- Friedrich Schur
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Friedrich Heinrich Schur (* 27. Januar 1856 in Maciejewo, Kreis Krotoschin, damals Provinz Posen; † 18. März 1932 in Breslau) war ein deutscher Mathematiker, der sich mit Geometrie befasste.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Schurs Familie war ursprünglich jüdisch, wurde aber protestantisch. Sein Vater besaß ein Landgut. Er besuchte das Gymnasium in Krotoschin und studierte ab 1875 an der Universität Breslau Astronomie und dann Mathematik bei Heinrich Schröter und Jacob Rosanes. Danach ging er an die Universität Berlin, wo er bei Karl Weierstraß, Ernst Eduard Kummer, Leopold Kronecker und Gustav Kirchhoff hörte und 1879 bei Kummer promoviert wurde (Geometrische Untersuchungen über Strahlenkomplexe ersten und zweiten Grades). 1880 legte er das Lehrerexamen ab und habilitierte sich im selben Jahr bei Felix Klein an der Universität Leipzig. Danach ist er Privatdozent und ab 1884 Assistent von Felix Klein in Leipzig. 1885 wird er dort außerordentlicher Professor und 1888 Professor an der Universität Dorpat. 1892 geht er als Professor für Darstellende Geometrie und Graphische Statik an die RWTH Aachen und 1897 an die Technische Hochschule Karlsruhe, wo er 1904/05 auch Rektor ist. 1909 wurde er Professor an der Universität Straßburg. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg wird er dort von den Franzosen entlassen und wird 1919 Professor in Breslau, wo er 1924 emeritiert.
Friedrich Schur befasste sich mit Differentialgeometrie, Transformationsgruppen (Lie-Gruppen) in Anschluss an Sophus Lie und Grundlagen der Geometrie. Viele seiner Ergebnisse, die er auch in seinem Buch Grundlagen der Geometrie von 1909 zusammenfasste, flossen in David Hilberts Buch ein, ohne dass dieser (wie auch bei den Beiträgen anderer Mathematiker) das ausreichend deutlich machte. Er verfasste auch ein Lehrbuch der analytischen Geometrie (1898) und der graphischen Statik (1915).
1912 erhielt er für sein Buch Grundlagen der Geometrie den russischen Lobatschewski-Preis. 1910 war er Vorsitzender des Deutschen Mathematikervereins. Er ist Ehrendoktor der TH Karlsruhe. 1927 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt.
Zu seinen Doktoranden zählt Theodor Molien und Julius Wellstein. Er sollte nicht mit dem Mathematiker Issai Schur verwechselt werden.
Schriften (Auswahl)
- Schur: Grundlagen der Geometrie. Teubner, Leipzig 1909.
- Schur: Lehrbuch der analytischen Geometrie.
- Schur: Zur Theorie der endlichen Transformationsgruppen. Mathematische Annalen, Bd.38, 1891.
- Schur: Ueber den Fundamentalsatz der projectiven Geometrie. Mathematische Annalen, Bd.51, 1899.
- Schur: Ueber die Grundlagen der Geometrie. Mathematische Annalen, Bd. 55, 1902.
Literatur
- Friedrich Engel: Friedrich Schur. Jahresbericht DMV 1935.
- Rudolf Fritsch: Schur, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, S. 759 (Onlinefassung).
Weblinks
- Literatur von und über Friedrich Schur im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Übersicht der Lehrveranstaltungen von Friedrich Schur an der Universität Leipzig (Sommersemester 1881 bis Sommersemester 1888)
- Friedrich Schur im Professorenkatalog der Universität Leipzig
- Biographie von Fritsch, pdf-Datei (86 kB)
- Mathematics Genealogy Project
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