Gerd Gaiser

Gerd Gaiser

Gerd Gaiser (* 15. September 1908 in Oberriexingen; † 9. Juni 1976 in Reutlingen) war ein deutscher Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gaiser, der Sohn eines evangelischen Pfarrers, war zunächst evangelisch-theologischer Seminarist und studierte dann Malerei und Kunstgeschichte in Stuttgart, Königsberg und Dresden. 1933 trat er der NSDAP und dem NS-Lehrerbund bei.[1] 1934 promovierte er in Tübingen mit einer Arbeit über Die Plastik der Renaissance und des Frühbarock in Neukastilien. Er arbeitete im Schuldienst als Kunstlehrer und schrieb als Autor für die Zeitschriften Das Innere Reich und Das Reich.[1]

Im Zweiten Weltkrieg war Gaiser Fliegeroffizier. 1941 erschien sein Gedichtband Reiter am Himmel, 1943 sollte ein zweiter Band, Gesang von Osten erscheinen[1][2],[3]. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges geriet Gaiser in Italien in Gefangenschaft.

In der Nachkriegszeit arbeitete Gaiser als Maler, seit 1947 wieder als Lehrer und von 1962 bis zu seiner Emeritierung, 1973, als Professor für Kunsterziehung an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen. Er hatte nach dem Krieg Erfolg als Schriftsteller und genoss auch die Wertschätzung konservativer Literaturkritiker, die jedoch mit dem Bedeutungsgewinn der Gruppe 47 an Einfluss verloren; führende Figuren der Gruppe 47, darunter Marcel Reich-Ranicki, engagierten sich offen gegen einen möglichen Aufstieg des in ihren Augen zu stark nationalsozialistisch vorbelasteten Gaiser zu einer Galionsfigur der deutschen Nachkriegsliteratur und förderten stattdessen gezielt Heinrich Böll, den sie gegenüber Gaiser zwar als den schriftstellerisch weniger talentierten, jedoch politisch "korrekteren" Autor betrachteten[4]. Gaiser war mit der Malerin Irene Widmann verheiratet.

Bedeutung

Der Schriftsteller Gaiser war angesehen. Seine Erzählungen fanden sich bis in die 1970er Jahre in zahlreichen Anthologien und Schullesebüchern. Seither ist er in Vergessenheit geraten.

Typisch für diese wechselhafte Konjunktur des Schriftstellers Gaiser ist das Urteil von Marcel Reich-Ranicki. Rühmte er seinerzeit in einem Nachruf noch Gaisers "außerordentliche Intensität der Darstellung", erklärte er in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 17. Februar 2008: "Ich jedenfalls werde nach 42 Jahren nicht noch einmal diese meist ziemlich scheußlichen Bücher von Gaiser lesen."

Hans Egon Holthusen war zu optimistisch, als er seinen lobenden Nachruf Scripta manent betitelte (etwa: Wer schreibt, bleibt).

Auszeichnungen

Schriften

  • Reiter am Himmel (Gedichte), München, Albert Langen / Georg Müller, 1941.
  • Zwischenland (Erzählungen), München, Hanser, 1949.
  • Eine Stimme hebt an (Roman), München, Hanser, 1950.
  • Schlussball (Roman), München, Hanser, 1958.
  • Gib acht in Domokosch (Erzählungen), München, Hanser, 1959.
  • Die sterbende Jagd (Roman), München, Hanser, 1953.
  • Der Motorradunfall (Erzählungen)
  • Das Schiff im Berg (Roman), München, Hanser, 1955.
  • Ortskunde (Heimatschilderungen)
  • Revanche (Erzählungen), Stuttgart, Reclam, 1959.
  • Sizilianische Notizen, München, Hanser, 1959.
  • Der Mensch, den ich erlegt hatte (Kurzgeschichte)
  • Am Pass Nascondo (Erzählungen), München, Hanser, 1960.
  • Tempel Siziliens, Insel, Frankfurt 1963 mit Konrad Helbig

Literatur

  • Anna-Regula Schaufelberger, "Das Zwischenland der Existenz bei Gerd Gaiser", 1974, Bouvier Verlag Herbert Grundmann, Bonn, ISBN 3-416-00911-8
  • Hans Egon Holthusen, Scripta manent, in: Internationales Jahrbuch für Literatur, ensemble, Nr. 7, München: Dtv, 1976, S. 182- 186
  • Bernhard Karl Vögtlin: Gerd Gaiser: Ein Dichter in seiner Zeit; 2004; Tectum Verlag Marburg; ISBN 3-8288-8709-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 172.
  2. Der Band war angekündigt, ist aber entgegen Klees Angaben nicht veröffentlicht worden. Vgl. Bernhard Karl Vögtlin: Gerd Gaiser, ein Dichter in seiner Zeit, Tectum Verlag, Marburg, 2004, s. 15.
  3. In der Sowjetischen Besatzungszone wurde Reiter am Himmel auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt [1].
  4. Nachdenken über MRR. www.taz.de. Abgerufen am 3. August 2010.

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