Freya von Moltke

Freya von Moltke
Freya von Moltke, 2007

Freya Gräfin von Moltke (* 29. März 1911 in Köln als Freya Maria Helene Ada Deichmann; † 1. Januar 2010 in Norwich, Vermont) war eine deutsche Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, Schriftstellerin und Juristin. Sie wurde einer breiten Öffentlichkeit vor allem als Witwe des Widerstandskämpfers Helmuth James Graf von Moltke bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Freya von Moltke wurde am 29. März 1911 in Köln als Tochter des Bankiers Carl Theodor Deichmann (Enkel von Wilhelm Ludwig Deichmann) und seiner Frau Ada, geb. von Schnitzler, geboren. Getauft wurde sie am 13. Mai 1911 in der Antoniterkirche vom liberalen evangelischen Pfarrer Carl Jatho.[1] Nach der Mittleren Reife an der Liebfrauenschule besuchte sie nach einer Auszeit eine Hauswirtschaftsschule in der Nähe von Gera. Dort bekommt sie Freude am Lernen. Hauslehrer bereiten sie auf das Abitur vor. Nach dem Abitur im Oktober 1930 an der Kaiserin-Augusta-Schule in ihrer Heimatstadt [2] studierte sie Rechtswissenschaft zuerst an der Universität zu Köln[3] und wurde dann 1935 an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin mit der Arbeit über Beglaubigung und öffentlicher Glaube. Zur Auslegung des § 1155 BGB zum Dr. iur. promoviert.

Hochzeitsbild von Freya Deichmann (links) mit Helmuth James Graf von Moltke vom 18. Oktober 1931. Rechts die beiden Mütter

1931 heiratete sie Helmuth James von Moltke und begründete 1940 mit ihrem Ehemann sowie Peter und Marion Yorck von Wartenburg eine Gruppe, die sich Gedanken machte über eine demokratische Gesellschaft nach Ende der nationalsozialistischen Tyrannei. Aus dieser Gruppe entwickelte sich mit Gleichgesinnten der Kreisauer Kreis, benannt nach dem Gut der Familie von Moltke in dem schlesischen Dorf Kreisau. Freya selbst organisierte mit den Gleichgesinnten drei Zusammenkünfte im Mai 1942, Oktober 1942 und Juni 1943 mit dem Ziel, Gesellschaftsentwürfe für eine Nachkriegszeit zu erstellen. Schließlich wurde Helmuth James von Moltke von der Gestapo verhaftet und am 23. Januar 1945 hingerichtet. Freya flüchtete gegen Ende des Krieges mit den zwei Söhnen.

Das Gut der Moltkes in Kreisau (Schlesien)

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte sie von 1947 bis 1956 zunächst in Südafrika, der Heimat ihrer verstorbenen Schwiegermutter, wo ihre beiden Söhne aufwuchsen. Sie lernte den protestantischen Kulturphilosophen Eugen Rosenstock-Huessy kennen und siedelte 1960 zu ihm nach Norwich (Vermont) in den USA um, wo sie bis zu ihrem Tod lebte.

Mit ihrer Unterstützung wurde das Gut der Moltkes in Kreisau nach 1990 zu einer Begegnungsstätte umgewandelt, die der deutsch-polnischen und europäischen Verständigung dient. 2004 wurde in Berlin eine Bürgerstiftung – die Freya-von-Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau[4] – mit dem Ziel gegründet, die Kreisauer Begegnungsstätte langfristig abzusichern und die dort geleistete Arbeit zu fördern. Freya von Moltke unterstützte dieses Anliegen aktiv. Sie war darüber hinaus Ehrenvorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung (Trägerin der Kreisauer Begegnungsstätte) sowie des Kuratoriums des Institutes für kulturelle Infrastruktur Sachsen in Görlitz.

Sonstiges

Zu ihrem 100. Geburtstag (März 2011) wurde an sie mit einem Veranstaltungsprogramm erinnert. „Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit“ lautete der Titel des Programms. Es begann bereits am 24. Februar. Beteiligt am Programm waren u. a. die Melanchthon-Akademie Köln und Freya von Moltkes Taufkirche: die Kölner Antoniterkirche [5].

In der Trinitatiskirche wurde an ihrem 100. Geburtstag ein ökumenischer Gedenkgottesdienst gefeiert, an dem Bundespräsident Christian Wulff teilnahm. Margot Käßmann, Kuratoriumsmitglied der „Freya-von-Molke-Stiftung für das Neue Kreisau“, predigte.[6]

Bücher

Kreisauer Schloss
  • (Hgn.): Briefe an Freya 1933–1945. (Briefe ihres Mannes), C. H. Beck, München ³2005, ISBN 3-406-35279-0
  • Erinnerungen an Kreisau 1930–1945. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-51064-7
  • (mit Annedore Leber): Für und wider. Entscheidungen in Deutschland 1918–1945. Mosaik-Verlag, Berlin u. Frankfurt/M. 1961
  • Die Verteidigung Europäischer Menschlichkeit. In: Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament vom 28. Juni 2004, Aus Politik und Zeitgeschichte, B 27/2004, Bonn 2004
  • Helmuth James und Freya von Moltke: Abschiedsbriefe Gefängnis Tegel September 1944–Januar 1945. C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-61375-3

