Gigantengrab

Gigantengrab
Das Gigantengrab von Coddu Vecchiu bei Arzachena, mit Zentralstele
Gigantengrab von Osono

Die Gigantengräber sind die größten pränuraghischen Kultanlagen auf Sardinien. Wie die großen Felsengräber, die Domus de Janas sind sie Monumente der Bonnanaro-Kultur (1.800-1.500 v. Chr.) der Vorläuferkultur der Nuragher. Die in Sardu Tumbas de sos zigantes und auf italienisch plur. Tombe dei Giganti genannten Bauten zählen europaweit zu den spätesten Megalithanlagen.

Das herausragende Element der Anlagen der ersten Generation von Gigantengräbern ist die phallische, bis zu 4 m hohe Portalstele im Zentrum der Exedra. Einzig in ihrer Art, haben die Exedren der 321 bekannten Anlagen einerseits Ähnlichkeiten mit den irischen Court tombs, und den schottischen Clyde tombs und andererseits mit den Exedren maltesischer Tempel.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Umgebaute Anlage von Coddu Vecchiu

Baulich treten Gigantengräber in zwei Varianten auf. Einmal mit Portalstelen, ähnlich wie die Zugänge der großen Felsengräber die zum Teil Portalstelen imitieren; jener Typ, der sich in Li Lolghi, Coddu Vecchiu, beide Provinz Olbia-Tempio oder in S’Ena ’e Thomes bei Dorgali präsentiert. Spätere Anlagen wie Muraguada und Tamuli sind dagegen nicht mit zentralen Stelen versehen. Bei der Anlage von Madau (NU) ist erkennbar, dass die Exedra aus Blocksteinen auf einer umgestürzten Portalstele errichtet wurde, was die Abfolge klarlegt.

Als Ausgangspunkt des Baus von Gigantengräbern wird der U-formige Dolmen S'Ena 'e sa Vacca bei Olzai, in der Provinz Nuoro (NU) angesehen. An den Anlagen von Coddu Vecchiu und Li Lolghi wird deutlich, dass Exedren mit Portalstelen nachträglich vor bestehende rechteckige Galerie- oder Kistengräber gesetzt wurden. Diese Umbauten bleiben nicht auf die Gallura beschränkt, die sich offenbar einer anderenorts entstandenen Entwicklung anschließt. Eine in dieselbe Zeit fallende Anlage ist der Dolmen Sculacacca bei Oniferi, der ein Unikat darstellt. Nahe bei Abbasanta liegt die Anlage von Sos Ozzastros mit einer nur 3,4 m langen und einen Meter breiten Galerie, eines der kleinsten Gigantengräber. Es hat eine halbkreisförmige Exedra an der sich bankartige Vorbauten befinden.

Die zumeist engen Galerien, die oft nur durch einen winzigen Durchlass am unteren Ende der Portalstele erreichbar sind, können bis zu 24 m lang sein. Bei der Gestaltung der Galerie gibt es verschiedene Varianten. Manche sind, wie die späteren Protonuraghen, mit horizontal aufgelegter Deckenplatte versehen (S’Ena ’e Thomes), andere mit falschem Gewölbe (Is Concias, Muraguada und Madau). Im Deckenausbau der Galerien gibt es auch die Kombination von horizontaler Platte und Gewölbe (San Cosimo Provinz Cagliari (CA)).

In einer solchen Galerie fand man bis zu 136 Skelette. Die kulturelle Kontinuität zwischen den großen Felskammern und der Freilandarchitektur wird durch die Baityloi beziehungsweise deren Standorte gebildet. Sie stehen sowohl über einigen Felsgrabportalen als auch auf (dann mit Zahnfriesen) oder neben Gigantengräbern (Is Concias, Tamuli).

Gigantengrab S’Ena ’e Thomes von der Galerie aus gesehen
Front mit Portalstele des Gigantengrabs S’Ena ’e Thomes
Blick vom Boden des Gigantengrabs S’Ena ’e Thomes in Richtung Stele
Basis des abgetragenen Gigantengrabes Lu Brandali in Santa Teresa di Gallura

Bekannte Gigantengräber sind:

Siehe auch

Liste der vor- und frühgeschichtlichen archäologischen Fundplätze auf Sardinien

Literatur

  • Joachim von Freeden: Malta und die Baukunst seiner Tempel. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-11012-9.
  • Jürgen E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Europäische Kultplätze der Steinzeit. Beier & Beran, Langenweißbach 2003, ISBN 3-930036-70-3 (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. 36).

Weblinks


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