Friesische Sprachen

Friesische Sprachen
Friesisch (Frysk oder Friisk)

Gesprochen in

Deutschland, Niederlande und zum Teil noch in den USA
Sprecher 400.000 (Muttersprachler)
Linguistische
Klassifikation

Indogermanisch

Offizieller Status
Amtssprache von NiederlandeNiederlande Niederlande (Provinz Friesland)
Anerkannte Minderheitensprache in: DeutschlandDeutschland Deutschland (Kreis Nordfriesland, Gemeinde Helgoland, Gemeinde Saterland)
Das Verbreitungsgebiet des Friesischen.
Zweisprachige Schilder Deutsch-Friesisch bei der Polizeidirektion Husum, Nordfriesland.
Zweisprachige Ortsbeschilderung in Fryslân (Niederlande).

Die friesischen Sprachen, allgemein nur Friesisch (westfriesisch Frysk, nordfriesisch z. B. fresk oder frasch, als dialektübergreifender Kompromiss auch Friisk, saterfriesisch Fräisk) genannt, sind eine Gruppe von drei Sprachen. Sie gehören zum nordseegermanischen Zweig der westgermanischen Sprachen.[1] Friesisch ist entlang der deutsch-niederländischen Nordseeküste verbreitet und wird dort heute noch von etwa 400.000 Menschen gesprochen. Die meisten Sprecher der friesischen Sprachen leben heute in den Niederlanden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die ersten schriftlichen Zeugnisse stammen aus dem 13. Jahrhundert bis 15. Jahrhundert. Diese Phase des Friesischen wird als Altfriesisch bezeichnet. Zeitlich gehört Altfriesisch zu derselben Epoche wie Mittelniederdeutsch und Mittelhochdeutsch.

Das moderne Friesisch entstand im Laufe des 15. Jahrhunderts und zerfällt in drei Hauptgruppen. Es ist unter den Germanisten und der allgemeinen Sprachwissenschaft umstritten, ob die drei friesischen Hauptgruppen „nur“ Dialekte einer germanischen Sprache bilden. Eine mündliche Verstehbarkeit ist heute nicht mehr gegeben, da sie stark voneinander abweichen. Deshalb gilt das moderne Friesisch als drei eigenständige Sprachen.

Einzelsprachen des friesischen Sprachzweigs

Nordfriesisch

Nordfriesisch wird noch im Kreis Nordfriesland und auf Helgoland in Schleswig-Holstein gesprochen. Auf den Inseln und dem Festland gibt es heute noch zehn verschiedene nordfriesische Dialekte, die untereinander teils kaum verständlich sind. Von etwa 164.000 Einwohnern des Kreises Nordfriesland sprechen noch etwa 10.000 Friesisch. Das Nordfriesische wird im Endangered Languages in Europe Report als seriously endangered (ernsthaft gefährdet) eingestuft, da es nur noch an wenigen Orten, insbesondere im Norden der Insel Amrum und im Westen der Insel Föhr, innerhalb der Familien an die jüngere Generation weitergegeben wird.

Ostfriesisch

In Ostfriesland und Groningen selbst ist die Friesische Sprache gänzlich ausgestorben, auch in fast allen anderen friesisch geprägten Gebieten östlich der Lauwers gibt es die Sprache nicht mehr. Seit etwa 1400 wurde das Ostfriesische nach und nach durch das Niederdeutsche – und in jüngerer Zeit durch das Hochdeutsche – ersetzt, zuletzt starb in den 1950er Jahren das Wangerooger Friesisch aus.

Das letzte Überbleibsel der ostfriesischen Sprache, das Saterfriesische, wird in der Gemeinde Saterland im Landkreis Cloppenburg von etwa 1.000 bis 2.500 Menschen gesprochen. Wenn die Ostfriesische Sprache eindeutig vom Ostfriesischen Platt unterschieden werden soll, wird in Anlehnung an die Bezeichnung Westerlauwerssches Friesisch für das Westfriesische auch der Terminus Osterlauwerssches Friesisch verwendet.

Westfriesisch

Das Westfriesische, auch Westerlauwerssches Friesisch, wird in der niederländischen Provinz Friesland (Fryslân) von ca. 440.000 Menschen gesprochen, von denen es etwa 350.000 als Muttersprache sprechen. Es besteht aus vier Hauptdialekten und vier weiteren kleinen Dialekten.

Nichtfriesische Varietäten mit der Bezeichnung "Friesisch"

Nicht zu den friesischen Sprachen gehören verschiedene Varietäten in den friesisch besiedelten Gebieten, die von den dortigen Bewohnern anstelle der friesischen Sprache angenommen wurden und daher "Friesisch" in ihrer Bezeichnung führen. So wird heute mit der Bezeichnung Ostfriesisch in der Regel das ostfriesische Platt bezeichnet, ein niedersächsischer Dialekt, der zwar vom Friesischen beeinflusst wurde, dieses aber nahezu vollständig ersetzt hat.

Die oft als Stadtfriesisch bezeichneten Mundarten der Städte in der Provinz Fryslân gehören ebenfalls nicht zum Friesischen. Sie wurden im 15. Jahrhundert von friesischen Kaufleuten aus der Provinz Holland übernommen. Durch starken Einfluss der friesischen Grammatik und Syntax fällt die Klassifizierung als Holländischer Dialekt allerdings ebenfalls schwer. Sie werden daher meist als Sondergruppe innerhalb der niederländischen Sprache behandelt, bisweilen aber sogar als Sondersprache bezeichnet.

Nicht zu verwechseln mit der Westfriesischen Sprache ist auch der holländische Dialekt der Region Westfriesland in der niederländischen Provinz Nord-Holland. Dieser wird ebenfalls als Westfriesisch bezeichnet. Die Verwechselungsgefahr des Dialekts mit der Westfriesischen Sprache besteht in den Niederlanden nicht. Dort ist Westfriesland eindeutig die nordholländische Region. Die Provinz Friesland, die in Deutschland meist als Westfriesland bezeichnet wird, heißt in den Niederlanden einfach Friesland oder Fryslân.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Hans Frede Nielsen: Frisian and the Grouping of the Older Germanic Languages. In: Horst H. Munske (Hrsg.): Handbuch des Friesischen. Tübingen: Niemeyer 2001

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