Gebrüder Faller

Gebrüder Faller
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Firmengebäude in Gütenbach
Faller Modell der Mäulesmühle

Die Gebrüder Faller GmbH ist ein Spielzeughersteller aus Gütenbach im Schwarzwald-Baar-Kreis in Baden-Württemberg, der sich auf Modelleisenbahn-Zubehör spezialisiert hat. Gegründet wurde das Unternehmen von Edwin und Hermann Faller.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Edwin und Hermann Faller gründeten im Jahr 1946 das Unternehmen unter dem Namen Firma Hermann Faller. Anfänglich wurden einfache Holzbaukästen hergestellt, mit denen man zum Beispiel Modellhäuser bauen konnte. In Schwierigkeiten kam das Unternehmen 1948 zu Zeiten der Währungsreform, da die Leute nicht mehr genügend Geld für die Baukästen hatten. Das Unternehmen konnte sich nur noch mit der Produktion von Wäscheklammern über Wasser halten. Daraufhin kam die Idee auf, Zubehör für die Modelleisenbahn in der Nenngröße H0 zu fertigen. So entwickelte sich das Unternehmen zu einem Weltmarktführer für Modelleisenbahnzubehör mit fast 200 Mitarbeitern.

Im Jahre 1997 wurde das Modellbauunternehmen POLA übernommen, dessen Produkte zum Teil in das eigene Programm aufgenommen wurden.

Am 28. August 2009 beantragte Unternehmen wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz; zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Stuttgarter Rechtsanwalt Volker Grub bestellt.[1] Im April 2010 konnte das Insolvenzverfahren erfolgreich abgeschlossen werden.[2]

Produkte

Modellhäuser

Die erste und wichtigste Produktgruppe von Faller waren Modellhäuser und dazu passendes Modellbauzubehör. Die ersten Häuser wurden aus Karton als Fertighäuser oder als Bausätze 1955 für die Nenngröße H0 auf den Markt gebracht. Bald darauf wurden die Modelle aus Kunststoff gefertigt und auch für Nenngröße N angeboten. Die Modellpalette wurde durch die Nenngröße Z (Maßstab 1:220) und die Nenngröße II (Maßstab 1:22,5) komplettiert.

Spielzeugeisenbahn

Faller Playtrain Güterwagen mit der Spur IIe, im Hintergrund Playmobil-Produkte

Faller Hittrain war eine mit einer Modellspurweite von 32 mm konzipierte Spielzeugeisenbahn mit Batteriebetrieb für Gleise der Spur 0. Diese Gleise bestanden aus Kunststoff; und die Lokomotiven wurden über Bedienelemente gesteuert, die in bestimmten Schienenteilen integriert werden konnten. Diese Bahn wurde später weiterentwickelt zu Playtrain und eTrain.

Faller Playtrain war die erste Weiterentwicklung von Hittrain und übernahm mit den Gleisen auch die Modellspurweite und das Antriebssystem. Sie besaß aber einen größeren Aufbau, so dass die Bahn nun etwa der Nenngröße 1 entsprach – also einer Schmalspurbahn der Spur Ie.

Faller eTrain hatte wieder die gleiche Modellspurweite wie Hittrain und Playtrain und Aufbauten in Playtrain-Größe. Diese Bahn fuhr nun aber auf Messinggleisen mit Kunststoffschwellen. Die Züge konnten wie andere elektrische Modelleisenbahnen über externe Regeltransformatoren gesteuert werden.

Automodelle

AMS (Auto Motor Sport) ist ein elektrisch betriebenes Modellautosystem (Slotcar) und wurde erstmals 1963 mittels zugekaufter amerikanischer Lizenzen hergestellt. Ursprünglich war AMS als Straßenverkehrsergänzung für Modelleisenbahnen der Nenngröße H0 gedacht, worauf die angebotene Produktpalette hindeutet (Straßenelemente: Straßenkreuzungen, Verkehrsampeln, Baustellen, Bahnübergänge, Abzweigungen; Fahrzeuge: Serien-Pkw und Lkw). Dies und der nicht normgerechte Maßstab unterscheidet Faller AMS von den übrigen, gängigen Autorennbahnen. Aufgrund der damaligen Technik waren die Fahrzeuge mit einem Maßstab von ca. 1:65 statt 1:87 allerdings etwas zu groß für die Nenngröße H0.

Autoverladung

Vorgesehen war auch die spielerische Kombination mit den Modelleisenbahnen der Nenngröße H0 durch Bahnübergänge und eine funktionierende Autoverladung. Im Laufe der Jahre wurden aber auch immer mehr Rennbahnelemente angeboten wie Rundenzähler, Steilkurven und Loopings.

