Friedrich Karl von Hessen-Kassel

Friedrich Karl von Hessen-Kassel
Friedrich Karl von Hessen-Kassel
Friedrich Karl von Hessen-Kassel

Landgraf Friedrich Karl Ludwig Konstantin von Hessen-Kassel, Prinz zu Hessen (* 1. Mai 1868 auf Gut Panker (Holstein); † 28. Mai 1940 in Kassel) war Ende des Jahres 1918 zwei Monate lang nominell König von Finnland; der einzige, der je mit diesem Titel bezeichnet wurde. Sein Regentenname lautete Fredrik Kaarle (auf Schwedisch Fredrik Karl). Der in einigen Quellen genannte Name Väinö I. geht zurück auf eine Glosse des finnischen Humoristen Väinö Nuorteva, besser bekannt unter seinem Pseudonym Olli.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Friedrich Karl war ein Sohn des Landgrafen Friedrich Wilhelm von Hessen-Kassel und der Prinzessin Anna von Preußen. 1891 war Friedrich Karl in die Kotze-Affäre verwickelt. Durch seine Heirat 1893 mit Prinzessin Margarethe von Preußen wurde er Schwager des Deutschen Kaisers Wilhelm II.

Seit 1888 war er Mitglied des Corps Suevia Freiburg.[1]

König von Finnland

Am 6. Dezember 1917 erklärte Finnland, das bis dahin russisches Großfürstentum gewesen war, seine Unabhängigkeit. Diese wurde am 4. Januar 1918 durch die Bolschewiki anerkannt. Nach dem finnischen Bürgerkrieg entstand ein heftiger Streit über die künftige Staatsform Finnlands. Schließlich wählte das Parlament am 9. Oktober 1918 unter Ausschluss der Sozialdemokraten Friedrich Karl zum König. Zu diesem Zeitpunkt amtierte Pehr Evind Svinhufvud als finnischer Reichsverweser. Die Legitimität der damit angenommenen neuen Verfassung basierte auf der seinerzeit auch für Finnland gültigen schwedischen Verfassung König Gustavs III. aus dem Jahre 1772, auf deren Grundlage auch die russischen Zaren als Großfürsten Finnlands geherrscht hatten.

Die Wahl eines deutschen Prinzen verstärkte die Bindungen an das Deutsche Reich, das Finnland und insbesondere dessen antibolschewistische Kräfte militärisch unterstützt hatte. Die Entwicklung Finnlands zu einem deutschen Protektorat lag im Bereich des Möglichen. Ähnliche Entwicklungen fanden auch im Baltikum mit der Wahl eines deutschen Prinzen zum König Mindove II. von Litauen und der Gründung eines deutsch dominierten Vereinigten Baltischen Herzogtums, das aus Estland und Lettland bestand, statt.

Die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg und die Abdankung Wilhelms II. ließen einen deutschen Fürsten auf dem finnischen Thron allerdings nicht mehr akzeptabel erscheinen. Mit seiner Abdankung am 14. Dezember 1918 reagierte Friedrich Karl auf diese veränderte Lage. Zugleich trat auch Pehr Evind Svinhufvud vom Amt des Reichsverwesers zurück, und Gustaf Mannerheim wurde Nachfolger. Mannerheim, der bis 1917 General in der Armee des russischen Zaren gewesen war und später von 1944 bis 1946 finnischer Präsident wurde, vollzog 1918/19 als Reichsverweser dann Finnlands Kehrtwende von der Monarchie zur Republik.

Spätere Jahre

Nach dem Verzicht seines sehbehinderten Bruders Alexander Friedrich (1863–1945) wurde Friedrich Karl 1925 Chef des Hauses Hessen-Kassel. Er starb 1940 in Kassel im Alter von 72 Jahren an den Spätfolgen einer Verwundung aus dem Ersten Weltkrieg. Er ist in der Kapelle der Burg Kronberg im Taunus beigesetzt.

Friedrich Karl von Hessen und seine Ehefrau Margarethe von Preußen

Nachkommen

Friedrich Karl heiratete Margarethe von Preußen (1872–1954), die jüngste Tochter des Kaisers Friedrich III.

  • Friedrich Wilhelm Sigismund Viktor (1893–1916), gefallen in Rumänien
  • Maximilian Friedrich Wilhelm Georg Eduard (1894–1914), gefallen in Belgien
  • Philipp (1896–1980)
  • Wolfgang (1896–1989)
  • Richard (1901–1969)
  • Christoph (1901–1943), gefallen in Italien

Literatur

  • Anders Huldén, Finnlands deutsches Königsabenteuer 1918, Reinbek 1997. Herausgegeben von: Deutsch-Finnische Gesellschaft e.V. und erschienen bei: Traute Warnke Verlag, ISBN 3-9801591-9-1
  • Rainer von Hessen: König im „Land der ernsten Augen“. Das finnische Thronangebot an Prinz Friedrich Karl von Hessen im Sommer 1918. In: Bernd Heidenreich u.a. (Hrsg.): Kronen, Kriege, Künste. Das Haus Hessen im 19. und 20. Jahrhundert. Frankfurt 2009, S. 190-204.

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 36, 445


Vorgänger Amt Nachfolger
Alexander Friedrich Chef des Hauses Hessen-Kassel
1925–1940
Philipp

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