- Gerd Heidemann
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Gerd Heidemann (* 4. Dezember 1931 in Altona) ist ein ehemaliger Reporter der Zeitschrift „Stern“, der im Auftrag der Zeitschrift die vom Kunstfälscher Konrad Kujau gefälschten Hitler-Tagebücher erwarb.
Heidemann berichtete für den Stern von vielen Kriegsschauplätzen (Biafra, Angola, Mosambik, Burundi, Guinea-Bissau, Uganda, Kongo) und rettete dem Kriegsreporter Randolph Braumann 1970 beim Schwarzen-September-Aufstand das Leben.[1] Über seine – mittlerweile umstrittenen[2] – Recherchen zu B. Traven publizierte er 1977 das Buch Postlagernd Tampico.
Heidemann war fünf Jahre lang Lebensgefährte Edda Görings, der Tochter des NS-Reichsmarschalls Hermann Göring.
Inhaltsverzeichnis
Hitler-Tagebücher
Gerd Heidemann präsentierte am 25. April 1983 auf einer Pressekonferenz seinen „Sensationsfund“. Drei Tage später begann der Stern mit dem Teilabdruck der Tagebücher. Heidemann hatte die Tagebücher von Konrad Kujau bekommen. Nach Aufdeckung des Skandals um die gefälschten Hitler-Tagebücher wurde Heidemann vom Stern entlassen und nach einer Strafanzeige des Stern-Gründers Henri Nannen unter dem Verdacht des Betruges verhaftet. Er wurde im Juli 1985 vom Hamburger Landgericht zu vier Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Nach Auffassung des Gerichts hatte er mehrere Millionen DM unterschlagen. Der Verlag Gruner + Jahr, in dem der Stern erscheint, hatte Heidemann für den Erwerb der Tagebücher 9,3 Millionen DM überlassen. Konrad Kujau behauptete vor Gericht jedoch, nur einen Teil des Geldes von Gerd Heidemann erhalten zu haben. Tonbänder, die Heidemann entlasten sollten, durften vor Gericht nicht abgespielt werden, da für die Telefonmitschnitte keine richterliche Genehmigung vorlag. Sein Antrag auf Revision wurde 1986 ohne Begründung abgelehnt.[3] Die Haftzeit verbrachte Heidemann im offenen Vollzug.
In der satirischen Verfilmung Schtonk! wird die Gerd Heidemann entsprechende Rolle des Skandalreporters Hermann Willié von Götz George gespielt. Gerd Heidemann selbst übernahm zwei Statistenrollen.
Stasi-Beschuldigungen
2002 wurden im Nachrichtenmagazin Der Spiegel gegen Heidemann Vorwürfe erhoben, er sei unter dem Decknamen „Gerhard“ 33 Jahre lang Informant des Ministeriums für Staatssicherheit gewesen.[4] Heidemann räumte ein, dass er 1953 von einem Stasi-Offizier angesprochen wurde, als er in Ost-Berlin ein Visum zu den Weltjugendfestspielen in Bukarest beantragte. Nach seiner Rückkehr in Hamburg habe er diesen Vorgang dort sofort dem Verfassungsschutz gemeldet. „Der Präsident des Landesamtes bat mich, die Verbindung zur Stasi zu halten. Auch das Bundesamt für Verfassungsschutz wurde hinzugezogen sowie die Engländer“.[5]
Preise und Auszeichnungen
- 1965: World Press Photo, 1. Platz in der Kategorie Photo Stories[6]; Fotoreportage Kongo
Werke
- Postlagernd Tampico – Die abenteuerliche Suche nach B. Traven. Blanvalet, München 1977, ISBN 3-7645-0591-5.
Literatur
- Peter-Ferdinand Koch: Der Fund. Die Skandale des „Stern“. Gerd Heidemann und die Hitler-Tagebücher. Facta, Hamburg 1990, ISBN 3-926-82724-6.
- Ulrich Schnappauff: "Wir wollten, dass es echt ist", FAZ vom 24. April 2008, S. 40
- Michael Seufert: Der Skandal um die Hitler-Tagebücher, Frankfurt a.M. 2008, ISBN 978-3-502-15119-7
Einzelnachweise
- ↑ tagesspiegel.de
- ↑ FAZ vom 24. April 2008
- ↑ taz.de vom 7. Juni 2003
- ↑ Vgl. Michael Seuffert: Der Skandal um die Hitler-Tagebücher, Frankfurt a.M. 2008, ISBN 978-3-502-15119-7, S. 307
- ↑ Berliner Zeitung 2002
- ↑ World Press Photo Archive
Weblinks
- Literatur von und über Gerd Heidemann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ex-"Stern"-Reporter Gerd Heidemann: Jenseits der Hitler-Tagebücher Ausführliches Interview mit Gerd Heidemann
- 1971 Vorschlag für das Bundesverdienstkreuz, 1983 Hausinterne Mitteilung; Gruner + Jahr AG&Co Dokumente aus dem Archiv von Gerd Heidemann
Kategorien:- Deutscher Journalist
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