Förderwagen

Förderwagen
Förderwagen
Muldenwagen

Ein Hunt bezeichnet in der Bergmannssprache einen offenen kastenförmigen Förderwagen, der zwar nicht ursprünglich, aber doch später meist schienengebunden war. Die Wörter „Hunt“ und „Hund“[1] werden synonym verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Hunt entwickelte sich aus der Notwendigkeit der Erhöhung der Förderleistung. Bis dato wurde mit einfachen Eimern oder Schlepptrögen gefördert.

Man unterscheidet in der Geschichte der Hunte zwischen folgenden Ausführungen:

  • Der Ungarische Hunt hat einen Inhalt von drei bis vier Scheffeln. Der Hunt ist ein Kasten mit zwei Achsen. Die hintere Achse hat größere Räder, die vordere kleine. Die Hauptlast liegt jedoch auf den größeren Rädern, die vorderen kleinen dienen nur der Führung. Durch leichtes Drücken auf den Kasten wird der Hunt vom Huntstößer geschoben. Durch die verschieden großen Räder wird die Schräglage des Huntes in der Schachtförderung ausgeglichen. Diese Förderart ist auf die Streckenförderung optimiert.
  • Der Deutsche Hunt ist auf die Schachtförderung optimiert, also eine Fördertonne auf Rädern. So dient der Hunt im Ruhrrevier des 19. Jahrhunderts auch zur Förderung im Schacht. Der Hunt wird einfach an das Seil gehängt und in dem schrägen, tonnlägigen Schacht hochgezogen. Der Hunt ist dann das Fördergefäß im Schacht.
  • Der Mansfelder Hunt ist auf die Förderung im niedrigen Abbau des Kupferschiefers optimiert. Da der Abbau sehr niedrig war, handelte es sich um einen niedrigen Kasten, der an einer Öse mittels eines Riemens von einem Bergjungen gezogen wurde. Diese Arbeit nannte man Trecken[2].

Alle haben lediglich dicke Holzscheiben als Räder, die auf hölzernen (oder eisenverstärkten) Winkelschienen laufen. Der Hunt wird durch die seitliche Aufkantung der Schienen oder einen Spurnagel [3] am Hunt geführt.

Die alte Huntsförderung hatte den Vorteil, dass ohne komplizierte Weichen und Kreuzungen einfach mit Muskelkraft durch Druck auf den Hunt die Richtung des Huntes geändert werden konnte. Diese Art nannte man auch Deutsches Hundsgestänge. Es war ebenfalls möglich, auf unebenen oder schiefen Stollenstrecken und ohne Gleise zu fördern.

Aus England kam der Spurkranz nach Deutschland. Für das englische Gestänge, war es erforderlich, dass entsprechende gerade und ebene Schienen verlegt wurden, auf der die Wagen laufen. Springt der Wagen aus der Spur, läuft er nicht weiter. Dafür lässt sich aber die Förderleistung erhöhen, weshalb sich diese Bauart mit Bau fluchtgerechter Stollen und Strecken durchsetzte. Die Weiterentwicklung ist der Muldenwagen, wie er bis heute verwendet wird.

So entwickelte sich aus dem Prinzip des schienengebundenen Huntes das gesamte Eisenbahnwesen.

Wortherkunft

Die Herkunft des Wortes „Hunt“ ist nicht eindeutig geklärt.

Einer Theorie zufolge soll es dadurch entstanden sein, dass die im Mittelalter verwendeten Hunte aus Holz beim Schieben durch den Huntstößer auf sogenannten Spurlatten (hölzerne Schienen) besonders in Kurven ein bellendes Geräusch verursacht haben.

Eine andere Erklärungsversion der Herkunft des Wortes „Hunt“: Die Bezeichnung soll aus dem slowakischen Wort „hyntow“ (= Wagen) abgeleitet sein.[4][5]

Die im Mittelalter tatsächlich übliche Verwendung von Zugtieren und Vögeln im Bergbau und die synonyme Bezeichnung „Hund“ haben dazu geführt, dass in einigen literarischen Wiedergaben von der Verwendung von Hunden (Tier) die Rede ist. Dies handelt sich jedoch um einen historischen Irrtum.

Bergbau

Hunt mit Spurnagel im Silberbergwerk Suggental

Im Bergbau diente der Hunt der Beförderung unter Tage des Abbaumateriales vom Abbauort über das unterirdische Schienensystem zum Förderkorb und nach Übertage.

Stahlerzeugung

Auch auf einer Hochofenanlage werden die offenen Förderwagen Hunt genannt: einen seilgezogenen Wagen auf der Schrägrampe zur Beschickung eines Hochofens mit Erzen und Zuschlagsstoffen.

Logistik allgemein

Transportwagen zum Lastentransport, Möbeltransport usw. werden ebenfalls als „Hunt“ bezeichnet. Dabei wird auf die oben erwähnte Bergmannssprache zurückgegriffen. Die Transportwagen können einfache Bretter mit Rollen sein oder auch mit Motorenkraft betrieben werden. In Supermärkten und Lagerhäusern werden oft sogenannte Elektrohunte oder Elektrohunde (auch „Ameise“) eingesetzt, die ähnlich wie Gabelstapler eine Gabel zum Transport von Paletten besitzen, jedoch im Unterschied zu diesen Fahrzeugen keinen Führerstand haben. Der moderne Huntstößer läuft also auch hinter dem Hunt her, muss aber nicht mehr schieben, sondern nur noch einen Steuerhebel bedienen.

Quellen

  1. Heise-Herbst, „Bergbaukunde“, zweiter Band, Springer-Verlag 1910, Seite 269: „In verschiedenen Bergbaugebieten werden die Förderwagen als ‚Hunde‘ bezeichnet. Man hat dies Wort aus dem Slowakischen herleiten zu müssen geglaubt (hyntow), und daher die Schreibweise ‚Hunt‘ vorgeschlagen. Jedoch finden sich im Bergbau und Maschinenwesen vielfach Tiernamen als Bezeichnungen, wie z. B. ‚Bär‘ für ‚Gegengewicht‘, ‚Katze‘ oder ‚Laufkatze‘ für kleine Wagen mit Flaschenzug, ‚Teckel‘ für die kleinen Holzwagen in Westfalen; es erscheint daher nicht notwendig, zu einer solchen Erklärung zu greifen.“
  2. Erdmenger, Der Mansfeldsche Kupferschiefer
  3. Georg Agricola, Vom Berg- und Hüttenwesen, 1556.
  4. Webartikel über Grubenwagen auf www.feldbahn.de
  5. Das kleine Bergbaulexikon, Verlag Glückauf 1998

Weblinks

Siehe auch


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