- Wilhelm Karl von Urach
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Herzog Wilhelm (II.) von Urach, Graf von Württemberg (* 3. März 1864 in Monaco; † 24. März 1928 in Rapallo, Italien), seit 1869 Chef des Hauses Urach, einer württembergischen Nebenlinie, Kavallerieoffizier in der Württembergischen Armee, zuletzt General der Kavallerie, war mehrfach als Thronkandidat für verschiedene europäische Kronen im Gespräch, so 1910 für Monaco, 1913 für Albanien und während des Ersten Weltkrieges für Polen sowie für ein neu zu schaffendes Großherzogtum Elsass-Lothringen. Im Juli 1918 wurde er von der Taryba, dem litauischen Landesrat, zum König von Litauen gewählt – als solcher sollte er den Namen Mindaugas II. tragen. Es kam jedoch nicht zu einer Annahme der Wahl, bis im November 1918 die Taryba die Wahl widerrief.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Geboren als Wilhelm Karl Florestan Gero Crescentius, Graf von Württemberg, war er der älteste Sohn von Wilhelm (I.) Herzog von Urach, Graf von Württemberg, und dessen zweiter Frau, der Prinzessin Florestine von Monaco, Tochter Fürst Florestans von Monaco.
In Stuttgart und auf Schloss Lichtenstein aufgewachsen, machte er das Abitur am Karlsgymnasium in Stuttgart. Anschließend schlug er eine militärische Laufbahn ein. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs war er Generalleutnant und Kommandeur der 26. Division. Am 5. Januar 1917 wurde Wilhelm Kommandierender General des Generalkommandos z. b. V. 64 im Rang eines Generals der Kavallerie. Dieses Kommando behielt er bis Kriegsende.
Wilhelm wurde mehrfach als Anwärter für einen vakanten Thron in Betracht gezogen, so zum Beispiel für den Monacos oder 1913 für den Thron des neuen Fürstentums Albanien. Weitere Bewerbungen folgten als Monarch eines möglichen Großherzogtums Elsaß-Lothringen und während des Ersten Weltkriegs als König von Polen.
Als Chef einer Nebenlinie des Hauses Württemberg hegte er zudem vage Hoffnungen, nach dem Ableben des Königs Wilhelm II. dessen Nachfolge antreten zu können. Doch diese wurden zunichte gemacht, als der König den Herzog Albrecht aus der Nebenlinie Württemberg-Altshausen zum Thronfolger bestimmte.
Im Jahr 1918 hatte Herzog Wilhelm mit seinen Thronambitionen scheinbar doch noch Erfolg und wurde am 11. Juli 1918 vom Litauischen Landesrat, der Taryba, zum König von Litauen gewählt. Deutschland hatte das zu Russland gehörende Litauen 1915 besetzt, es unterlag seither der Militärverwaltung durch den Oberbefehlshaber Ost. Grundsätzlich bestand die Absicht, Litauen zu einem zwar selbständigen, aber abhängigen Satellitenstaat zu machen. Die Initiative der Taryba kam der deutschen Reichsregierung jedoch ungelegen und sie reagierte hinhaltend, möglicherweise unter dem Einfluss der Obersten Heeresleitung. Letztlich erhielt Herzog Wilhelm nicht die immer wieder angekündigte Zustimmung zur Annahme der Königswahl. Als die neue Regierung von Max von Baden im Oktober 1918 schließlich Litauen die volle Selbstbestimmung zusagte, hatte sich die Lage so weit verändert, dass am 2. November 1918 die Taryba einstimmig beschloss, den früheren Beschluss zur Berufung Wilhelms zum König von Litauen nicht mehr auszuführen. Litauen gab sich statt dessen eine republikanische Verfassung.
Das Ereignis der Wahl Wilhelms zum König von Litauen verarbeitete der Schriftsteller Arnold Zweig in seinem 1937 erschienenen Roman „Einsetzung eines Königs“.
Nach Ende des Krieges und seiner Pensionierung widmete sich Wilhelm II. Herzog von Urach wissenschaftlichen Tätigkeiten, und wurde 1922 an der Universität Tübingen mit einer Dissertation über die Stadtgeographie von Reutlingen zum Doktor der Philosophie promoviert.
Urach war Ritter des Malteserordens.[1]
Nach seinem Tode 1928 wurde er in der Schlosskirche in Ludwigsburg beigesetzt.
Familie
In erster Ehe heiratete er am 4. Juli 1892 in Tegernsee Amalia Maria Herzogin in Bayern. Mit ihr hatte er neun Kinder:
- Marie Gabriele (1893–1908)
- Elisabeth (1894–1962), verheiratet mit Prinz Karl von Liechtenstein, einem Onkel Franz Josephs II. von Liechtenstein
- Karola (1896–1980)
- Wilhelm (1897–1957), verheiratet in morganatischer Ehe mit Elisabeth Theurer, daher Verzicht auf die Sukzession
- Karl Gero (1899–1981), Nachfolger als Chef des Hauses, verheiratet mit Gabriele, Gräfin von Waldburg-Zeil-Trauchburg, einer Tochter von Fürst Georg von Waldburg-Zeil
- Margarethe (1901–1975)
- Albrecht (1903–1969), in erster Ehe verheiratet mit Rosemary Blackadder, in zweiter mit Ute Waldschmidt
- Eberhard (1907–1969), verheiratet mit Iniga Prinzessin von Thurn und Taxis
- Mechtild (1912–2001), verheiratet mit Friedrich Karl Prinz von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst
Amalie starb 1912 im Kindbett. Am 26. November 1924 heiratete Herzog Wilhelm in zweiter Ehe Wiltrud Marie Alix Prinzessin von Bayern, Tochter Ludwigs III. von Bayern. Diese Ehe blieb kinderlos.
Auszeichnungen
- Großkreuz des Ordens der Württembergischen Krone [1]
- Großkreuz des Friedrichs-Ordens [1]
- Komtur des Württembergischen Militärverdienstordens am 20. Februar 1918 [2]
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz [1]
- Goldene Jubiläumsmedaille [1]
- Ritterorden des Heiligen Hubertus [1]
- Goldene Prinzregent Luitpold-Medaille [1]
- Großkreuz mit der Krone in Erz des Hausordens der Wendischen Krone [1]
- Schwarzer Adlerorden [1]
- Ehrenkreuz I. Klasse des Fürstlichen Hausordens von Hohenzollern [1]
- Hausorden der Rautenkrone [1]
- Großkreuz des Ordens vom Weißen Falken [1]
- Großkreuz des Dannebrogordens [1]
- Großkreuz des Ordens des Heiligen Karl [1]
- Osmanje-Orden I. Klasse [1]
Literatur und Quellen
- Archiv der Herzöge von Urach im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand GU 117: Wilhelm (II.) (1864–1928) Herzog von Urach, Graf von Württemberg
- Sergej von Cube: Ein württembergischer Prinz auf dem Thron von Litauen, 1918. In: Annaberger Annalen. Band 8, 2000.
- Sönke Lorenz (Hrsg.): Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. Kohlhammer, Stuttgart 1997, S. 388–389, ISBN 3-17-013605-4
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o Rangliste der Königlich Preußischen Armee und des XIII. (Königlich Württembergischen) Armeekorps für 1914, Hrsg.: Kriegsministerium, Ernst Siegfried Mittler & Sohn, Berlin 1914, S. 1160
- ↑ Otto von Moser: Die Württemberger im Weltkriege, 2. erweiterte Auflage, Chr. Belser AG, Stuttgart 1928
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