- Halbton
-
Diatonische Intervalle Prime
Sekunde
Terz
Quarte
Quinte
Sexte
Septime
Oktave
None
Dezime
Undezime
Duodezime
Tredezime
Halbton/GanztonBesondere Intervalle Mikrointervall
Komma
Diësis
Limma
Apotome
Ditonus
Tritonus
WolfsquinteMaßeinheiten Cent
Millioktave
Oktave
SavartHalbton bezeichnet das kleinste Intervall des heute verbreiteten 12-stufigen Tonsystems.
In Ausnahmefällen wird der Begriff auch zur Bezeichnung einzelner Töne (s.u.) verwendet.Inhaltsverzeichnis
Halbton als Intervall
Die Intervallbezeichnung Halbton ersetzt in griffiger Kurzform die vollständigeren Bezeichnungen "Halbtonschritt" oder "Halbtonabstand".
Die musikalische Praxis unterscheidet zwischen dem diatonischen Halbton (kleine Sekunde, z.B. g-as), dem chromatischen Halbton (übermäßige Prim, z.B. g-gis) und dem enharmonischen Halbton (doppelt verminderte Terz, z.B. fis-asas). Zwei dieser Halbtöne, ein chromatischer (g-gis) und ein diatonischer (gis-a) ergeben zusammen einen Ganzton.
Je nach Herkunft bzw. Zusammenhang sind verschieden große Formen des Halbtons zu unterscheiden.
Gleichstufig temperierter Halbton
Im heute verbreiteten gleichstufig temperierten Tonsystem entspricht der Halbton einem Zwölftel der Oktave. Diese Bedeutung wurde bereits von Aristoxenos vorweggenommen, indem er die Oktave in sechs gleiche Ganztöne teilte und den Halbton als die Hälfte eines Ganztons definierte.
Die rechnerisch exakte Zwölftelung der Oktave ergibt für den temperierten Halbton ein Frequenzverhältnis (Proportion) von , da dieser Wert zwölfmal mit sich selbst multipliziert das Frequenzverhältnis einer Oktave (2/1) ergibt.
Halbtöne der pythagoreischen Stimmung
In pythagoreischen Tonsystemen tritt aufgrund der reinen Quinten (Proportion 3/2) kein (aus dem unteren Bereich der Obertonreihe stammemder) "natürlicher" Halbton (16/15) auf, sondern das Intervall mit der Proportion 256/243, das bei Philolaos „Diesis“, bei Euklid „Leimma“, seit der Spätantike auch als Halbton bezeichnet wurde.
Wie beim Ganzton entstand durch die pythagoreische Tradition auch beim Halbton ein zweideutiger Begriff, der im Lauf der Zeit noch mehrdeutiger wurde, weil später auch die Apotome ( 2187/2048) als Halbton bezeichnet wurde. Die Tonbuchstaben und die Notenschrift unterscheiden diese Intervalle klar: Das Leimma ist eine kleine Sekunde c-h, die Apotome ein chromatischer Schritt, nämlich die übermäßige Prime cis-c.
Den Unterschied hebt erst die gleichstufige Stimmung auf, da sie das pythagoreische Komma (=Apotome-Leimma) zum Verschwinden bringt und dadurch eine enharmonische Verwechslung ermöglicht.
Kleiner und großer Halbton der harmonisch-reinen Stimmung
Die Einbeziehung der reinen großen Terz 5/4 in der seit der Renaissance aufkommenden reinen Stimmung verstärkte die Mehrdeutigkeit, da noch der diatonische Halbton (15/16) und der kleine und große chromatische Halbton ( 25/24 und 135/128) hinzutraten.
Genauer:
Bei der reinen Stimmung gibt es den (großen) diatonischen Halbton mit dem Frequenzverhältnis .
- In C-Dur: E→F und H→c. In c-moll (absteigend): Es→D und As→G. Diese Halbtöne: 112 Cent.
Bei Modulation in andere Tonarten kommen auch chromatische Halbtöne vor.
Wie man in der folgenden Übersicht sehen kann, sind diese kleiner (ungefähr 92 Cent und 71 Cent).
-
-
Name des Tones C DES D ES E Frequenz 264 281,6 297 316,8 330 In Cent (gerundet) 0 112 204 316 386 Halbton in Cent 112 92 112 71
-
Name des Tones C CIS D DIS E Frequenz 264 278,4 297 309,3 330 In Cent (gerundet) 0 92 204 275 386 Halbton in Cent 92 112 71 112
-
- Hinweis: Die zugehörigen Frequenzen gelten nicht absolut, sondern stehen in Abhängigkeit von welcher Tonart zu welcher Tonart moduliert wird.
Der chromatische Halbton mit 92 Cent (Frequenzverhältnis 135/128), der den diatonischen Halbton mit 112 Cent (Frequenzverhältnis 16/15) zum Ganzon mit 204 Cent (Frequenzverhältnis 9/8) ergänzt, ist kleiner als der diatonische Halbton.
Noch kleiner ist der chromatische Halbton mit 71 Cent (Frequenzverhältnis 25/24), der den diatonischen Halbton mit 112 Cent (Frequenzverhältnis 16/15) zum kleinen Ganzon mit 182 Cent (Frequenzverhältnis 10/9) ergänzt.
Noch heute gilt bei Intonationen von A-cappella-Chören die folgende Faustregel (Regel des Weißenburger Kantors Maternus Beringer, 1610).[1]
- Halbtöne auf derselben Linie im Notensystem (die chromatischen) sind als kleiner Halbton (semitus minor) zu intonieren. Halbtöne auf benachbarten Linien (die diatonischen) aber als großer Halbton (semitonus major).
