Gerda Bormann

Gerda Bormann

Gerda Bormann (* 23. Oktober 1909 in Konstanz am Bodensee als Gerda Buch; † 23. März 1946 in Meran, Südtirol) war die Frau des Hitler-Sekretärs Martin Bormann und Initiatorin der Volksnotehe.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit und Elternhaus

Sie wurde als ältestes Kind (später kamen noch Lore, Hermann und Walter dazu) des kaiserlichen Hauptmanns Walter Buch und seiner Frau Else geboren. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs suchte ihr Vater erfolgreich Kontakt zu den Nationalsozialisten und wurde später oberster Parteirichter der NSDAP, was für den Lebensweg seiner Tochter entscheidend sein sollte. Zwar galt die Ehe der Buchs in NS-Kreisen als sehr glücklich, jedoch gebärdete sich ihr Vater daheim als Haustyrann und Gerda schrieb den Fortbestand der elterlichen Ehe Zeit ihres Lebens ausschließlich ihrer Mutter zu.

Gerdas Erziehung war von zwei vollkommen gegensätzlichen Elementen geprägt: Einerseits waren ihre Eltern strenggläubige Protestanten, andererseits waren sie stolz auf ihr nationalsozialistisches Gedankengut, das sie an die Kinder weitergaben. Mit dieser naiven Einstellung waren sie nicht allein, viele Nationalsozialisten wollten „anständige Nazis“ sein, die sich zwar mit der NS-Ideologie, nicht aber mit den NS-Methoden identifizierten. Zwar bestrafte Walter Buch das kleinste Vergehen mit drakonischen Maßnahmen, um seinen Nachkommen Fleiß und Ordnung einzutrichtern, jedoch wurde er nicht müde, über die jüdische Bevölkerung als „Fäulniserscheinung“ zu reden.

Heirat mit Bormann

Kurz nach dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Kindergärtnerin (1927) avancierte Gerdas Vater zum Vorsitzenden der USchlA, einer internen Einrichtung der NSDAP, womit er in die oberste Liga der Partei aufstieg.

Knapp ein Jahr später lernte die 19-jährige Gerda den bereits wegen Körperverletzung vorbestraften Parteigenossen Martin Bormann kennen. Der um einen Kopf Kleinere schien ihre Zuneigung gar nicht wahrzunehmen, doch im April 1929 hielt er formell um Gerdas Hand an, wobei deren alles andere als begeisterter Vater (Bormanns parteiinterner Ruf war ihm durchaus bekannt) nur widerwillig zustimmte. Im selben Jahr trat Gerda dann auch der NSDAP bei (Nr. 120.112).

Am 2. September 1929 heiraten die beiden (Trauzeugen waren Adolf Hitler und Rudolf Heß), deren Hochzeit eine Mischung aus evangelischer Tradition und Gesinnungsdemonstration war. Die Heirat wurde in Parteikreisen hämisch kommentiert, da man der Meinung war, dass Bormann nur aus Karrieresucht geheiratet habe.

Kinder

Die von der NS-Diktatur gewünschte Kinderschar erreichte in der NS-Spitze kaum einer; nur wenige wie Magda Goebbels, Margarete Speer (beide je sechs Kinder), Elisabeth Sauckel (zehn Kinder) und Gerda Bormann schenkten „dem Führer“ viele Kinder. In ihrer Ehe brachte Gerda Bormann zehn Kinder zur Welt, von denen neun überlebten (sie hatte auch eine durch einen Blutsturz verursachte Fehlgeburt):

  • Adolf Martin Bormann (* 14. April 1930; genannt „Krönzi“, benannt nach seinem Paten Adolf Hitler. Seine – nur sieben Monate nach der Hochzeit erfolgte – Geburt verstärkte nur noch die Gerüchte, dass Bormann die ahnungslose Gerda geschwängert habe, um hoch zu heiraten, wahrscheinlicher ist jedoch eine Frühgeburt)
  • Ilse Bormann (* 9. Juli 1931-1958; die Zwillingsschwester Ehrengard starb kurz nach der Geburt. Da Ilse nach ihrer Taufpatin Ilse Heß benannt wurde, änderte man ihren Namen nach Rudolf Heß’ Englandflug 1941 in „Eike“)
  • Irmgard Bormann (* 25. Juli 1933)
  • Rudolf Gerhard Bormann (* 31. August 1934; benannt nach Rudolf Heß, 1941 umbenannt in „Helmut“)
  • Heinrich Hugo Bormann (* 13. Juni 1936; genannt „Heiner“, benannt nach seinem Paten Heinrich Himmler)
  • Eva Ute Bormann (* 4. August 1938; nicht nach Eva Braun benannt. Braun und Martin Bormann mochten sich nicht.)
  • Gerda Bormann (* 23. Oktober 1940)
  • Fred Hartmut Bormann (* 4. März 1942)
  • Volker Bormann (* 18. September 1943-1946)