1975 wurde das AMS-System um Fahrzeuge des US-Herstellers Aurora erweitert und zu „AMS racing“ umbenannt. Die eigenen Fahrzeuge wurden von da ab größtenteils als separate Motorchassis und Karosseriepackungen verkauft und sollten das bis 1980/81 angebotene Containerverladespiel sowie die Auto-Zug-Verladung ergänzen. AMS racing wurde bis 1985 im Katalog angeboten, zuletzt sogar mit Fahrzeugen des Unternehmens TYCO (USA). Einige Jahre wurde auch eine vom AMS-System mittels hochkant gedrehter Motore abgeleitete Busvariante für die Spur N erzeugt. Dieses System hatte nur verschiedene Omnibusse als Fahrzeuge, denn eine kostengünstige Herstellung von elektrisch angetriebenen Pkw-Modellen im N-Maßstab war damals nicht möglich. 1986 wurde AMS aus dem Faller-Programm genommen.

Obwohl die AMS-Fahrzeuge nicht mehr die heutigen Ansprüche an Modelltreue erfüllen, gibt es weltweit einen großen Sammlerkreis, da AMS ein klassischer Fall eines „abgeschlossenen Sammelgebiets“ ist: Sämtliche Produkte sind bekannt, und der Wunsch nach Vollständigkeit ist finanziell noch realisierbar, wenn auch Produkte wie ein neuwertiger Krankenwagen mittlerweile extrem teuer geworden sind.

Faller car-system ist die Weiterentwicklung der Idee des Straßenverkehrs für die Modelleisenbahn unter Einbeziehung moderner Techniken. Die Stromversorgung erfolgt durch Akkus im Fahrzeug, die Lenkung durch Permanentmagnete auf lenkbaren Vorderachsen mit Hilfe in der Fahrbahn eingebetteter Drähte.

Faller Hit-Car war ein motorloses Rennbahnsystem, bei dem nach dem gleichen Prinzip wie bei Hot Wheels von Mattel die Autos von Katapulten gestartet wurden. Die Autos hatten die gleiche Größe wie die AMS-Modelle. Zwischen 1969 und 1979 wurden zahlreiche Bahnelemente (Loopings, Weichen etc.) und Wagenmodelle angeboten. Der Tod eines der Faller-Brüder beendete die Weiterentwicklung der Modellserie.

1967 nahm Faller das Autorennbahn-System Faller Club Racing international in der damals sehr populären Nenngröße 1:24 und 1:32 in das Programm auf. Neben einigen Autos wurde hierzu auch ein eigenes Schienensystem entwickelt, welches sich insbesondere durch eine durchgehend verklebte Leiterlitze von den Systemen anderer Hersteller unterschied.[3] Bereits 1968 wurde die Weiterentwicklung gestoppt und das System wieder vom Markt genommen.

Flugzeugmodelle

Von den 1950er Jahren bis in die 1970er Jahre bot Faller auch Flugzeugmodellbausätze an. Dazu wählte man den Maßstab 1:100, der nicht von vielen Herstellern angeboten wurde. Die Modellpalette war zwar nie sehr umfangreich, umfasste aber spezielle Modelle wie z. B. den Wright-Doppeldecker oder die deutschen Flugkörper V1 und V2. Dazu gab es Modelle der deutschen Luftwaffe aus dem Zweiten Weltkrieg (Bf 109, He 111, Ju 88) sowie Hubschrauber, Transportflugzeuge und Jets der Nachkriegszeit. Auch zivile Modelle wie die Passagiermaschine Caravelle oder Sportflugzeuge und sogar Segelflugzeuge waren im Angebot.

Die Originaltreue der Modelle ließ für Modellbauer zwar oft zu wünschen übrig, aber geschickte Bastler nutzten diese Basisbausätze zur Herstellung von Varianten. Ein Highlight war der Wechselstrom-Elektromotor 3–6 Volt, der eine beigefügte Luftschraube bewegte. So konnte z. B. eine He 111 mit rotierenden Propellern ausgestattet werden. Dieser Motor wurde von Modellbauern auch gern in anderen Maßstäben eingesetzt.

Go-Karts

Ab Herbst 2006 stellte Faller eine Go-Kart-Bahn in der Nenngröße H0 mit zwei parallel verlaufenden, verschlungenen und sich zwei Mal kreuzenden Fahrbahnen her. Die mitgelieferten Fahrzeuge wurden durch eine doppelspurige Metalllitze mit Strom versorgt und entsprachen dem AMS-System. Da es sich um die Nachbildung eines Rennbetriebes handelte, entfielen die Elemente aus dem Straßen- und Bahnverkehr. Die Produktion wurde wieder eingestellt.

Bilder AMS (Auto Motor Sport, Auswahl)

Weblinks

 Commons: Faller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Modellbaufirma Gebrüder Faller stellt Insolvenzantrag Südkurier.de vom 28. August 2009
  2. Insolvenzverfahren abgeschlossen Pressemitteilung des Unternehmens.
  3. http://f-c-r.slotcar-treff.de
48.0453218.139957

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