Friedrich Engelhorn

Friedrich Engelhorn
Friedrich Engelhorn, 1865

Friedrich Engelhorn (* 26. September 1821 in Mannheim; † 11. März 1902 ebenda) war ein deutscher Unternehmer. Im Jahr 1865 gründete Engelhorn in Mannheim die Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG (BASF), deren Werksgelände im auf der anderen Rheinseite gelegenen Ludwigshafen am Rhein angesiedelt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Engelhorn war seit 15. Juni 1847 mit der Mannheimer Brauerstochter Marie (Maria Magdalena) Brüstling verheiratet. Aus der Ehe stammen die Tochter Elise (* 1852, † 1920), die 1872 den Eisenwerks- und Gutsbesitzer Eugen Freiherr von Gienanth (1846-1893) aus Eisenberg heiratete und der Sohn Dr. Friedrich Engelhorn (* 1855, † 1911).

Populär wurde er auch durch sein Wirken als Oberst bei der Bürgerwehr und als Gründer des Nationalliberalen Vereins. Er veranlasste die Erschliessung des Baumschulviertels, der L-Quadrate und des Lindenhofs. Sein 1881 errichtetes Palais A1,2-3 wurde 1954 abgerissen. Nach ihm benannt ist unter anderem das 101m hohe Bürohaus der BASF in Ludwigshafen.[1]

Das Grabmal in Mannheim ist eine dreiteilige Grabwand aus gelbem Sandstein. Das Mittelteil wird flankiert von Pilastern, in den Kassetten sind Blüten- und Blattornamente. Die Schriftfelder sind in Segmentbögen, der Mittelteil ist erhöht und mit Muscheln verziert, ein weit überragender Gesimsabschluss bekrönt die Grabwand.[2]

Berufliche Laufbahn

Sein Grab in Mannheim

Friedrich Engelhorn ging nach seiner Lehrzeit als Goldarbeiter auf Wanderschaft und kehrte anschließend nach Mannheim zurück. Dort wurde er 1846 Mitglied der Innung des Gold- und Silberschmiede und Inhaber eines Juweliergeschäftes.

Im Jahr 1848 gründete Engelhorn eine Gasfabrik und versorgte die Stadt Mannheim mit Leuchtgas. Bei der Herstellung des Leuchtgases entsteht Steinkohlenteer, ein lästiges Abfallprodukt. Doch Justus von Liebig hatte schon darauf hingewiesen, dass man mit diesem Steinkohlenteer roten Farbstoff oder Indigo herstellen könnte.

Dem Engländer William Henry Perkin (1838–1907) gelang es als Erstem Anilin-Violett, Mauvein, zu synthetisiseren. Er gründete eine Fabrik und brachte seine neuen Erzeugnisse auf den Weltmarkt. Auf dem europäischen Festland übernahm das Handelshaus Knosp in Stuttgart den Vertrieb.

Engelhorn hörte von der Entdeckung Perkins und sicherte sich die Mitarbeit des Chemikers Carl Clemm, der bei Justus von Liebig studiert hatte und nahm ihn als gleichberechtigten Teilhaber in seine Gesellschaft auf. Diese offene Handelsgesellschaft wurde mit einem Kapital von 100.000 Gulden am 19. Juni 1861 in das Mannheimer Handelsregister eingetragen. Engelhorn kaufte im Mannheimer Stadtteil Jungbusch ein Gelände von etwa 6 Morgen und begann mit der Produktion.

Dann stellte Engelhorn den Bruder seines Mitarbeiters Carl Clemm, den Chemiker und Maschinenbauer August Ritter von Clemm ein.

Engelhorn wollte mit dem Verein Chemischer Fabriken zusammenarbeiten, dessen Direktoren dazu bereit waren, aber dessen Aktionäre das Angebot ablehnten. Zur Herstellung des Anilin benötigte das Unternehmen organische Hilfsprodukte wie Säuren und Alkalien, die bislang vom Verein chemischer Fabriken bezogen wurden. Alternativ überlegte er, vom Rohstoff ausgehend, über die Vor- und Zwischenprodukte alles im eigenen Betrieb herzustellen. Zu diesem Zweck wandelte er seine Handelsgesellschaft in eine Aktiengesellschaft mit beträchtlich erhöhtem Kapital um.

Gründung der Badischen Anilin- und Sodafabrik

Am 6. April 1865 wurde die Badische Anilin- und Sodafabrik gegründet. Im Gründungsbericht heißt es:

Die neue Firma führt den Namen Badische Anilin- und Sodafabrik, Aktiengesellschaft, und hat ihren Sitz in Mannheim. Die Gesellschaft hat zum Gegenstand die Erzeugung und den Verkauf aller Arten von Farben und chemischen Produkten. Die Dauer der Gesellschaft ist auf 25 Jahre, das Grundkapital auf 1.400.000 Gulden festgesetzt, Der Verwaltungsrat besteht aus fünf Mitgliedern und zwei Stellvertretern. Der von der Gesellschaft ernannten Direktion gehören die Herren Friedrich Engelhorn, August Clemm, Carl Clemm und Julius Giese an. Die Firma wird gültig durch Herrn Friedrich Engelhorn allein oder zwei andere Direktoren gemeinsam vertreten.

Da das bisherige Gelände nun zu klein war, wollte Engelhorn ein Grundstück am linken Neckarufer, südwärts der heutigen Ebertbrücke erwerben, das in der Nähe des Mannheimer Tattersalls lag. Engelhorn stellte beim Mannheimer Stadtrat den Antrag, ihm 40 Morgen Gelände zu überlassen. Der Stadtrat war einverstanden, doch das letzte Wort hatte der Bürgerausschuss, der vom Verein Chemischer Fabriken gewarnt wurde, die Felder und das Vieh würden unter den Abgasen der Fabrik leiden. Außerdem macht der Verein Chemischer Fabriken ein um mehrere tausend Gulden höheres Angebot, das sich jedoch später als Scheinangebot herausstellte. Am 12. April fiel die Entscheidung: 68 Stimmen waren gegen, 42 Stimmen für den Antrag.

Umzug nach Ludwigshafen

Noch am Nachmittag des 12. April 1865 ging Friedrich Engelhorn über die Schiffsbrücke zu den Bauern auf dem Hemshof und in Friesenheim, um dort die benötigten Grundstücke zu erwerben. Der Ludwigshafener Stadtrat bewilligte am 21. April 1865 die Niederlassung der BASF. Am 13. Juni 1867 standen die notwendigen Bauten und der Betrieb konnte aufgenommen werden.

Ehrungen

Das Hochhaus der BASF-Zentrale wurde nach ihm Friedrich-Engelhorn-Hochhaus benannt. Im Mannheimer Stadtteil Wohlgelegen sowie in der Maxdorfer BASF-Siedlung wurden Straßen nach ihm Friedrich-Engelhorn-Straße benannt.

Einzelnachweise

  1. W. Münkel: Die Friedhöfe in Mannheim (SVA,1992) S.118
  2. W. Münkel: Die Friedhöfe in Mannheim (SVA,1992) S.118

Weblinks


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