Gethsemanekirche (Frankfurt)

Gethsemanekirche (Frankfurt)
Gethsemanekirche

Die evangelische Gethsemanekirche in Frankfurt am Main ist der letzte große Kirchenneubau Frankfurts im 20. Jahrhundert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Bauplatz, auf dem die Kirche heute steht, wurde bereits 1901 gekauft und dort in den folgenden Jahren ein Gemeindehaus errichtet, das 1906 eingeweiht wurde.[1] Es besteht noch heute. In dessen großem Saal fanden zunächst auch die Gottesdienste statt, nachdem die Gethsemanegemeinde 1964 aus der St. Petersgemeinde ausgegliedert wurde. Zwischen 1968[2] und 1970 entstand dann die heutige Kirche. Derzeit wird erwogen, ob die Kirche als Kulturdenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz einzustufen ist.[3].

Kirchengebäude

Die Kirche wurde von dem Architekten Hans Georg Heimel entworfen. Zeittypisch ist das Gebäude als Beton-Stahlskelettbau errichtet und weitgehend mit Klinkern in einem warmen braunen Ton verkleidet. Diese Klinkerflächen kontrastieren mit denen aus hellem Sichtbeton. Insgesamt ist die Architektur in einer Post-Bauhaus-Ästhetik gehalten. Eine architektonische Besonderheit des Gebäudes ist, dass der Gottesdienstraum im ersten Stock liegt, während das Erdgeschoss Funktionsräume und eine große Eingangshalle aufweist. Eingeweiht wurde die Kirche am 1. März 1970 mit einem festlichen Gottesdienst.

Äußere Gestalt

Außen überragt der Turm in prominenter Position in seiner Eckstellung zur Neuhofstraße die Eckenheimer Landstraße. Er ist an den Baukörper der Kirche, ebenso wie das Treppenhaus angelehnt. Letzteres durchbricht mit seiner halbrunden Form, seitlich angesetzt, den kubischen Gesamteindruck des Gebäudes.

Kirchenraum

Der innere Grundriss ist nahezu quadratisch. Der Kirchenraum hat eine L-förmige Empore. Der Raum unter der Empore ist dabei so gestaltet, dass er auch als eigener Gottesdienstraum, als Kapelle, verwendet werden kann. Der Kirchenraum wird von acht Meter hohen nahezu geschlossenen Wandflächen bestimmt. Tageslicht tritt im Altarbereich indirekt aus der Dachzone ein und über drei relativ kleine Öffnungen, die mit farbigen Glaskollagen von Bernd Rosenheim gestaltet sind[4]: unter der Empore, seitlich der Kanzel und im Turmbereich. Von Bernd Rosenheim stammen auch die Entwürfe für die Paramente.[5] An des Stirnwand des Kirchenraums, im Altarbereich, ist eine Eisenplastik von Hermann Tomada angebracht, eine stilisierte Dornenkrone.[6] Das Abendmahlsgerät besteht aus Zinn und wurde nach Entwürfen von Michael Voss von der Zinnwerkstatt H. Buchdrucker in Ludwigsburg gefertigt.[7]

Die mechanische Orgel mit 1390 Pfeifen befindet sich auf der Empore. Sie stammt von G. F. Steinmeyer & Co. in Öttingen, Bayern. Der Orgelprospekt stammt vom Architekten der Kirche, Hans Georg Heimel. Die Orgel besitzt 23 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal.[8]

Von Anfang an wurde eine flexible Bestuhlung eingesetzt, keine Kirchenbänke.[9] Der Kirchenraum ist mit einer Fußbodenheizung versehen.

Funktionsräume

Im Gegensatz zum Kirchenraum mit seinen acht Meter hohen nahezu geschlossenen Wandflächen ist das Erdgeschoss durch große Glasflächen zur Straße und zum Innenhof hin geprägt.

Der Gottesdienstraum im ersten Stock und die große Eingangshalle im Erdgeschoss ermöglichen ein Zusammenbleiben der Gottesdienstgemeinde auch nach der Gottesdienstfeier und eröffnen interessante liturgische Gestaltungsmöglichkeiten.

