- Geopotentielle Kote
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Eine Höhe ist in der höheren Geodäsie die Positionsangabe des lotrechten Abstands von einer Referenzfläche. Man benutzt als Höhenreferenzfläche ein Geoid, Quasigeoid oder auch ein geodynamisch angepasstes Referenzellipsoid. Die Höhe dieser Bezugsflächen wird an einem mittlerem Meeresspiegel (auch Pegel genannt) festgemacht. Je nach Land oder Anwendung werden unterschiedliche Höhendefinitionen und unterschiedliche Pegel verwendet (siehe Höhe über dem Meeresspiegel).
Inhaltsverzeichnis
Höhendefinitionen
Im Allgemeinen wird erwartet, dass
- eine Höhe eine geometrische Größe ist und in Längeneinheiten gemessen wird und
- zwischen Punkten gleicher Höhe kein Wasser fließt.
Dass Höhen nicht gleichzeitig geometrisch (1) und physikalisch (2) korrekt sein können, kann man sich wie folgt verdeutlichen: Zu Punkt (2) müssten die Punkte das gleiche Schwerepotential aufweisen und somit auf einer Äquipotentialfläche der Schwere liegen. Aufgrund der Erdrotation und lokaler Unregelmäßigkeiten im Masseaufbau der Erde verlaufen die Äquipotentialflächen jedoch nicht parallel. So ist die Schwerkraft aufgrund der Erdrotation an den Polen 1/200 größer als am Äquator, die Potentialflächen liegen damit an den Polen um 1/200 enger beisammen.
Es werden daher einige rein geometrisch bzw. physikalisch definierte Höhen verwendet:
- ellipsoidische Höhen (GPS-Höhen) als rein geometrische definierte Höhen, ausgedrückt in einer Längeneinheit,
- Geopotentielle Koten als rein physikalische Höhen, die Differenz zweier Schwerepotentiale.
Beim Nivellement erhält man abweichende Höhendifferenzen, wenn man entlang verschiedener Wege nivelliert. Grund für den sogenannten theoretischen Schleifenabschlussfehler ist, dass die Höhenübertragung entlang der nicht parallelen Äquipotentialflächen erfolgt, die Differenzen aber in Meter gemessen werden. Um die Widersprüche zu beseitigen, ist für ausgedehnte Gebiete mit größeren Höhendifferenzen eine Berücksichtigung des Schwerefeldes notwendig. Für die Praxis sind verschiedene metrische Höhensysteme, die die Schwere berücksichtigen, entwickelt worden:
- orthometrische Höhen,
- Normalhöhen,
- normal-orthometrische bzw. normal-sphäroidische Höhen.
Zwischen den Höhensystemen bestehen merkliche Unterschiede, die im Hochgebirge Größenordnungen von Zentimetern bis Dezimetern pro Kilometer erreichen können. Die Unregelmäßigkeiten im Erdschwerefeld werden seit etwa 100 Jahren unter den Begriffen Lotabweichung bzw. Schwereanomalie und Geoid erforscht und heute ausreichend genau messtechnisch erfasst.
Ellipsoidische Höhen
Geometrisch definierte Höhen werden heute als ellipsoidische Höhe h bezeichnet. Diese geben den Abstand eines Punktes von einem geodynamisch definierten Referenzellipsoiden entlang der Ellipsoidnormalen an. Zwei Punkte gleicher ellipsoidischer Höhe liegen jedoch nicht auf derselben Äquipotentialfläche, sodass zwischen ihnen Wasser fließen kann.
Ellipsoidische Höhen können direkt mittels GPS bestimmt werden. Eine einfache Umrechnung von nivellierten in ellipsoidische Höhen ohne Kenntnis der Schwerestörungen ist nicht möglich. Alternativ können ellipsoidische Höhen durch Anlegen eines Raumpolygonzuges bestimmt werden.
Geopotentielle Koten
Eine Geopotentielle Kote C ist die negative Schwerepotentialdifferenz des Punktes zum Geoid. Punkte gleicher geopotentieller Kote liegen somit auf einer Äquipotentialfläche.
Da es sich um eine Schwerepotentialdifferenz handelt ist die SI-Einheit Joule pro Kilogramm (J/kg) bzw. (m²/s²). Zum Teil werden auch geopotential units (gpu) als Einheit verwendet (1 gpu = 10 J/kg). Früher wurden geopotentielle Koten auch in der Einheit geopotentieller Meter (gpm) angegeben. 1 gpm entspricht 9,80665 J/kg. Der Betrag entspricht dem der dynamischen Höhe. Geopotentielle Koten können aus nivellierten Höhenunterschieden Δn und Schweremessungen g bestimmt werden.
bzw.
Dynamische Höhen
Dynamische Höhen HDyn werden aus den Geopotentiellen Koten in der Regel mit der Normalschwere auf Meeresniveau bei 45° Breite in die Dimension Meter umgerechnet. Sie drücken den Abstand aus, den die Äquipotentialflächen bei hätten. Der tatsächliche (metrische) Abstand variiert allerdings aufgrund der geringeren Schwerebeschleunigung am Äquator gegenüber den Polen um etwa 5 / 1000.
