Freiherren von Racknitz

Freiherren von Racknitz
Stammwappen derer von Racknitz

Racknitz ist der Name eines in Heinsheim ansässigen Freiherrengeschlechts, das seinen Ursprung im steirischen Uradel hat und nach seinen Stammhaus Ragnitzegg in Groß Sankt Florian an der Laßnitz benannt ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schloss Heinsheim derer von Racknitz

Das Geschlecht stammt ursprünglich aus der Steiermark, wo es auf seinem Stammsitz Schloss Perneck im Jahr 1180 erstmals erwähnt wird. Urkundlich erscheint es erstmals am 1. Oktober 1224 mit Heinricus de Rackniz[1] und beginnt seine Stammreihe mit Hermann von Racknitz, der von 1374 bis 1379 urkundlich auftritt. Ein Christoph von Racknitz war um 1500 Berater des römisch-deutschen Königs und späteren Kaisers Maximilian I.

Reichsfreiherrenstand Graz am 14. März 1553 für die Brüder Gallus und Moritz von Ragknitz, Österreichische Freiherrenbestätigung und Wappenvereinigung mit dem der ausgestorbenen von Perneck am 21. August 1570 für Christoph und Gallus von Racknitz, Söhne des vorgenannten Moritz.

Im Jahre 1644 zog Moritz Freiherr von Racknitz, der in Preßburg ansässig war, wegen der dort grassierenden Pest mit seiner Familie an den Wiener Kaiserhof; dort mögen Kontakte mit den Nachfahren des einstigen Reichspfennigmeisters Zacharias Geizkofler geknüpft worden sein, da Moritzens Neffe Septimius von Racknitz 1667 Geizkoflers verwitwete Schwiegertochter Maria Polyxena, geb. von Täuffenbach, und Moritzens Sohn Christoph Erasmus deren Tochter aus erster Ehe, Maria Elisabetha Geizkofler, heirateten. Über diese, die Erbtochter war, gelangte neben dem beträchtlichen Geizkofler'schen Vermögen die in Schwaben gelegene reichsfreie Herrschaft Haunsheim an die Racknitz, in deren Händen sie bis 1823 blieb. 1675 erwarb Christoph Erasmus von Racknitz von den verwandten Freiherren von Weltz die benachbarte Herrschaft Bergenweiler.

Christoph Erasmus’ Sohn Philipp Wilhelm erheiratete 1721 die Herrschaft Heinsheim in Baden und erwarb vom Bistum Worms 1727 alle dazugehörigen Rechte. Er gründete die bis heute blühende Linie des Adelsgeschlechts.

Haunsheim hingegen kam zunächst an die Nachkommen von Christoph Erasmus' zweitem Sohn Johann Friedrich, später an den Enkel Philipp Wilhelms aus der Heinsheimer Linie, Eugen Freiherr von Racknitz. Dessen Nachkommen verkauften Haunsheim im Jahre 1823 an den Bankier Johann Gottlieb Freiherr von Süßkind.

Die Heinsheimer Racknitz erwarben 1805 vom Landgrafen von Hessen (dem Rechtsnachfolger des Wormser Stifts) die benachbarte Burg Ehrenberg sowie das Dorf Zimmerhof. Schloss Heinsheim und Burg Ehrenberg befinden sich bis heute im Besitz der Familie, die im Schloss ein Hotel betreibt und in der Vorburg der Burg wohnt. Eine Familiengrablege befindet sich sowohl bei der Bergkirche Heinsheim als auch in der Kirche zu Haunsheim.

Verwandtschaftliche Beziehungen der Heinsheimer Linie bestanden zu den Häusern Gemmingen, Degenfeld, Löwenstein-Wertheim und Göler.

