Franz von Chauvin

Franz von Chauvin

Franz Alfons Desiderius Chauvin, auch François Alphonse Désiré Chauvin, ab 1864 von Chauvin (* 16. Mai 1812 in Lüttich, Belgien; † 17. Mai 1898 in Settignano, Toskana) war königlich preußischer Generalmajor und Begründer der deutschen Militärtelegrafie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Chauvin begann seinen Militärdienst im Jahr 1830 bei der 8. Pionierabteilung in Koblenz. 1832 wurde er zum Secondeleutnant befördert, 1833 zum Leutnant und 1845 zum Oberleutnant. 1846 wurde er Lehrer an der Vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule in Berlin. Im Jahr 1849 wurde er Hauptmann. 1856 übernahm er mit der Beförderung zum Major die Direktion der erst 1854 gegründeten königlich preußischen Telegraphen-Direktion in Berlin.[1] Am 16. November 1857 unterzeichnete er in Stuttgart für Preußen den Deutsch-Österreichischen Telegraphenvereins-Vertrag[2] sowie die Erneuerung in Schwerin am 30. September 1865.[3] Im Jahr 1861 wurde er zum Oberstleutnant befördert.

Für seine Verdienste im Deutsch-Dänischen Krieg (1864), an denen er auf preußischer Seite im Rang eines Oberst im Ingenieurkorps als Leiter der Feldtelegrafie teilgenommen hat, wurde er anschließend am 14. November 1864 in den preußischen Adelsstand erhoben.[4] Als Vertreter Preußens nahm er am 17. Mai 1865 an der ersten Konferenz der in Paris gegründeten Internationalen Telegraphenunion teil. Auf seinen Vorschlag hin wurde auf der zweiten Konferenz der Telegrafenunion, die 1868 in Wien stattfand, die Siemens-Widerstands-Einheit als international verbindlich eingeführt.

Auch während des Deutsch-Österreichischen Krieges (1866) war er als Oberst Leiter der preußischen Feldtelegrafie. Zugleich war er ab 1864 Leiter der Abteilung Telegrafie im preußischen Handelsministerium. Nach Gründung des unter preußischer Führung stehenden Norddeutschen Bundes erhielt das Telegrafenwesen des gesamten Bundesgebietes am 26. Juli 1867 eine einheitliche Leitung. Hierbei wurde die Telegrafie von der Post getrennt. Zugleich endete auch die Unterstellung der Post und der Telegrafie unter das Handelsministerium. Die Leitung der neugegründeten „General-Telegraphen-Direktion“ wurde dem im selben Jahr (1867) zum Generalleutnant beförderten Chauvin als Direktor für das Gebiet des Norddeutschen Bundes und von 1871 an für das gesamte deutsche Kaiserreich übertragen.

Im Jahr 1869 wurde er zum Generalmajor befördert. Am Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) nahm er ebenfalls teil. Bis 1872 als erster Generaltelegrafendirektor des Deutschen Reiches im Amt, trat Chauvin am 10. Oktober 1872 in den Ruhestand.[5]

In seinem Buch Die Organisation der elektrischen Telegraphie .... (1884) meint er:

Das Telegraphennetz, mit seinem länderumspannenden eisernen Maschen und Stationen, funktionirt wie das Nervensystem des menschlichen Körpers und übertrifft dieses in den Leistungen sogar an Schnelligkeit und Mannigkfaltigkeit. Wie die Empfindungsnerven die Vorgänge in den verschiedenen Körpertheilen dem Gehirn berichten und die im Gehirn konzipirten Befehle den zur Ausführung derselben bestimmten Organen mittheilen, so werden Meldungen an die Centralregierung und Befehle von dieser auf dem Telegraphennetze in kürzerer Zeit vermittelt, als die Nerven gebrauchen, um ihre Aufträge zu vollführen. Ein jeder Draht versieht die Funktionen beider Nervenarten. ..... In gleichem Sinne wie das Rückenmark als Hauptvermittler der Nerventhätigkeit anzusehen ist, so war es im letzten Kriege mit dem bis in das Grosse Hauptquartier, dem zeitweiligen Mittelpunkte der Regierungsthätigkeit, verlängerten Staatstelegraphennetz beschaffen, und die in demselben befindlichen grossen Telegraphenstationen fungirten buchstäblich gleich den Nervenknoten beim Menschen.[6][7]

Orden und Ehrenzeichen

Veröffentlichungen

  • Die Darstellung der Berge in Karten und Plänen, Naucksche Buchhandlung, 1852
  • Das Bergzeichnen rationell entwickelt, Naucksche Buchhandlung, 1854
  • Die Organisation der elektrischen Telegraphie in Deutschland für die Zwecke des Krieges, Berlin 1884

Einzelnachweise

  1. Arnulf Siebeneicker: Offizianten und Ouvriers. Sozialgeschichte der Königlichen Porzellanmanufaktur und der Königlichen Gesundheitsgeschirr-manufaktur in Berlin 1763-1880, Seite 72, Verlag Walter de Gruyter, 2002, ISBN 3110171589 bzw. ISBN 9783110171587(Digitalisat)
  2. Grossherzoglich-badisches Regierungsblatt, 1858, Seite 81 (Digitalisat)
  3. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich, Seite 431, Staatsdruckerei, Wien 1865 (Digitalisat)
  4. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Seite 277, Band 58 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974.
  5. Acta Borussica (neue Folgen), Band 6/II, 2004. - Viele Quellen bezeichnen Chauvin nur als Generalleutnant z.D., doch bescheinigt ihm die A.B. ausdrücklich ab 1869 den Rang eines Generalmajors.
  6. Telegraphie und militärische Befehlsflüsse im Zeitalter der Nervosität
  7. Biografie
  8. Désiré de Garcia de la Vega: Recueil des traités et conventions concernant le royaume de Belgique, Seite 465, Verlag C.-J.-A. Greuse, Brüssel 1859 (Digitalisat)

Literatur

  • Heinz Kullnick: Berliner und Wahlberliner. Personen und Persönlichkeiten in Berlin von 1640-1914, Seite 234, Verlag A.W. Hanyn's Erben, 1960
  • Brandenburg-Preußische Generalsbiographien 1578-1867, Band VIII
  • J. Breuer: Chauvin, François-Alphonse-Désiré von, dit Franz, in: Biographie nationale de Belgique, Band XXXIV, 1967
  • Bernhard von Poten: Chauvin, Franz von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 47, Duncker & Humblot, Leipzig 1903, S. 469.

Weblinks


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