Fritz Taeger

Fritz Taeger

Fritz Taeger (* 1. Januar 1894 in Altendorf, Kreis Land Hadeln; † 15. August 1960 in Marburg) war ein deutscher Althistoriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn einer konservativen Landlehrerfamilie begann 1913 zunächst ein Studium der Altertumswissenschaften in Tübingen bei Ernst Kornemann, war dann bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Soldat tätig. Im Krieg erhielt Taeger zahlreiche Auszeichnungen, jedoch auch mehrere Verwundungen und kehrte schließlich als Lungenkranker 1919 nach Tübingen zurück. Das Studium setzte er in Tübingen fort. Bereits 1920 wurde er mit der Arbeit Untersuchung über das Weiterwirken des 6. Buches des Polybios in der Griechisch-Römischen Literatur promoviert. 1925 habilitierte er bei Ernst Fabricius in Freiburg mit einer Arbeit über Thukydides. Nahezu gleichzeitig erschien eine umstrittene Alkibiades-Biografie.[1] Es folgten Lehrstuhlvertretungen in Freiburg (1926) und Tübingen (1929/1930). 1930 erfolgte der Ruf auf den Lehrstuhl für Alte Geschichte an die Universität Gießen und 1935 an die Universität Marburg.

In den 1930er Jahren begann Taeger eine Serie von Spezialstudien zum Thema Charisma von den charismatischen Ideen bei Herodot über deren Entwicklung bei Alexander dem Großen und in den hellenistischen Monarchien bis zum römischen Kaiserkult und den spätantiken Auseinandersetzungen von Christentum und Gnosis mit diesem Phänomen.

Während des Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit legte er vor allem aus existentiellen Gründen kleinere Vermittlungsschriften vor. Sein Entnazifizierungsverfahren blieb zwiespältig. Ihm wurde von der amerikanischen Militärregierung am 26. November 1945 zwar die Lehrtätigkeit verboten, jedoch wurde er mit der Unterstützung eines amerikanischen Universitätsoffiziers sowie nach einem Verfahren der Marburger Spruchkammer als „Nichtbelasteter“ eingestuft.[2] Doch der hessische Minister für Kultus und Unterricht erlaubte ihm erst am 3. Juni 1948 die Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit. Am 8. Juni erfolgte die Wiederernennung auf seinen alten Lehrstuhl.

Ende der 1950er Jahre erschien mit Charisma sein wichtigstes wissenschaftliches Werk. In dieser Studie haben für Taeger zwei Erscheinungsformen Priorität, von denen die eine im Herrscher den menschgewordenen Gott, die andere lediglich den Träger des Charismas, göttlicher Gnade und Kraft, erblickte. Für Taeger hatten hierbei die individuellen Entwicklungen unter Berücksichtigung chronologischer, regionaler und schichtenspezifischer Unterschiede Vorrang und nicht die Beschreibung eines abstrakten Systemes des Herrscherkultes.

Schriften (Auswahl)

  • Das Altertum: Geschichte und Gestalt der Mittelmeerwelt. 6. Auflage, Stuttgart 1958.
  • Charisma: Studien zur Geschichte des antiken Herrscherkultes. 2 Bände. Stuttgart 1957.
  • Die Kultur der Antike. Köln 1949.
  • Untersuchungen zur römischen Geschichte und Quellenkunde: Tiberius Gracchus. Stuttgart 1928.
  • Thukydides. Stuttgart 1925.
  • Alkibiades. Stuttgart u. a. 1925.

Literatur

  • Inge Auerbach: Catalogus professorum academiae Marburgensis. Zweiter Band: 1910 bis 1971. Marburg 1979, S. 618–619
  • Karl Christ: Klios Wandlungen: die deutsche Althistorie vom Neuhumanismus bis zur Gegenwart. München 2006, ISBN 3-406-54181-X, S.77–82.
  • Karl Christ: Hellas. Griechische Geschichte und deutsche Geschichtswissenschaft. München 1999, S. 255–268.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Vgl. die Kritik von Eduard Schwartz in Gnomon 2, 1926, 65 ff.
  2. Spruchkammer Marburg, Mst. 1157/46.

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