Ganztonskala

Ganztonskala
Bildliche Darstellung der Ganztonleiter. (Erläuterung)

Die Ganztonleiter ist eine hexatonische (sechstönige) Tonleiter, die aus einer gleichstufigen ( = equidistanten) Oktavteilung in sechs Ganzton-Intervallen hervorgeht. Damit bestehen die Tonschritte klanglich ausschließlich aus großen Sekunden bzw. notationsbedingt auch aus einer enharmonischen verminderten Terz, wenn der Oktavton mit dem Startton in der Notation identisch sein soll.

Eine Ganztonleiter klingt für Ohren, die an die in der abendländischen Musik gebräuchlichen diatonischen Tonleitern z. B. Dur und Moll gewöhnt sind, relativ fremd, da ihr die Halbtonschritte fehlen. Die Beziehungen zwischen den Tönen der Skala werden nicht durch gelegentliche Leittöne strukturiert. Daher gibt es bei der Ganztonleiter keinen erkennbaren Grundton, was eine „schwebende“ Wirkung hervorruft. Mit anderen Worten kann eine Ganztonleiter auf jedem Ton als Grundton ohne Modusmöglichkeit gebildet werden. Eine Ganztonleiter ist weder tonal noch atonal, sondern ein Zwitterwesen, das seine Funktion oder Bedeutung erst im komponierten Kontext bekommt.

Ferner ist der Tritonus, der hier leitereigen auf jeder Tonstufe gebildet werden kann, ein charakteristisches Intervall der Ganztonleiter, wodurch sie verhältnismäßig schwer zu singen ist. Dreiklänge in Terzschichtung ergeben ausschließlich übermäßige Dreiklänge, da durch die Ganztonschritte alle Terzen groß sind. Es gibt nur 2 Ganztonleitern, wenn der absolute Tonvorrat von 12 Tönen betrachtet wird: die Ausgangsganztonleiter und dieselbe einen halben Ton (nach oben oder unten) verschoben/transponiert.

Der speziellen Wirkung der Ganztonleiter bediente sich als einer der ersten nach Franz Liszt z. B. auch Rimski-Korsakow zur Darstellung magischer Gestalten in seinen Opern; später dann auch die Komponisten des Impressionismus (z. B. Debussy und Ravel). Olivier Messiaens erster Modus in seinem System der begrenzt transponierbaren Skalen ist die Ganztonleiter, wobei Messiaen deutlich darauf hinweist, die Ganztonleiter freilich nicht erfunden zu haben. Auch im Jazz erhält die Ganztonleiter eine wichtige Bedeutung als eigenständige Skala über Dominantseptakkorde mit tiefalterierter Quinte oder hochalterierter Quarte.

Hörbeispiel

 Ganztonleiter (Midi)?/i


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ganztonskala — Ganztonleiter нем. [ганцтонля/йтер] Ganztonskala [ганцтонска/ла] целотонная гамма …   Словарь иностранных музыкальных терминов

  • Bebop-Skala — Die Bebop Skala (englisch bebop scale) ist eine im Modern Jazz verwendete Tonleiter. Sie wird gebildet, indem der Grundtonart ein chromatischer Durchgangston hinzugefügt wird. Es gibt drei häufig genutzte Bebop Skalen: die Bebop Dominant Skala… …   Deutsch Wikipedia

  • Durterz — Dur (v. lat. durus „hart“) bezeichnet in der Musik ein Tongeschlecht. Dabei kann sich das Tongeschlecht sowohl auf einzelne Tonarten oder einzelne Akkorde beziehen oder auch einen einzelnen Musikabschnitt näher bezeichnen, über den mit einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Inside-Outside-Improvisation — Die Inside Outside Improvisation ist eine Methode der musikalischen Improvisation insbesondere im Jazz, bei der konventionelle, harmonisch passende Tonfolgen mit harmonisch unpassenden abgewechselt werden. Inhaltsverzeichnis 1 Allgemein 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Inside Outside — Theo Jörgensmann und Károly Binder diskutieren über Inside Outside Improvisation Die Inside Outside Improvisation ist eine Technik der Improvisation insbesondere im Jazz, bei der konventionelle, harmonisch passende Tonfolgen mit harmonisch… …   Deutsch Wikipedia

  • 1. Kammersinfonie (Schönberg) — Die 1. Kammersinfonie für 15 Soloinstrumente ist ein richtungsweisendes Werk des österreichischen Komponisten Arnold Schönberg. Sie trägt die Werknummer Opus 9 und wurde im Juli 1906 fertiggestellt. Ihre Uraufführung erfolgte am 8. Februar 1907… …   Deutsch Wikipedia

  • Bemsha Swing — ist eine Jazz Gemeinschaftskomposition von Thelonious Monk und Denzil Best aus dem Jahr 1952. Es ist eine der bekanntesten Kompositionen Monks und hat sich zum Jazzstandard entwickelt. Der Name „Bemsha“, ursprünglich „Bimsha“ ist eine phonetische …   Deutsch Wikipedia

  • Dur — (v. lat. durus „hart“; franz. Mode majeur, engl. major, ital. Modo maggiore) bezeichnet in der Musik ein Tongeschlecht. Dieses kann sich auf eine Tonart, eine Tonleiter oder einen Akkord beziehen. Dur und Moll verdrängten im Verlauf des… …   Deutsch Wikipedia

  • Ferenc List — Franz Liszt [ˈlist], im Ungarischen Liszt Ferencz[1], (* 22. Oktober 1811 in Raiding, damals Königreich Ungarn, heute Österreich (Burgenland); † 31. Juli 1886 in Bayreuth), war Komponist, Dirigent und einer der prominentesten Klaviervirtuosen des …   Deutsch Wikipedia

  • Ferenc Liszt — Franz Liszt [ˈlist], im Ungarischen Liszt Ferencz[1], (* 22. Oktober 1811 in Raiding, damals Königreich Ungarn, heute Österreich (Burgenland); † 31. Juli 1886 in Bayreuth), war Komponist, Dirigent und einer der prominentesten Klaviervirtuosen des …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”