Wie man der Frequenztabelle und der Grifftabelle von Peter Prelleur entnehmen kann sind die "Kreuznoten" CIS, DIS u.s.w. tiefer als die "B-Noten" DES, ES u.s.w.
Diese "harmonische Intonation" steht im Gegensatz zur "expressiven Intonation", bei der die Leittöne (Cis Leiton zu D, DIs zu E, Des zu C, Es zu D und so weiter) enger gespielt werden.
Beispiel: Passus duriusculus. Akkorde hier nach W.A. Mozart "Misericordias Domini" d-Moll (KV 205 a).
-
Anhören?/i Die Halbtonschritte im Bass betragen
in der reinen Stimmung
c → h: 112 Cent
h → b 92 Cent
b → a 112 Cent
a → as 71 Cent
as → g 112 Cent
Tabellarische Übersicht
Als ein Hundertstel des gleichstufigen Halbtons wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Intervalleinheit Cent festgelegt. Sie erlaubt einen besonders klaren Größenvergleich bei den verschiedenen Halbtönen:
Die Halbtöne der pythagoreischen Tonleiter
- bzw. ...
Intervall Frequenzverhältnis in Cent Beispiel Ganzton 9/8 204 Cent C-D Halbton Leimma 256/243 90 Cent E-F Halbton Apotome 2187/2048 114 Cent B-H Die Apotome ist ein rein rechnerisches Intervall. In der mittelalterlichen Musik werden nie beide Töne B und H gleichzeitig verwendet.
Die Halbtöne der reinen Tonleiter
Intervall Frequenzverhältnis in Cent Beispiel großer Ganzton 9/8 204 Cent C-D kleiner Ganzton 10/9 182 Cent D-E diatonischer Halbton 16/15 112 Cent E-F großer chromatischer Halbton 135/128 92 Cent C-Cis kleiner chromatischer Halbton 25/24 71 Cent B-H Die Halbtöne der 1/4-Komma mittetönigen Tonleiter
Die Frequenzverhältnisse sind - bis auf die Oktave (2/1) und große Terz (5/4) - irrational. Deshalb wird die Intervallgröße in Cent angegeben.
- C - 193 Cent - D - 193 Cent- E - 117 Cent - F - 193 Cent - G - 193 Cent- A - 193 Cent - H - 117 Cent -C
Intervall Größe in Cent Beispiel Ganzton 193 Cent C-D diatonischer Halbton 117 Cent E-F chromatischer Halbton 76 Cent C-Cis Die Halbtöne der gleichstufigen Tonleiter
- C - 200 Cent - D - 200 Cent- E - 100 Cent - F - 200 Cent - G - 200 Cent- A - 200 Cent - H - 100 Cent -C
Intervall Größe in Cent Beispiel Ganzton 200 Cent C-D diatonischer Halbton 100 Cent E-F chromatischer Halbton 100 Cent C-Cis Zusammenfassung
Intervall Proportion Größe in Cent Zwölfter Teil der Oktave 100 Cent Leimma 256/243 ~90 Cent Apotome 2187/2048 ~114 Cent diatonischer Halbton 16/15 ~112 Cent großer chromatischer Halbton 135/128 ~92 Cent kleiner chromatischer Halbton 25/24 ~71 Cent diatonischer mitteltöniger Halbton ~117 Cent chromatischer mitteltöniger Halbton ~76 Cent Vincenzo-Galilei-Halbton-Näherung 18/17 ~99 Cent Chromatische Tonleiter
Eine zwölfstufige Tonleiter ausschließlich aus Halbtonschritten wird chromatische Tonleiter genannt. Darin lösen sich der diatonische Halbtonschritt = kleine Sekunde und der chromatische Halbtonschritt = übermäßige Prime folgerichtig ab.
Hörbeispiele
- Halbton aufwärts C-Des?/i
- Halbton abwärts C-H?/i
- Passus duriusculus. Siehe kleiner und großer Halbton.
Akkorde hier nach W.A. Mozart "Misericordias Domini" d-Moll (KV 205 a).
-
Anhören?/i Die Halbtonschritte im Bass betragen
in der reinen Stimmung
c → h: 112 Cent
h → b 92 Cent
b → a 112 Cent
a → as 71 Cent
as → g 112 Cent
Halbton als Einzelton
Gelegentlich wird der Begriff Halbton auch auf einzelne Töne bezogen.
- In der Tonwort - Methode von Carl Eitz wird die Bezeichnung Halbton für eine einzelne Stufe der chromatischen Tonleiter verwendet, während die Stammtöne als "Ganztöne" bezeichnet werden. Die Ganztöne bilden im Rahmen dieser Begrifflichkeit eine Teilmenge der gesamten Halbtonmenge.
- Manchmal werden auch (in heute unüblicher Weise) die Stammtöne (weiße Tasten der Klaviatur) als Ganztöne und deren chromatische Varianten (schwarze Tasten der Klaviatur) als Halbtöne bezeichnet. Johann Sebastian Bach zielt offensichtlich auf diese Bedeutung ab, wenn er auf dem Titelblatt seines Wohltemperierten Klaviers von "Præludia und Fugen durch alle Tone und Semitonia" spricht.
Siehe auch
- Kleiner und großer Halbton bei der reinen Stimmung und mitteltönigen Stimmung
- Intervalltabellen
Einzelnachweise
- ↑ Diese Regel wurde in vielen alten Gesangsschulen formuliert. Hier nach Maternus Beringer: Musicae, das ist der freyen lieblichen Singkunst. Nürnberg: Georg Leopold Fuhrmann, 1610 (Nachdruck: Bärenreiter, Kassel 1974).
Wikimedia Foundation.