Literatur

  • „Der liberale Humanismus reichte dafür nicht aus.“ Gespräch zwischen Marion Dönhoff und Freya Moltke. In: Die Zeit vom 20. Januar 1989, S. 12.
  • Annemarie Cordes (Red.): Brücken schlagen. Briefe zum 90. Geburtstag an Freya von Moltke. Hrsg. von der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung in Zusammenarbeit mit der Kreisau-Initiative Berlin e. V., C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-51751-X
  • Hiltrud Häntzschel: Es ging doch weiter. Kreisau und das Leben danach – Eine Begegnung mit Freya von Moltke. In: Süddeutsche Zeitung vom 23. Januar 1999, S. 6.
  • Ingo Herrmann (Hrsg.): Die Kreisauerin. Freya von Moltke. Gespräch mit Eva Hoffmann in der Reihe „Zeugen des Jahrhunderts“. Lamuv, Göttingen 1992, ISBN 3-88977-303-6
  • Dorothee von Meding: Mit dem Mut des Herzens. Die Frauen des 20. Juli. Siedler, Berlin 1992, ISBN 3-88680-403-8
  • Annette Ramelsberger: Streiterin für die Versöhnung. Wie die Witwe des hingerichteten NS-Widerstandskämpfers Helmuth James von Moltke sein Vermächtnis lebendig hält. In: Süddeutsche Zeitung. 12. März 2007 S. 3.
  • Annette Ramelsberger: Wenn der Tod auf ewig bindet. Sie hatte vier Monate Zeit, um Abschied zu nehmen – im fernen Vermont lebt eine 93-Jährige mit der Erinnerung und 1600 Briefen ihres Mannes. (Süddeutsche Zeitung vom 20. Juli 2004, S. 3.).
  • Adam Soboczynski: Das ewige Paar. (Die Zeit vom 15. März 2007, S. 67).
  • Frédérique Dantonel: Moltke, Freya von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 32, Nordhausen 2011, ISBN 978-3-88309-615-5, Sp. 960–966.
  • Olaf Jessen: Die Moltkes. Biographie einer Familie. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-604997
  • Frauke Geyken: Freya von Moltke. Ein Jahrhundertleben 1911–2010. C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-61383-8.
  • Sylke Tempel: Freya von Moltke. Ein Leben. Ein Jahrhundert. Rowohlt, Reinbek 2010, ISBN 3871346977.

Film/Interview

  • Hellmut Schlingensiepen im Gespräch mit Freya von Moltke (1911–2010), Dokumentarfilm, Deutschland 2010, 48  Minuten, Regie: Hellmut Sitó Schlingensiepen und Christian Bimm Coers[7]

Ehrungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Beitrag der Antoniterkirche mit vollständigen Taufnamen (Zugriff Juli 2011)
  2. Jörg Böhnk: Gottesdienst für eine mutige Kölnerin', in Kölner Stadtanzeiger vom 16. Dez. 2010, S. 35
  3. Präzisierung ihrer Ausbildung nach Kölner Stadtanzeiger vom 18. März 2011, S. 25
  4. Freya-von-Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau
  5. Lange Nacht der Freya von Moltke (Zugriff Juli 2011)
  6. Evangelische Kirche im Rheinland: Bundespräsident kommt zur Ehrung von Freya von Moltke.
  7. Filmseite: www.moltke-film.de
  8. Komitee zur Förderung der Deutsch-Französisch-Polnischen Zusammenarbeit e. V. weimarer-dreieck.eu, abgerufen am 3. Januar 2010 (deutsch).

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Freya von Moltke — Nacimiento …   Wikipedia Español

  • Freya von Moltke — Infobox Person name = Freya von Moltke image size = caption = Freya von Moltke, at age 95. birth name = Freya Deichmann birth date = birth date and age|1911|3|29 birth place = Cologne, Germany residence = Norwich, Vermont nationality = Federal… …   Wikipedia

  • Helmuth James Graf von Moltke — Infobox Person name = Helmuth James Graf (Count) von Moltke image size = caption = Helmuth James Graf von Moltke in January, 1945 birth name = birth date = March 11, 1907 birth place = Kreisau, Prussian Silesia, German Empire death date = January …   Wikipedia

  • Helmuth James Graf von Moltke — Helmuth James Graf von Moltke, Januar 1945 Helmuth James Graf von Moltke (* 11. März 1907 in Kreisau; † 23. Januar 1945 in Berlin Plötzensee) war ein deutscher Jurist, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Begründer der… …   Deutsch Wikipedia

  • Helmuth James von Moltke — Helmuth James Graf von Moltke, Januar 1945 Helmuth James Graf von Moltke (* 11. März 1907 in Kreisau; † 23. Januar 1945 in Berlin) war ein deutscher Jurist, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Begründer der Widerstandsgruppe …   Deutsch Wikipedia

  • Helmuth James von Moltke — Kreisau …   Wikipedia Español

  • Moltke (Familienname) — Moltke ist ein Familienname sowie der Name des Adelsgeschlechts von Moltke. Bekannte Namensträger Adam Gottlob von Moltke (1710–1792), dänischer Oberhofmarschall am Hof in Kopenhagen Adam Wilhelm Moltke (1785–1864), dänischer Politiker… …   Deutsch Wikipedia

  • Freya (Vorname) — Freya ist ein weiblicher Vorname. Herkunft und Bedeutung Der weibliche Vorname leitet sich von der nordischen Göttin Freya her. Namensträgerinnen Freya Klier (* 1950), deutsche Autorin und Regisseurin Freya von Moltke (1911–2010), deutsche… …   Deutsch Wikipedia

  • Moltke — Mọltke,   mecklenburgisches Uradelsgeschlecht, das 1245 erstmals urkundlich erscheint. Die preußische Linie des in Deutschland ansässigen Stammes wurde 1870 mit Helmuth Freiherr von Moltke in den preußischen Grafenstand erhoben. Die heute im… …   Universal-Lexikon

  • Moltke (Adelsgeschlecht) — Stammwappen der von Moltke Moltke ist der Name eines alten mecklenburgischen Adelsgeschlechts. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”