Förtsch von Thurnau

Förtsch von Thurnau
Wappen nach dem Scheibler'schen Wappenbuch
Grabmal der Anastasia Fuchs von Rügheim in der Kirche zu Aschbach. Rechts oben das Förtsch-Wappen
Wappen der Förtsch von Thurnau auf einem Bronzeepitaph in der Kirche von Krögelstein

Die Familie von Förtsch bzw. Förtsch von Thurnau ist ein altes fränkisches Adelsgeschlecht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Familie von Förtsch zählte ursprünglich zu den Ministerialen der Walpoten und der Herzöge von Andechs-Meranien, die sich Ende des 13. Jahrhunderts unter die Lehensherrschaft der Bischöfe von Bamberg begaben.

Bedeutung haben sie mit ihrem Sitz Thurnau erlangt, nach dem sich die Familie bereits 1239 nannte. Thurnau ist heute eine Marktgemeinde im Landkreis Kulmbach in Oberfranken. Die Familie von Wallenrode ist aus ihnen hervorgegangen. Sie waren im Ritterkanton Gebürg organisiert.

Ursprung

Nach Dr. Ruprecht Konrad-Röder zählen die Förtsch zu den Nachkommen des 1059/1096 urkundlich belegten Wigger von Langheim. Er erschließt dies aus den in diesem Familienverband auftretenden Leitnamen Arnold, Eberhard und Wolfram, die sich auch bei den Förtschen finden, und aus der Übereinstimmung von Besitzkomplexen am mittleren Obermain. Als Urahnen der Familie erscheinen 1149 Eberhard (I.) de Briswizze (Oberpreuschwitz) und dessen Sohn Arnold (I.), 1167 als de Menigen (Menchau) genannt, unter der Ministerialität des Grafen Berthold von Andechs-Meranien. Als Stammsitz gilt der Turmhügel in Dörnhof bei Oberpreuschwitz.

Eberhard II., Sohn Arnolds I., erschien um 1205 mit dem Beinamen Vorsco, wobei es sich nach Konrad-Röders Ansicht um ein aus dem Deutschen stammendes slawisches Lehenswort handelt, mit der Bedeutung Gefolgsmann (zu slawisch borscha = Bursche, Knabe). Ein weiterer Nachkomme Arnolds von Menchau erschien um 1216 mit dem Beinamen hospes, dem lateinischen Wort für Gast oder Wirt. Er gilt als Stammvater der Herren von Wirsberg. 1244 erhielten Eberhardus Forscho de Turnowe und dessen Sohn Albert (I.) de Waldinrode vom Andechs-Meranier Otto VIII. die Burg Arnstein zu Lehen. Damit stammt auch der Familienverband Wallenrode/Waldenfels von den Förtschen ab.

Schloss Thurnau

1244 nannte sich Eberhard III. Förtsch erstmals de Turnowe. Die Herrschaft Thurnau war aus den Händen der Walpoten an die Förtsch gelangt. Die Herrschaft Thurnau lag in der Interessenssphäre der auf die Erweiterung ihrer Territorien bedachten Burggrafen von Nürnberg und der Bischöfe von Bamberg. Dietrich II. der Berner, ein Enkel des 1244 genannten Eberhard III. Forscho de Turnowe, verkaufte seinen Anteil an Thurnau 1288 an den Bamberger Bischof Arnold von Solms. Sein Vetter Albert II. trug zunächst 1292 seine freieigene Burg Thurnau ebenfalls dem Bamberger Bischof zu Lehen auf, verkaufte dann aber 1307 die Burg samt allen ihren Zugehörungen an den Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg. Als Besitz der Förtsch wurden damals Kasendorf, Döllnitz, Muckenreuth, Hörlinreuth, Felkendorf, Menchau, Limmersdorf und Berndorf genannt. Auf den Protest von Bischof Wulfing von Bamberg hin musste dieser Vertrag zwar wieder rückgängig gemacht werden, Kasendorf aber blieb im Besitz des Burggrafen.

Zu den wichtigsten Rechten, welche die Förtsche in ihrer Herrschaft Thurnau wahrzunehmen hatten, zählte das der Hochgerichtsbarkeit. Dieses herrschaftsbildende Recht versuchten ihnen jedoch die Nürnberger Burggrafen streitig zu machen, so dass es Martin Förtsch 1397 für nötig hielt, sich das Halsgericht mit Stock und Galgen in Thurnau von König Wenzel bestätigen zu lassen. Die Streitigkeiten zwischen den Förtschen und den benachbarten Hohenzollern wurden erst 1539 beigelegt, indem sich Wolf Förtsch dazu bereiterklärte, „die fraischliche Obrigkeit zu Thurnau“ von den Markgrafen zu Brandenburg als Lehen zu empfangen. Der Ritter Jorg war "der eltst und letzt des Geschlechts der Förtsch", mit ihm erlosch die Familie am Karfreitag (31. März) 1564. Der umfangreiche Besitz der Familie fiel an die Töchter des 1551 verstorbenen Wolf Förtsch: Ursula war vermählt mit Hans Friedrich von Künsberg, Anastasia mit dem schon vor 1564 verstorbenen Siegmund Fuchs von Rügheim und Barbara mit Hans Georg von Giech zu Buchau. Anastasia Fuchs von Rügheim wurde mit Geld abgefunden; die Familien von Giech und von Künsberg waren die künftigen Herren in Thurnau.

Der älteste Teil des Schlosses ist die Kemenate, das Hus uf dem Stein, aus dem 13. Jahrhundert. Sie wurde durch die Ritter von Förtsch erbaut. Zwischen 1430 und 1477 wurden der Archivbau und ein Wohntrakt angefügt.

Verbreitung

Persönlichkeiten

Wappen

Blasonierung: Im Spitzenschnitt von Rot und Silber schrägrechts geteilt. Ein Grabstein im Kloster Himmelkron, der vor 1300 datiert wurde, zeigt als Helmzier einen Bärenrumpf. Im Scheiblerschen Wappenbuch ist die Helmzier gekrönt und der Rumpf wurde auf zwei nach oben erhobene schwarze Tatzen erhoben mit goldenem Querbalken. Die Helmdecken sind Rot und Silber. Die Farben Rot und Silber im Wappen der Gemeinde Stadelhofen erinnern an die Familien von Förtsch und von Giech.

Siehe auch

Literatur

  • Rüdiger Bauriedel, Ruprecht Konrad-Roder: Mittelalterliche Befestigungen und niederadelige Ansitze im Landkreis Bayreuth. Bayreuth 2007
  • Franz Karl Frhr. v. Guttenberg: Burg- und Schloßbau Thurnau. 1913
  • Franz Frhr. v. Guttenberg: Die Herrschaft Thurnau und die Foertsche. Thurnau 1925
  • Friedrich Wilhelm Anton Layritz: Beitrag zur Geschichte der Förtschen von Thurnau. Bayreuth 1796
  • Gustav Voit: Der Adel am Obermain. Kulmbach 1969, S. 91 - 102

Weblinks


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