Frieden von Jassy

Frieden von Jassy

Der Frieden von Jassy wurde am 29. Dezember 1791jul./ 9. Januar 1792greg. in Jassy, der damaligen Hauptstadt des Fürstentums Moldau (heute Iași in Rumänien), zwischen Russland und dem Osmanischen Reich unterzeichnet. Der Vertrag beendete den sechsten russisch-türkischen Krieg von 1787-1792.

Dieser war vom Sultan Abdülhamid I. gegenüber Russland im Jahr 1787 erklärt worden, nachdem die Russen es abgelehnt hatten, sich aus dem von ihnen annektierten Khanat der Krim und des nördlichen Litorals des Schwarzen Meeres zurückzuziehen. Bei diesem Krieg erhielten die Türken Unterstützung von englischer Seite. Die Zarin Katharina II. hatte sich wiederum mit Österreich verbunden. Die von Alexander Wassiljewitsch Suworow geleiteten russischen Truppen errangen im Kampf mit den Türken mehrere Siege, darunter die Eroberung der im Donaudelta gelegenen Festung von Ismaïl im Jahr 1790, die als uneinnehmbar galt. Danach wandte sich die Armee Suworows in Richtung Konstantinopel.

In seiner Unmöglichkeit, die militärische Lage zu seinen Gunsten zu korrigieren, war der junge Sultan Selim III. gezwungen, nach Frieden mit seinen europäischen Nachbarn zu streben. Den Kriegszustand mit Österreich hatte er im Frieden von Swischtow beendet. Unter preußischer Vermittlung[1] galt es nun, einen für ihn akzeptablen Vertrag von Jassy zu gestalten. An der Spitze der russischen Delegation stand bei den Verhandlungen Fürst Grigori Alexandrowitsch Potjomkin und, nach dessen Tod am 16. Oktober 1791, Fürst Alexander Andrejewitsch Besborodko. Das Osmanische Reich wurde durch den Verhandlungsleiter Großwesir Koca Yusuf Pascha vertreten.

Das türkische Reich erkannte in diesem Vertrag die Annexion des Krim-Khanats im Jahr 1783 unter der Zarin Katharina II. und die durch den Fürst Grigori Potjomkin erfolgte Gründung der Stadt und Schiffsbasis Sewastopol an. Russland erhielt die Festung von Otschakiw am rechten Ufer der Dnjepr-Bug-Mündung und alles Land östlich des Dnjestr, der zum Grenzfluss wurde.[2] Die nördliche Küste des Schwarzen Meeres wurde somit russisches Staatsgebiet.

Die kaukasische Grenze zwischen beiden Imperien blieb der Fluss Kuban. Die von französischen Ingenieuren im Jahr 1781 als türkische Grenzfestung erbaute Wehranlage in der Stadt Anapa war von den Russen eingenommen worden, wurde aber nach dem Frieden von Jassy 1792 wieder zurückgegeben.[3]

Literatur

  • Hans Uebersberger: Russlands Orientpolitik in den letzten zwei Jahrhunderten. Band 1: Bis zum Frieden von Jassy. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1913, (Veröffentlichungen der Gesellschaft für neuere Geschichte Österreichs ZDB-ID 568217-4).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Türkisches Reich. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 15, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, ‎ S. 927.
  2. Russisches Reich. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 14, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, ‎ S. 89.
  3. Anapa. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 1, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, ‎ S. 534.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Friede von Jassy — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

  • Jassy — (spr. Jaschy), 1) Ziunt (Kreis) im Unterlande der Moldau, fruchtbar; 2) Hauptstadt darin u. der Moldau, am Mo rast u. Flusse Bachlui u. am Abhang des Kopo; Sitz des Hospodars, der Landesbehörden, mehrerer Consuln, eines griechischen Erzbischofs;… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Türkenkriege bis zum Vorabend des Krimkriegs: Zusammenprall von Abendland und Morgenland —   Die erfolgreichen Eroberungszüge der Osmanen auf der Balkanhalbinsel während des 14. und 15. Jahrhunderts hatten einen Großteil der christlichen Balkanvölker unter die Botmäßigkeit eines islamischen Oberherrn gezwungen. Der Fall Konstantinopels …   Universal-Lexikon

  • Russisch-Türkischer Krieg von 1853–56 — Russisch Türkischer Krieg von 1853 56. I. Einleitung. Das Übergewicht Rußlands im Orient u. die dadurch entstehende Gefahr für den Bestand des Türkischen Reichs war längst ein Gegenstand der Besorgniß für die europäischen Großmächte gewesen,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Belagerung von Stalingrad — Schlacht von Stalingrad Teil von: Zweiter Weltkrieg, Ostfront Stalingrad …   Deutsch Wikipedia

  • Kessel von Stalingrad — Schlacht von Stalingrad Teil von: Zweiter Weltkrieg, Ostfront Stalingrad …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Könige von Rumänien — Antike Königreich Dakien (Zentrum Siebenbürgen und Umgebung, Schwarzes Meer bis Mähren) siehe auch Daker und Geten Burebista (unsicher: * 111 v. Chr.; um 65 bis 44 v. Chr.) Interregnum: 44 v. Chr. bis unsicher unsicher: König um 35 bis 29 v. Chr …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Herrscher von Rumänien — Antike Königreich Dakien (Zentrum Siebenbürgen und Umgebung, Schwarzes Meer bis Mähren) siehe auch Daker und Geten Burebista (unsicher: * 111 v. Chr.; um 65 bis 44 v. Chr.) Interregnum: 44 v. Chr. bis unsicher unsicher: König um 35 bis 29 v. Chr …   Deutsch Wikipedia

  • Walachei [2] — Walachei (Gesch.). Die jetzige W. war im Alterthum der südliche Theil von Dacien, welches Land 106 n. Chr römische Provinz wurde u. es blieb, bis Kaiser Aurelian 273 es aufgab, s.u. Dacien. Darauf zogen Westgothen in der W. ein, im 4. Jahrh. nach …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Friedensschlüsse — Ältester Friedensvertrag Inhaltsverzeichnis 1 Friedensschlüsse 1.1 Altertum (bis 500 v. Chr.) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”