lazarus Spengler und des Predigers Andreas Osiander sich weiter verbreitete, trat auch er als Prediger auf. Über seine innere Wandlung ist nichts bekannt. Seine radikale lutherische Einstellung fiel auf.

Auf Verlangen des päpstlichen Legaten, der 1522 zum Reichstag in Nürnberg weilte, musste er das Feld räumen. Im Jahr 1522 hatte er eine Chorherrenstelle in Bern, die er wegen seiner heftigen Predigten gegen Missbrauch und Sittenlosigkeit in der Kirche verlassen musste[3]. Wohin er sich wandte, bleibt ungewiss. Möglicherweise begegnete er Martin Luther, der ihn dem Grafen Georg von Wertheim als Prediger empfahl, so dass er wieder ein Betätigungsfeld vor sich sah. In einem aufschlussreichen Brief vom 27. August 1524 berichtete er Luther, welche Reformen er im Gottesdienst durchgeführt habe, und erbat sich weitere Ratschläge. Dieser Brief deutet aber schon seine Neigung für die Zwinglische Abendmahlsauffassung an.

Im Auftrag des Grafen schrieb er 1524 auch eine Bekenntnisschrift „Wertheimer Ratschlag“. Wegen seiner zwinglischen Auffassung konnte er sich aber weder in Wertheim noch in Nürnberg halten. In Nürnberg wurde vermutet, dass er im Zusammenhang mit den Täufern stehe, und er musste sich einem Glaubensverhör unterziehen. Daher wandte er sich wieder nach der Schweiz, besuchte Ulrich Zwingli und wirkte dann in Bern als Gehilfe Berchtold Hallers. Als im Januar 1528 in Bern die große Disputation gehalten wurde, nahm er daran entscheidenden Anteil. Als 70-Jähriger gab er sein Amt aus gesundheitlichen Gründen auf und starb noch im selben Jahr.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Emil Blösch: Kolb, Franz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 456 f.
  2. a b Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon, Seite 253, 1802, Googlebook
  3. Johann Samuel Ersch: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge, Zweite Section H-N, 1827, Seite 305

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