Georg III. (Anhalt-Plötzkau)

Georg III. (Anhalt-Plötzkau)
Georg III. von Anhalt-Dessau

Georg III., Fürst von Anhalt-Dessau, genannt „der Gottselige“ (* 15. August 1507 in Dessau; † 17. Oktober 1553 in Dessau) war ein deutscher Landesfürst, katholischer Priester und evangelischer Reformator.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Georg war ein Sohn von Fürst Ernst von Anhalt (1474-1516) und dessen Gattin Margarethe von Münsterberg (1473-1530). Nach dem Verlust seines Vaters 1516 wurde er von seiner frommen Mutter im katholischen Glauben erzogen. Schon mit 11 Jahren wurde er Kanonikus in Merseburg und ging zum Studium des kanonischen Rechts an die Universität Leipzig bei Georg Helt.

Durch Vermittlung des entfernt verwandten Bischofs Adolf von Merseburg wurde der 17jährige Georg 1524 zum Priester geweiht und kurz darauf zum Dompropst in Magdeburg ernannt. Hier bekämpfte er die ersten Anfänge der Reformation als enger Berater des Erzbischofs Albrecht von Magdeburg. Aufgrund der komplizierten anhaltischen Erbfolge wurde er ab 1530 gemeinsam mit seinen beiden Brüdern Joachim und Johann IV. regierender Fürst von Anhalt-Dessau.

Während Anhalt-Köthen schon 1525 und Anhalt-Bernburg 1526 die Reformation eingeführt hatten, blieb Dessau unter der Regentschaft von Georgs Mutter, der Fürstinwitwe Margarete, weiterhin streng katholisch. Noch 1525 folgten die schärfsten Gegner der Reformation ihrer Einladung und versammelten sich in ihrem Schloss zum Dessauer Bund. Erst nach dem Ableben seiner Mutter 1530 konnte sich Georg III. offen zum lutherischen Glauben bekennen. Mit Luther und Melanchthon im benachbarten Wittenberg war er schon länger in persönlicher Freundschaft verbunden. Luther schätzte seine unkomplizierte Art besonders und äußerte den Wunsch, „so fromm und unschuldig wie Georg zu sein.“ Auch Georgs einstiger Lehrer Georg Helt blieb lebenslang sein Berater und Freund. 1534 führte Georg III. als letztem der anhaltischen Fürstentümer die Reformation in Anhalt-Dessau ein. Auch an der Einführung der Reformation in Brandenburg 1539 war er aktiv beteiligt.

1541 vertrat Georg sein Land beim Regensburger Religionsgespräch. Als Kurfürst August von Sachsen 1544 im bis dahin katholischen Bistum Merseburg die Reformation einführte, übernahm er die Ämter des bisherigen Bischofs und wurde 1545 im Merseburger Dom von Martin Luther kurz vor dessen Tod noch persönlich ordiniert. Georg war damit der einzige deutsche Fürst, der nach der Reformation offiziell das Amt eines lutherischen Geistlichen bekleidete. Durch den Verlust des Schmalkaldischen Kriegs wurde Merseburg auf kurze Zeit erneut katholisch, und Georg verlor hierdurch 1549 sein geistliches Amt, um den Rest seines Lebens auf seinem Schloss Warmsdorf zu verbringen. Er verstarb unverheiratet am 17. Oktober 1553 auf dem Dessauer Schloss und wurde 2 Tage darauf in Anwesenheit Melanchthons in der Marienkirche beigesetzt.

Seine kostbare Büchersammlung ist erhalten und bildet heute als „Georgsbibliothek“ einen Teil der Anhaltischen Landesbücherei Dessau.

Die Evangelischen Landeskirche Anhalts beging den 500. Geburtstag des Dessauer Reformators Georg III. am 15. August 2007 mit einer Ausstellung und Konferenz.

