- Gerhard Stöck
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Gerhard Stöck (* 28. Juli 1911[1] in Kaiserswalde (Kreis Wirsitz); † 29. März 1985 in Hamburg), war ein deutscher Leichtathlet und Olympiasieger.
Der Sohn eines Fleischers wuchs in Schönlanke auf und studierte ab 1930 Philologie an den Universitäten Königsberg, Halle (Saale), Greifswald und Berlin.[2] Bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin trat der Sportler des SC Charlottenburg in zwei Disziplinen an. Nachdem er im Kugelstoßwettbewerb am 2. August 1936 bereits die Bronzemedaille gewonnen hatte (Olympiasieger: Hans Woellke), nahm er am 6. August 1936 auch am Speerwurfwettbewerb teil. Nach dem 4. Versuch nur auf Platz 5 liegend, schleuderte er den Speer im vorletzten Versuch auf eine Weite von 71,84 m und gewann damit mit über einem Meter Vorsprung die Goldmedaille vor seinen favorisierten finnischen Konkurrenten Yrjö Nikkanen und Kalervo Toivonen. Stöck hatte geschickt auf die widrigen Windverhältnisse reagiert und den Speer besonders flach abgeworfen.[3] Er war auch für den kurz darauf stattfindenden Zehnkampfwettbewerb gemeldet, konnte ihn aber wegen einer wieder aufgebrochenen Knieverletzung nicht antreten.
Stöck wurde dreimal Studentenweltmeister, 1935 im Speerwurf und Fünfkampf und 1939 im Kugelstoßen.
Bei den Deutschen Meisterschaften von 1938 holte sich Stöck ebenfalls die Goldmedaille im Speerwurf, nachdem er zwischen 1933 und 1937 fünfmal Vizemeister geworden war. 1939, 1946 und 1947 holte Stöck ebenfalls Silber. Am 28. August 1935 warf Stöck mit 73,96 m in Helsinki deutschen Rekord im Speerwurf, der 19 Jahre lang Bestand hatte.
Im Kugelstoßen war er 1935, 1936 und 1938 jeweils Deutscher Vizemeister hinter Hans Woellke. Weitere Medaillen in dieser Disziplin errang Stöck 1946 (Bronze) und 1947 (Silber).
1935 war Stöck deutscher Vizemeister im Zehnkampf, trotz null Punkten im Stabhochsprung. Er hatte bei einer Größe von 1,91 ein Wettkampfgewicht von 84 kg.
1948 wechselte Stöck zum Hamburger SV und beendete dort seine aktive Laufbahn.
Nach seinem Referendariat wurde Stöck 1938 Studienrat mit den Fächern Leibesübungen, Erdkunde, Geologie und Biologie. Bereits 1933 war er Mitglied der SA geworden, ab 1944 als Sturmbannführer[4] und trat 1937 auch der NSDAP bei. Nach dem Krieg war er zwischen 1950 und 1975 Leiter des Sportamtes der Hansestadt Hamburg. Bei den Olympischen Spielen 1956 und 1960 war er Chef de Mission der gesamtdeutschen Olympiamannschaft, im Jahre 1964 dessen Stellvertreter. Von 1986 bis 2006 vergab das Sportamt der Stadt Hamburg den Gerhard-Stöck-Preis an verdiente Sportler und Vereine. Die Rugby-Damen des FC St. Pauli gaben den 2006 an sie verliehenen Preis mit dem Verweis auf Stöcks NS-Vergangenheit[5] zurück. Danach wurde die Verleihung stillschweigend eingestellt.[6]
Seine Tochter Jutta Stöck war in den 1960er Jahren eine erfolgreiche deutsche Sprinterin.
Literatur
- 1936, Die Olympischen Spiele und der Nationalsozialismus, Hrsg.: Reinhard Rürup, Stiftung Topographie des Terrors, Argon Verlag Berlin, 1996. ISBN 978-3870243500
- Klaus Amrhein, Biographisches Handbuch zur Geschichte der Deutschen Leichtathletik 1898–2005. Band 2, Deutsche Leichtathletik Promotion- und Projektgesellschaft, Darmstadt 2005.
- Volker Kluge, Olympische Sommerspiele, Die Chronik I, Sportverlag Berlin, 1997. ISBN 3-328-00715-6
Weblinks
- Gerhard Stöck in der Datenbank von Sports-Reference.com (englisch)
- Kritische Biographie von Gerhard Stöck bei Leichtathletik Informationen 2/2011, S. 15ff, von Peter und Paul Busse.
Einzelnachweise
- ↑ Laut Kirchenbuch von Kaiserswalde 1911, nach dem Zweiten Weltkrieg gab Stöck immer das falsche Geburtsjahr 1910 an.
- ↑ Kluge, 1997. S. 885f
- ↑ http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13513096.html
- ↑ Kluge, 1997. S. 885f und Rürup, 1996. S.208
- ↑ http://www.fcstpaulirugby.de/?p=2441
- ↑ Selbst die Festschrift zum 60-jährigen Bestehen des Hamburger Sportbundes (S. 13) im Juni 2008 suggeriert, der Preis würde nach wie vor verliehen.
Olympiasieger im Speerwurf1908: Eric Lemming (Mittelgriff) & Eric Lemming (freier Stil) | 1912: Eric Lemming (Mittelgriff) & Juho Saaristo (beidhändig) | 1920: Jonni Myyrä | 1924: Jonni Myyrä | 1928: Erik Lundqvist | 1932: Matti Järvinen | 1936: Gerhard Stöck | 1948: Tapio Rautavaara | 1952: Cy Young | 1956: Egil Danielsen | 1960: Wiktor Zybulenko | 1964: Pauli Nevala | 1968: Jānis Lūsis | 1972: Klaus Wolfermann | 1976: Miklós Németh | 1980: Dainis Kūla | 1984: Arto Härkönen | 1988: Tapio Korjus | 1992: Jan Železný | 1996: Jan Železný | 2000: Jan Železný | 2004: Andreas Thorkildsen | 2008: Andreas Thorkildsen
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