Geläut

Die drei Glocken – a’, h’ und d“ – wurden am 12. Februar 1970 von der Glockengießerei Rincker in Sinn gegossen.[10]

Gemeinde

Die Gethsemanegemeinde wurde 1964 aus der St. Petersgemeinde ausgegliedert. Sie zählte damals mehr als 6000 Gemeindemitglieder, heute sind es etwa 1700.[11] Die bei Gründung bestehenden zwei Pfarrbezirke, damals je von einem Pfarrer betreut, sind heute längst zusammengelegt.

Die Gemeinde betreibt einen Kindergarten und Kinderhort.

Das Gemeindegebiet liegt im Frankfurter Nordend zwischen Schwarzburgstraße, Oeder Weg, Koselstraße und Friedberger Landstraße. Es ist damit an drei Seiten von der Petersgemeinde umgeben, die sich inzwischen mit der Epiphaniasgemeinde zusammengeschlossen hat. Beide Gemeinden geben gemeinsam die Zeitschrift Gemeindeblick heraus.

Zu Gast in der Gemeinde ist auch die Projektgemeinde nicht nur für Lesben und Schwule – Frankfurt am Main.

Literatur

  • Heinz Dressel: „Lohnt sich der Aufwand?“. In: Die neue Gethsemane-Kirche. Festschrift.’’ Hrsg.: Kirchenvorstand der Evangelischen Gethsemane-Gemeinde.Frankfurt 1970, S. 8-10.
  • Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt: Die Gethsemanegemeinde. Frankfurt o.J.
  • FR: Das Geläut. In: Die neue Gethsemane-Kirche. Festschrift.’’ Hrsg.: Kirchenvorstand der Evangelischen Gethsemane-Gemeinde.Frankfurt 1970, S. 20f.
  • FSt: Die Orgel. In: Die neue Gethsemane-Kirche. Festschrift.’’ Hrsg.: Kirchenvorstand der Evangelischen Gethsemane-Gemeinde.Frankfurt 1970, S. 18.
  • Georg Heimel: Die Planung der Kirche. In: Die neue Gethsemane-Kirche. Festschrift.’’ Hrsg.: Kirchenvorstand der Evangelischen Gethsemane-Gemeinde.Frankfurt 1970, S. 12.
  • Christa Helmolt: Ein geheimnisreiches Symbol.. In: Die neue Gethsemane-Kirche. Festschrift.’’ Hrsg.: Kirchenvorstand der Evangelischen Gethsemane-Gemeinde.Frankfurt 1970, S. 14.
  • Bernd Rosenheim: Die Glasfenster und Paramente. In: Die neue Gethsemane-Kirche. Festschrift.’’ Hrsg.: Kirchenvorstand der Evangelischen Gethsemane-Gemeinde.Frankfurt 1970, S. 16f.
  • Berthold Schubert: [Grußwort]. In: Die neue Gethsemane-Kirche. Festschrift.’’ Hrsg.: Kirchenvorstand der Evangelischen Gethsemane-Gemeinde.Frankfurt 1970, S. 7.
  • Michael Voß: Gemeinschaftsmahl – Einzelkelch. In: Die neue Gethsemane-Kirche. Festschrift.’’ Hrsg.: Kirchenvorstand der Evangelischen Gethsemane-Gemeinde.Frankfurt 1970, S. 22.

Weblink

Einzelnachweise

  1. Schubert.
  2. Grundsteinlegung war am 9. Juni 1968 (Die neue Gethsemane-Kirche. Festschrift.’’ Hrsg.: Kirchenvorstand der Evangelischen Gethsemane-Gemeinde.Frankfurt 1970, S. 32.).
  3. got: Frankfurter Neue Presse vom 26. Februar 2010: Eine Gemeinde schützt ihr Gesicht, S. 15.
  4. Ausführung: Glasmalerei Derix, Düsseldorf, vgl. Rosenheim, S. 17.
  5. Rosenheim; Ausführung der Paramente: Schwester Marie-Ilse, Frankfurter Diakonissenhaus.
  6. Hemolt.
  7. Voß.
  8. FSt.
  9. Heimel.
  10. FR.
  11. Dressel; got: Frankfurter Neue Presse vom 26. Februar 2010: Eine Gemeinde schützt ihr Gesicht, S. 15.
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