Siehe auch

Werke (Auswahl)

  • Auslegung des 16. Psalms. Leipzig 1553
  • Predigten und andere Schriften. Zerbst 1555 u.ö.
  • Von dem Hochwürdigen H. Abendmahl. Zerbst 1650
  • Harmonia Publica Doctrinae Christianae, das ist: Zusammenstimmung der Christlichen Lehre. Wittenberg 1677

Literatur

  • Joachim Camerarius: Georg, der Gottselige, Fürst zu Anhalt. Zerbst 1853
  • Evangelische Landeskirche Anhalts (Hrsg.): Reformation in Anhalt. Melanchthon - Georg III. Katalog zur Ausstellung der Anhaltischen Landesbücherei Dessau sowie Veröffentlichungen der wissenschaftlichen Beiträge des Kolloquiums v. 5. September 1997. Dessau 1997.
  • Peter Gabriel: Fürst Georg III. von Anhalt als evangelischer Bischof von Merseburg und Thüringen. Lang, Frankfurt/M. 1997.
  • Emil Sehling: Die Kirchengesetzgebung unter Moritz von Sachsen und Georg von Anhalt. 1899.
  • F. Westphal: Fürst Georg der Gottselige von Anhalt. 1907.
  • Otto von HeinemannGeorg III.. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 595 f.
  • Franz Lau: Georg III.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 197.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Anhalt [3] — Anhalt (Gesch.). I. Älteste Geschichte bis 1212. Nach der Sage geboten Anfangs in der Gegend des nachmaligen A. die Beringer, von denen der Bär im anhaltschen Wappen stammen soll. Der Sohn Beringers VII., Graf Esiko von Ballenstädt, um die Mitte… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Haus Anhalt — Die Askanier sind ein ostsächsisches (ostfälisches) Fürstengeschlecht. Der Name leitet sich von der latinisierten Form Ascharia ihres Sitzes in Aschersleben ab. Sie waren seit dem 11. Jahrhundert im östlichen Stammesherzogtum Sachsen ansässig.… …   Deutsch Wikipedia

  • Anhalt — (s. Karte »Provinz Sachsen«), zum Deutschen Reiche gehöriges Herzogtum, 1863 durch Vereinigung der Herzogtümer A. Dessau Köthen und A. Bernburg gebildet (s. unten, Geschichte), umfaßt sämtliche seit 1603 getrennt gewesene anhaltische Lande. Diese …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Anhalt-Cöthen — Das Fürstentum Anhalt Köthen war ein deutsches Territorium, es bestand von 1396 bis 1847, gehörte 1847 bis 1863 zu Anhalt Bernburg und wurde dann in das Herzogtum Anhalt eingegliedert. 1382 Das Fürstentum Anhalt Zerbst wird von den drei Brüdern… …   Deutsch Wikipedia

  • Anhalt-Köthen — Territorium im Heiligen Römischen Reich Anhalt Köthen Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Anhalt — Ạn|halt 〈m. 1〉 1. Halt, Stütze 2. Angabe, Merk , Erinnerungszeichen 3. Begründung ● einen Anhalt suchen, finden (z. B. für einen Verdacht) * * * 1Ạn|halt, der; [e]s, e <Pl. selten>: Anhaltspunkt, Erklärung: keinen A. für einen Verdacht… …   Universal-Lexikon

  • Stammtafel von Anhalt — Stammliste von Anhalt mit den in der Wikipedia vertretenen Personen und wichtigen Zwischengliedern. Inhaltsverzeichnis 1 Von Heinrich I. (Anhalt) bis Joachim Ernst (Anhalt) 2 Von Joachim Ernst (Anhalt) bis Johann Georg I. (Anhalt Dessau),… …   Deutsch Wikipedia

  • Stammliste von Anhalt — mit den in der Wikipedia vertretenen Personen und wichtigen Zwischengliedern. Inhaltsverzeichnis 1 Von Heinrich I. (Anhalt) bis Joachim Ernst (Anhalt) 2 Von Joachim Ernst (Anhalt) bis Johann Georg I. (Anhalt Dessau), Christian I. (Anhalt… …   Deutsch Wikipedia

  • Scholastika von Anhalt — Äbtissin Scholastica von Anhalt – Stich nach einem Gemälde von 1710 Scholastica von Anhalt (* 1451; † 31. August 1504 in Gernrode) aus dem Geschlecht der Askanier war von 1469 bis 1504 die 27. Äbtissin des freien weltlichen Stiftes Gernrode und… …   Deutsch Wikipedia

  • Scholastica von Anhalt — Äbtissin Scholastica von Anhalt – Stich nach einem Gemälde von 1710 Scholastica von Anhalt (* 1451; † 31. August 1504 in Gernrode) aus dem Geschlecht der Askanier war von 1469 bis 1504 die Äbtissin des freien weltlichen Stiftes Gernrode und Frose …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”