Georgische Heerstraße

Georgische Heerstraße
Die Georgische Heerstraße

Georgische Heerstraße (auch Grusinische Heerstraße; georgisch საქართველოს სამხედრო გზა/Sakartwelos samchedro gsa; russisch Военно-Грузинская дорога/Wojenno-Grusinskaja doroga) ist der historische Name einer Fernstraße im Großen Kaukasus. Sie ist 213 Kilometer lang und durchquert das Gebirge zwischen Russland und Georgien. Dabei erreicht sie eine Höhe von 2.382 m. Sie spielte eine strategische Rolle bei der Entwicklung der transkaukasischen Beziehungen.

Inhaltsverzeichnis

Straßenführung

Am Kreuzpass (2.379 m)

Die Heerstraße verbindet Wladikawkas im russischen Nordossetien-Alanien mit Tiflis in Georgien. Auf russischer Seite trägt sie die Bezeichnung A301, auf georgischer Seite Fernstraße S-3. Sie ist Teil der Europastraße 117.

Die Straße führt von Wladikawkas durch das Terek-Tal hinauf über die russisch-georgische Grenze durch die Darielschlucht (auch Darielpass genannt), durch den Ort Stepanzminda und südöstlich vorbei am Berg Kasbek. Beim Dorf Almassiani wendet sich die Straße in die Schlucht des rechten Terek-Nebenflusses Baidarka. An deren südlichem Ende überwindet sie den auf diesem Abschnitt auch Mtiuleti-Kamm genannten Hauptkamm des Großen Kaukasus am Kreuzpass (georgisch Dschwaripass; russisch Крестовый перeвал, Krestowy perewal, alt auch Krestowaja Gora; 2.379 m, andere Angaben zwischen 2382 und 2.395 m). Die Straße führt weiter vorbei an der früheren Poststation Gudauri (2.196 m) und in Serpentinen hinab in das Tal des Weißen oder Mtiuleti-Aragwi (georgisch მთიულეთის არაგვი/Mtiuletis Aragwi). Sie folgt dem Fluss bis zu seiner Vereinigung mit dem Schwarzen oder Gudamaqri-Aragwi (georgisch გუდამაყრის არაგვი/Gudamaqris Aragwi) zum Aragwi bei Passanauri, und diesem dann weiter bis zu seiner Mündung in die Kura bei Mzcheta unweit von Tiflis.

In höheren Bereichen der Heerstraße liegt bis Ende Mai Schnee. Im Spätherbst und Winter kommt es oft zu Verschneiungen und Lawinenabgängen. Die Straße wird dann unpassierbar. Im Dezember 2005 blieben etwa 300 Menschen in 200 Kraftfahrzeugen nahe dem Kreuzpass im 2,5 m hohem Schnee stecken. Die Behörden brauchten vier Tage, um sie zu befreien. Zur Vorbeugung werden zeitweise Fahrverbote für große Busse, Fahrzeuge mit Anhängern und Lastkraftwagen erlassen. Im Mai und Juni kommt es zu Verkehrshindernissen durch den Auftrieb von Schafen auf die Bergweiden.

Die Georgische Heerstraße 1911

Geschichte

Die Heerstraße folgt einer Route, die von Soldaten und Händlern seit Jahrtausenden benutzt wurde. Der griechische Geograph Strabon beschrieb sie bereits im 1. Jahrhundert. Der Weg war zunächst ungepflastert und wurde damals Weg über den Darielpass genannt. Die russische Armee baute ihn während des 5. Russischen Türkenkrieges (1768 bis 1774) für den Transport ihrer Truppen zu einer Straße aus. Unter dem Kommando von General Gottlob Heinrich von Tottleben wurden der Weg verbreitert, Trassen in das Gebirge geschlagen und Brücken errichtet.

1799 wurde die ausgebaute Georgische Heerstraße der Öffentlichkeit übergeben. 1827 zog General Alexei Jermolow gegen Tschetschenen zu Felde, die regelmäßig Reisende ausraubten. Anschließend sicherte die russische Verwaltung die Heerstraße mit Kosaken. Ihnen wurden in regelmäßigen Abständen kleine Wohn- und Wachhäuschen an der Straße errichtet.