Erweitertes Wappen von 1553

Wappen

  • Das Stammwappen zeigt in Rot den oberen Teil eines silbernen Esels. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der Esel wachsend.
  • Das Wappen von 1570 ist geviert und belegt mit einem goldenen Herzschild, darin ein feuerspeiender schwarzer Panther († von Perneck); die Felder 1 und 4 zeigen das Stammwappen, 2 und 3 in Rot einen silbernen Schrägrechtsbalken. Drei Helme: rechts der Stammhelm, der mittlere Helm über schwarz-goldenen Decken der gold gekrönte schwarze Panther, dessen Rücken mit fünf natürlichen Pfauenfedern besteckt ist († von Perneck), der linke Helm mit rot-silbernen Decken zwei von Silber über Rot übereck geteilte Büffelhörner.

Bedeutende Angehörige

Joseph Friedrich von Racknitz, Hofmarschall in Dresden
Johann Gustav von Racknitz (1727–1764), württ. Hofmarschall
Marianne, geb. von Adelsheim, Frau von Johann Gustav
  • Gallus Freiherr von Racknitz (* 12. März oder 12. Mai 1590; † 25. März 1658 in Nürnberg) studierte in Leipzig und war Begleiter Ferdinands II. bei der Kaiserwahl in Frankfurt 1619, wodurch er zum Rat und Kammerherrn ernannt wurde. Als Protestant musste er 1629 Österreich verlassen und siedelte sich in Regensburg an, später in Nürnberg. In späten Jahren hat er die Sammlung von 45 Kirchenliedern „Herz- und Seelenmusik“ veröffentlicht.
  • Joseph Friedrich Freiherr von Racknitz (* 3. November 1744 in Dresden; † 10. April 1818 ebenda) war Hofmarschall in Dresden und enttarnte in einer Schrift von 1789 den so genannten Schachtürken. Er besaß darüber hinaus eine bedeutende Mineralien- und Insektensammlung mit über 5000 Exponaten, die 1805 vom sächsischen Landesmuseum aufgekauft wurde und bis heute Teil der Schatzkammer Museum im Dresdner Zwinger ist.
  • Elisabeth Luise Freiin von Racknitz (1732–1757) heiratete August Christoph von Degenfeld-Schomburg.
  • Eugen Freiherr von Racknitz (* 1. September 1759 in Ludwigsburg; † 13. Juni 1815 in Haunsheim) war von 1781 bis 1788 und nochmals ab 1801 mit Karoline Gräfin von Löwenstein-Wertheim (1754–1830) verheiratet. Die Hochzeit 1781 fand in Wertheim, die Wiederverheiratung 1801 in Heinsheim statt. Dazwischen war er mit Sophia Luisa Freiin von Woellwarth (1770–1800) verheiratet. Zudem hatte er noch zwei uneheliche Kinder, von denen das eine, Johannes Freiherr von Racknitz, die erste deutsche Kolonie in Mexiko (Tamaulipas) gründete.
  • Carl Freiherr von Racknitz (* 1785; † 1868) plante den 1810 angelegten Schlossgarten in Heinsheim.
  • Karl Freiherr von Racknitz (* 4. November 1871 in Heinsheim; † 25. Oktober 1944 in Bad Rappenau), seit 1915 verheiratet mit Caroline Freiin Göler von Ravensburg, war Kgl. preuß. Major im 1. Bad. Leib-Dragoner-Regiment 20 zu Karlsruhe und Ordonanzoffizier des Prinzen Maximilian von Baden.
  • Hans-Lothar Freiherr von Racknitz (* 1925 in Heinsheim; † 2005) war Besitzer der Klosterruine Disibodenberg in Odernheim am Glan, die 1989 in Stiftungsbesitz überführt wurde. Luise Freifrau von Racknitz-Adams und Matthias Adams bauen seit 2003 das Weingut der Familie wieder auf, das sich seit 200 Jahren in Familienbesitz befindet und dessen Weinberge sich unter anderem rund um die Klosterruine Disibodenberg befinden.

Bildergalerie

Einzelnachweise

  1. Kloster Rein bei Graz, Steir. Urkundenbuch Nr 219

Literatur

Weblinks

 Commons: Racknitz (Adelsfamilie) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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