Georg Lunge

Georg Lunge
Georg Lunge

Georg Lunge (* 15. September 1839 in Breslau; † 3. Januar 1923 in Zürich) war ein deutscher Chemiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Vater, Heinrich Lunge, war Kaufmann; er schickte seinen Sohn Georg 1848 auf das Breslauer Maria-Magdalenen-Gymnasium, das dieser 1856 – erst 16 ½ Jahre alt – mit dem Abitur verließ. Georg Lunge studierte anschließend an der Universität Breslau Chemie unter Carl Löwig. Er promovierte unter der Anleitung von Ferdinand Cohn bereits im Jahre 1859, um dann noch in Heidelberg seine Studien unter Robert Bunsen fortzusetzen. Wieder zurück in Schlesien, widmete er sich 1860 Aufgaben in der stark wachsenden Chemischen Industrie. Um weitere Erfahrungen zu sammeln, ging er 1864 nach England. In der Nähe von Newcastle wurde er Direktor einer neu gegründeten Sodafabrik. Die 1869 geschlossene Ehe mit der Tochter des Fabrikbesitzers wurde 1895 geschieden. Aus dieser Verbindung entstammten drei Söhne und drei Töchter.

Leistungen

Die industrielle Herstellung von Soda mit allen ihren nutzbaren Nebenprodukten entwickelte sich zur Schlüsselindustrie der anorganischen Großchemie. Die technische Fabrikation von Soda wurde zur großen Aufgabe der Forschung Lunges. Mit einer Reihe von Aufsätzen in englischen und deutschen Fachzeitschriften machte sich Lunge einen Namen als technischer Chemiker. Im Jahre 1876 folgte er - mit Unterstützung von Heinrich Caro - dem Ruf zum Professor für technische Chemie an der ETH Zürich. Der Nobelpreisträger für Chemie von 1918, Fritz Haber, arbeitete hier als Assistent unter ihm. In zahlreichen Beiträgen befasste sich Lunge sowohl mit technischen Prozessen als auch mit Analysen. Als bedeutender Autor bereicherte er die naturwissenschaftliche Literatur auch mit vielen Standardwerken. Mit seinen Abhandlungen über Die Industrie des Steinkohlentheers und des Ammoniaks, Destillation des Steinkohlentheers und Schwefelsäure und Alkali begründete er seine Position als höchste Autorität auf diesem Gebiet. Eine Bibliographie seiner Veröffentlichungen nennt fast 700 Titel. Chemisch-technische Untersuchungs-Methoden, zu denen er beitrug, erhielten ihre Bestätigung durch seine Untersuchungen zur technischen Analyse. Nach ihm ist Lunges Reagenz benannt, ein Nachweismittel in der anorganischen Analytik für Nitrit und Nitrat. In der verfahrenstechnischen Analytik führte er Methylorange als Indikator für die Alkalimetrie ein. In einem von ihm an der ETH Zürich entwickelten chemisch-technischen Praktikum wurde die Verknüpfung zwischen Forschung und Praxis hergestellt. In dem Tonwarenfabrikanten Kommerzienrat Ludwig Rohrmann in Krauschwitz (Oberlausitz) hatte Lunge einen Partner gefunden, der ihm die für seine Forschungsarbeiten geeigneten Apparaturen und Behälter herstellen konnte. Rohrmann fertigte seit etwa 1880 in seiner Tonwarenfabrik säurefestes Steinzeug für die Chemische Industrie und erhielt dafür auf Industrie-Ausstellungen immer wieder Auszeichnungen. Die zwei entwickelten und patentierten zum Beispiel den Lunge-Rohrmann Plattenturm. 1907 erfolgte die Emeritierung Georg Lunges. Anlässlich seines 70. Geburtstages begründete er in Zürich eine Stiftung, die seinen Namen trägt und deren Aufgabe die Förderung begabter Chemie-Ingenieure ist. 1918 erhielt Lunge die Ehrendoktorwürde der Universität Frankfurt. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.

Quellen

  • C. Priesner: Lunge, Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, S. 522 f.
  • Meyers Konversationslexikon, Leipzig 1885-1892 Bd. 10
  • Jahresbericht 1856 des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena in Breslau

Werke

Weblinks


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