Bis 1863 wurde der Straßenbelag verbessert. Eine Postkutschlinie befuhr die Heerstraße täglich in beiden Richtungen. Die Wagen wurden von sechs bis acht Pferden gezogen, die Tiere an verschiedenen Stationen ausgewechselt. Ab 1900 wurden die Kutschen durch Autos ersetzt.

Im Zweiten Weltkrieg versuchte die 1. Panzerarmee der Wehrmacht im Herbst 1942, die Straße, über die Nachschub für die sowjetischen Truppen nördlich des Kaukasus transportiert wurde, zu sperren oder selbst darüber nach Süden in Richtung Georgien vorzudringen. Der Angriff blieb jedoch im Dezember 1942 vor Wladikawkas stecken, ohne dass die Straße erreicht wurde.

Sehenswürdigkeiten

Skistation Gudauri an der Georgischen Heerstraße (2.196 m)

Zu den Sehenswürdigkeiten am Wege gehören der Darielpass mit der Festung Darialskoje, der Berg Kasbek (5.033 m), die Gergeti-Kirche, die historische Stadt Mzcheta, die Dschwari-Kirche aus dem 6. Jahrhundert, die Kirchenfestung Ananuri aus dem 17. Jahrhundert und der Semo-Awtschal-Staudamm. Die Ausblicke auf das Bergpanorama entlang der Heerstraße sind spektakulär. Dort, wo die Straße in das Gestein gehauen ist, ragen zur einen Seite hohe Felsen, zur anderen gähnen tiefe Abgründe.

Unweit der früheren Poststation Gudauri haben ab 1988 österreichische und schwedische Investoren auf 2.196 m Höhe ein Vier-Sterne-Ski- und Sporthotel mit Tennishalle und Skiliften errichtet. Die Station beherbergt auch Hütten von Skiverbänden und hat sich einen Namen für Heliskiing gemacht.

Die Schriftsteller Alexander Sergejewitsch Puschkin, Michail Lermontow und Alexandre Dumas haben die Heerstraße bereist und in Erzählungen verewigt.

Literatur

Die Georgische Heerstraße, Aufnahme der ISS
  • Aleksandr Puskin: Die Reise nach Arzrum während des Feldzugs im Jahre 1829. Friedenauer Presse, Berlin 1998, ISBN 3-932109-09-0
  • Michail Lermontow: Ein Held unserer Zeit. Reclam, Stuttgart 2000, ISBN 3-15-000968-5
  • Alexandre Dumas: Gefährliche Reise durch den wilden Kaukasus: 1858-1859. Ed. Erdmann, Stuttgart/Wien 2001, ISBN 3-522-61260-4
  • Roderich von Erckert: Der Kaukasus und seine Völker. Verlag Eduard Baldamus, Leipzig 1888
  • A. P. Andreev: Ot Vladikavkaza do Tiflisa: Voenno-gruzinskaja doroga. Tip. Tiflissk. Metechsk. tjuremn. Zamka, Tiflis 1895
  • N. Volkov: Ot Vladikavkaza do Tiflisa po Voenno-Gruzinskoj doroge. Segal', Vladikavkaz 1902
  • L. Il'in: Voenno-gruzinskaja, Voenno-osetinskaja Dorogi, Ingusetija, Sev. Osetija, Vladikavkaz. Detskaja Komissija, Vladikavkaz 1928
  • Sergej Serg. Anisimov: Voennogruzinskaja doroga: Ekskursionnye knizki clena Profsojuza. V.C.S.P.S., Moskva 1925
  • Vladimir Pavlovic Rengarten: Geological Sketch of the region of the Georgian military road. Moskva 1932
  • Vladimir Pavlovic Rengarten: Mineral Springs in the region of the Georgian military road. Moskva 1932
  • V. Dolidze: Voennogruzinskaja doroga. Sacheagami, Tbilisi 1956

Weblinks

 Commons: Georgische Heerstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
42.5039344.45343

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