- mit
Dynamische Höhen sind wegen der großen dynamischen Korrektionen für die Praxis unbrauchbar. Sie ergeben sich aber direkt durch eine "Umskalierung" der geopotentiellen Kote.
Orthometrische Höhen
Die orthometrische Höhe H resultiert aus dem Abstand entlang der gekrümmten Lotlinie zwischen einem Punkt auf der Erdoberfläche und dem Geoid. Die geopotentiellen Koten werden mit der mittleren Schwerebeschleunigung entlang der Lotlinie umgerechnet. Die Schwere kann im Erdinneren nicht gemessen werden, so dass sie nur durch Aufstellen einer Hypothese über die Masseverteilung berechnet werden kann. Orthometrische Höhen sind somit hypothesenbehaftet. Punkte gleicher orthometrischer Höhe liegen in der Regel nicht auf der gleichen Niveaufläche.
- mit
Die Abweichung zwischen der ellipsoidischen und der orthometrischen Höhe wird Geoidundulation N genannt. Sie beträgt global bis zu 100 m, innerhalb der Schweiz z. B. maximal 5 m.
- N = h − H
Normalhöhen
Normalhöhen HN beschreiben den Abstand eines Punktes entlang der leicht gekrümmten normalen Lotlinie vom Quasigeoid. Für die Umrechnung der geopotentiellen Koten wird die mittlere Normalschwere benutzt. Die Normalhöhe ist anders als die orthometrische Höhe hypothesenfrei bestimmbar. Sie wurden von dem sowjetischen Geophysiker Michail Sergejewitsch Molodenski entwickelt.
- mit
Die Abweichung zwischen der ellipsoidischen Höhe und der Normalhöhe wird Höhenanomalie oder Quasigeoidhöhe ζ genannt. Sie beträgt in Deutschland zwischen 36 und 50 m. Normalhöhen und orthometrische Höhen unterscheiden sich wegen Abweichung der tatsächlichen Schwere von der Normalschwere. Die Unterschiede können im Hochgebirge bis zu einem Meter oder mehr betragen, im Flachland liegen sie oft nur im Millimeterbereich. In den alten Bundesländern betragen sie -5 bis +4 cm.
- ζ = h − HN
Normal-orthometrische Höhen
Liegen keine Schweremessungen vor, kann die Schwerekorrektur der beobachteten Höhenunterschiede nur mit der Normalschwere durchgeführt werden. Die abgeleiteten Höhen nennt man dann normal-orthometrische Höhen oder sphäroidisch-orthometrische Höhen HSph. Die Abweichungen zu Normalhöhen fallen gering aus, da sich die Korrekturen nur wegen des kleinen Anteil des Oberflächenfreiluftgradienten unterscheiden.
- mit
Korrektionen
Die eigentliche Messgröße der Höhenmessung sind keine Höhen über dem Meeresspiegel, sondern Höhenunterschiede ΔH. Diese werden in der Landesvermessung üblicherweise durch Nivellement bestimmt. Um die gemessenen Höhenunterschiede dn in eine der Höhendefinitionen umzurechnen sind Korrektionen E anzubringen.
dynamische Korrektion
Durch dynamische Korrektion lassen sich die nivellierten Höhenunterschiede in dynamische Höhenunterschiede umrechnen.
orthometrische Korrektion
Bei der orthometrischen Korrektion kommen zum streng bestimmbaren dynamischen Anteil zwei hypothesenbehaftete ortsabhänge Anteile.
Unter der Annahme der mittleren Erdkrustendichte von 2,67 g/cm³ gilt für die mittleren Schwere :
normale Korrektion
Analog dazu können mit der normalen Korrektion Normalhöhenunterschiede berechnet werden. Hier werden anstelle der mittleren Schweren die hypothesefreien mittleren Normalschweren verwendet.
normal-orthometrische Korrektion
Bei der normal-orthometrischen Korrektion wird anstelle der gemessenen Schwere g die Normalschwere γ zur dynamischen Korrektion benutzt.
Übersicht
Name Geopotentielle Kote Dynamische Höhe Orthometrische Höhe Normalhöhe normal-ortho-
metrische HöheNivellierte Höhe Ellipsoidische Höhe Kürzel C HDyn H HN HSph h Einheit m²/s² = J/kg = 0,1 gpu m m m m m m Bezugsfläche Geoid Geoid Geoid Quasigeoid Referenzellipsoid Bestimmung Nivellement Nivellement Nivellement Nivellement Nivellement Nivellement GPS / Raumpolygon Schweremessungen notwendig ja ja ja ja nein nein nein Hypothese für die
Dichteverteilung
im Erdinneren notwendignein nein ja nein nein nein nein Nivellementschleifen-
abschlussfehlernein nein nein nein auf der Oberfläche ja (-) ja (--) Äquipotentialflächen alle Höhen alle Höhen bei Höhe null keine (genähert bei Höhe null) keine (-) keine (--) keine (---) physikalisch (schwerebezogen) ↔ geometrischSiehe auch
Literatur
- Wolfgang Torge: Geodäsie. 2. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin u.a. 2003, ISBN 3-11-017545-2
Weblinks
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