- Kodori-Schlucht
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Das Kodori-Tal (auch Kodori-Schlucht, georgisch კოდორის ხეობა) ist ein Flusstal im Großen Kaukasus im Nordosten der Autonomen Republik Abchasien in Georgien. Es erstreckt sich auf einer Höhe von 1.300 bis 3.984 Metern über dem Meeresspiegel, wird vom Fluss Kodori und seit dem 1. Jahrhundert von einer Handelsstraße über den Großen Kaukasus, der heutigen Sochumier Heerstraße, durchzogen.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Der Eingang des nordöstlich verlaufenden Tals liegt rund 20 Kilometer von der abchasischen Hauptstadt Sochumi entfernt. Es wird im Norden von der Tschchalta-Gebirgskette begrenzt, die zugleich die Grenze zu Russland bildet. Im Osten liegt die georgische Region Mingrelien – Semo-Swanetien. Die größten Gemeinden des Tals sind Schchara, Omarischara, Semo Aschara, Kwemo Aschara, Lata und Tschchalta. Bei Omarischara wurde 2005 und 2006 ein Wasserkraftwerk errichtet.
Klima
Das Klima im Tal ist feucht-alpin. Die Sommer sind kühl, die Winter schneereich. Der jährliche Niederschlag beträgt zwischen 1.600 bis über 2.000 mm (120 mm im Januar, 160 mm im April, 180 mm in Juli, 160 mm in Oktober). Es gibt über 30 Tage mit starkem Regen pro Jahr. Der Schnee liegt mehr als 180 Tage. Die Durchschnittstemperatur beträgt -3 °C im Januar, 3 °C im April, 14 °C im Juli, 5 °C im Oktober. Die sommerliche Höchsttemperatur im Juli ist 28 °C.
Einwohner und Wirtschaft
Die Einwohner des Tals waren Georgier von der Bevölkerungsgruppe der Swanen. Nach der georgischen Volkszählung 2002 leben im oberen Abschnitt des Tals 1.956 Menschen, von denen 1.912 Georgier waren. Nach Angaben des georgischen Präsidenten Saakaschwili wurden sie am 12. August 2008 aus dem Kodori-Tal vertrieben.
Haupteinnahmequelle des Tals ist die Forstwirtschaft. Seine Wälder wurden seit der Antike als Rohstoffquelle genutzt. In den 1890er Jahren erschloss sie der aus Rostow am Don stammende russische Unternehmer Maximow systematisch. Er ließ mehrere eiserne Brücken über reißende Flüsse errichten, die bis heute Kern der Verkehrsinfrastruktur sind.
Geschichte
Bereits im 1. Jahrhundert bildete die Handelsstraße durch das Tal und über den Kluchor-Pass einen Zweig der Seidenstraße, die von Konstantinopel über Zentralasien nach China führte. Sie wurde wechselnd vom Byzantinischen, dem Persischen und dem Osmanischen Reich kontrolliert. Nach der Annexion des Fürstentums Abchasien durch Russland 1864 wurde entlang der alten Trasse die Sochumier Heerstraße errichtet. Neben der Georgischen und der Ossetischen Heerstraße spielte sie bis weit in das 20. Jahrhundert hinein eine strategische Rolle bei der Entwicklung der transkaukasischen Beziehungen.
Politik
Der abchasische Bürgerkrieg wurde 1992 von georgischen Freischärlern ausgelöst, die vom Kodori-Tal nach Sochumi marschierten. Nach dem abchasischen Waffenstillstandsvertrag vom 14. Mai 1994 wird der obere Teil des Tals von der georgischen Regierung in Tiflis, der untere Teil von der sezessionistischen Regierung in Sochumi verwaltet.
In der so genannten Kodori-Krise griff am 4. Oktober 2001 eine Gruppe tschetschenischer und georgischer Freischärler unter dem Kommando von Ruslan Gelajew das sezessionistische Dorf Giorgiewskoje im unteren Kodori-Tal an und schoss am Folgetag einen Helikopter der Beobachtermission der Vereinten Nationen (UNOMIG) ab. Abchasische Streitkräfte brauchten zehn Tage, um die Kontrolle über das Gebiet wieder zu erlangen.
Der obere Teil erhielt im September 2006 von der Regierung in Tiflis den Namen Ober-Abchasien; Tschchalta wurde Sitz der abchasischen Exilregierung, die die Sezessionisten 1993 aus Sochumi vertrieben hatten. Der untere Teil gehört zum abchasischen Bezirk Gulripschi und wird von GUS-Friedenstruppen kontrolliert, die in Lata stationiert sind.
Die UNOMIG, die die Einhaltung der internationalen Verpflichtungen beobachtete, zog angesichts wachsender Spannungen zwischen den Konfliktparteien am 9. August 2008 ihre im Kodori-Tal stationierten Beobachter ab. Am 12. August 2008 besetzten abchasische und russische Truppen das obere Kodori-Tal und holten die georgische Flagge auf dem Regierungsgebäude in Tschchalta ein.[1] Nach Angaben des georgischen Präsidenten Saakaschwili wurden anschließend sämtliche einheimischen Georgier aus dem Tal vertrieben.
Einzelnachweise
- ↑ Kodori Under Abkhaz Control, Civil Georgia, Tbilisi, 12 Aug.'08 23:45, abgerufen 15. August 2008
Literatur
Yuri Voronov: Drama of the Klukhor Pass, o.O., o.J.
Weblinks
- Bilder und Geschichten aus dem Kodori-Tal (en, ru)
- Geschichte der Handelsstraße durch das Kodori-Tel (en)
- Fotoreportage aus dem umkämpften abchasischen Kodorital
43.141.75Koordinaten: 43° 6′ 0″ N, 41° 45′ 0″ O
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