Eheverhältnis mit Bormann

Selbst in Parteikreisen schüttelte man den Kopf über das Verhältnis Bormanns zu seiner Gattin: Wenn er „pfiff“, musste sie „angesprungen kommen“. Gerda schien weder darunter, noch unter der Tatsache zu leiden, dass ihr Mann junge Frauen nahezu unter ihren Augen verführte.

Wenn man die Korrespondenz zwischen den beiden liest, mag man fast an der Echtheit der Briefe zweifeln, so groß ist der Unterschied zwischen den „beiden Bormanns“. Aber es scheint tatsächlich so, als habe Bormann seine Gattin wirklich geliebt.

Die Idee der „Volksnotehe“

Als das Verhältnis Martin Bormanns mit der Schauspielerin Manja Behrens öffentlich wurde, nahm alle Welt an, die gehörnte Gattin werde vor Wut kochen. Doch das Gegenteil war der Fall: Bormann hatte Geliebte immer wieder mit der ausdrücklichen Erlaubnis seiner Frau, die es als ihre Pflicht sah, ihrem Mann dies nicht nur durchgehen zu lassen, sondern ihn in seinem Treiben auch noch zu unterstützen. Die Bormann-Briefe enthüllen Szenen einer mehr als ungewöhnlichen Ehe: Gerda gibt ihrem Mann Ratschläge, während der Gatte den Betrug fröhlich schildert.

Zu der Zeit quälten sie schon lange Sorgen um die Kriegsverluste und die Zukunft des „Volkes“. Sie vertrat die Überzeugung, dass nur eine radikale neue Gesellschaftsordnung dem Nationalsozialismus helfen könne.

„Du musst nur darauf achten, dass Manja in einem Jahr ein Kind bekommt und ich erst im nächsten, so hättest du immer eine bewegliche Frau an deiner Seite … dann leben wir alle mit den Kindern im Haus zusammen“, schrieb Gerda Bormann in einem Brief an ihren Mann.

Sie suchte bereits nach Möglichkeiten zur Abschaffung der Monogamie und zur Einführung der „Volksnotehe“. Im Februar 1944 plädierte sie im Interesse des Staates für die Schaffung mehrerer paralleler Eheverhältnisse. Jedes männliche, würdige Mitglied der Gesellschaft sollte den rechtlichen Anspruch auf mehrere Ehen haben. Die Nebenfrauen würden unter denselben Bedingungen leben wie die „Erstfrau“ und der Mann würde sie 14-täglich besuchen. Gleichzeitig plädierte sie für die Gleichsetzung unehelicher Kinder und wollte das Wort „Ehebruch“ aus dem deutschen Sprachgebrauch verbannen.

Die 1943 diskutierten Gesetzesentwürfe sahen unter anderem vor, dass jede deutsche Frau verpflichtet werden sollte, mit einem Mann vier Kinder zu zeugen, während dieser nach dem Erreichen dieser Zahl wieder für eine weitere Frau zur Verfügung hätte stehen müssen.

Politische Einstellung

Gerda Bormann war eine überzeugte Antisemitin. Dies lässt sich auf ihren Vater zurückführen, der seine Kinder zu radikalen Antisemiten erzog. Ein noch radikalerer Ehemann und eine ebensolche Umgebung haben diese Haltung verstärkt. In den Briefen an ihren Mann legte sie ihre sonstige Zurückhaltung ab und beschimpfte ausdauernd das „internationale Judentum“.

Nach dem Krieg

Kurz vor dem Zusammenbruch des „Dritten Reichs“ floh Gerda Bormann nach Südtirol. Nach einigen Wochen wurde sie ins Militärlazarett gebracht (die Kinder blieben in ihrem Haus zurück), wo man Unterleibskrebs diagnostizierte. Am 23. März 1946 starb Gerda Bormann, jedoch nicht an Krebs, sondern an den Folgen der Quecksilbervergiftung, die sie sich durch ihre Chemotherapie zugezogen hatte. Ihre Kinder überließ sie dem Geistlichen Theodor Schmitz, der die Bormann-Kinder adoptierte.

Literatur

Weblinks


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