Dolmen

Dolmen
Typischer Dolmen
Dolmen und Ganggrab mit Quartieren

Ein Dolmen (breton. Steintisch) ist ein in der Regel aus großen Steinblöcken errichtetes Bauwerk, das als Grabstätte diente und aus mehreren aufrecht stehenden Steinen besteht, die meist eine oder auch mehrere Deckenplatten tragen.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Europa, Nordafrika und Orient

Dolmen sind in ganz West- und in Teilen Nord-, Mittel- und Südwest- und Südosteuropas verbreitet. Im östlichen Europa kommen sie in Georgien, Südrussland und Thrakien vor. In Westasien sind sie in der Levante anzutreffen. Eine kleine Gruppe befindet sich in Algerien, Marokko und Tunesien.

Japan und Korea

Dolmen gibt es auch aus der Yayoi-Periode Japans (300 v. Chr.-250 n. Chr.). Ein Yayoi Dolmen besteht aus einer ringförmigen Steinsetzung, auf der eine große, etwa runde Steinplatte ruht. Die Bestattung erfolgte in großen Tonkrügen (Krugbestattung). Ein derartiger Dolmen kann mit einer Steinkiste in Verbindung stehen. Diese Kombination ist in Korea öfter anzutreffen. Es wird angenommen, dass durch Einwanderung vom asiatischen Festland her neue Ideen auf die japanische Insel gelangten.

Namensgebung, Typisierung

Dolmen La Frébouchère
Dolmen bei Reinfeld, Schleswig-Holstein
Dolmen im Kaukasus

Der Ausdruck Dolmen wurde von dem in der Bretagne geborenen Théophile Malo Corret de la Tour d'Auvergne (1743–1800) in die Altertumsforschung eingeführt. In der nordischen Megalitharchitektur bezeichnet Dolmen ein Bauwerk mit drei oder mehr Orthostaten (Tragsteinen) und einer oder mehreren Deckplatten. Die Dolmen der Trichterbecherkultur (dän. dysse, schwed. dös) werden nach Ewald Schuldt in Urdolmen, Großdolmen, Polygonaldolmen und „eigentliche Dolmen“ eingeteilt. Für Letztere gibt es auch die Bezeichnungen Rechteckdolmen (nach E. Aner) und erweiterter Dolmen (nach E. Schuldt). Die von Schuldt geprägte Bezeichnung ist jünger und wurde gewählt, weil die Dolmen dieser Bauart auch flaschen- oder trapezförmig sein können. Die Dänen unterscheiden nach einer anderen Typisierung Langdolmen, Runddolmen und Ganggrab. Langdolmen (dän. Langdysse) ist die in Dänemark und Schweden gebräuchliche Bezeichnung für Dolmen, die in einem rechteckigen Hünenbett liegen, im Gegensatz dazu sind Runddolmen jene Dolmen, die in einem Rundhügel liegen.

Gestaltung

Auf den aufgerichteten Tragsteinen ruhen große, mitunter überkragende Steinplatten, die dem Bauwerk das Aussehen eines Tisches verleihen können. Ihrer tischähnlichen Form wegen wurden Dolmen auch als Opfertische, Altarsteine oder Druidenaltäre bezeichnet. Die Tragsteine stehen zumeist nebeneinander und bilden entweder eine rechteckige, vieleckige, trapezoide oder rundlich-ovale Kammerwand, die einen axialen Zugang besitzen kann, der durch einen Verschlussstein oder durch Geröll verschlossen wird. Es finden sich auch komplexe Dolmenzugänge, oft mit eigener Abdeckung. Kammern mit lateralem Zugang sind in der Regel keine Dolmen, sondern werden im Mitteleuropa als Ganggräber bezeichnet.

Die Größe dieser Bauten wechselt je nach vorhandenem Material; die größten Dolmen sind in der Bretagne und in Spanien zu finden. Dolmen sind heute oft freistehend; selten ragen sie aus einem um sie angeschütteten Hügel hervor, oder sie sind ganz mit einem Stein- oder Erdhügel bedeckt, was ihrer ursprünglichen Form entspricht. Vielfach stehen die als Tragsteine des horizontalen Decksteins dienenden Steinblöcke so nahe beieinander, dass der tischähnliche Charakter verschwindet und, namentlich bei größeren Monumenten, ein kammerähnlicher Raum hergestellt ist. In der Bretagne erreicht die Länge eine solche Ausdehnung, dass die Anlage mehr einem Gang gleicht. Man nennt diese Form Allée couverte, bedeckte Steinreihe oder Galerie.

Unzweifelhaft dienten Dolmen in den meisten Fällen als Begräbnisstätten. In den Kammern fand man die Skelette von Männern, Frauen und Kindern. Die in den Dolmen gefundenen Gegenstände bestehen aus groben Tongefäßen, Schmuck und Steinwerkzeugen.

Dolmen in Frankreich

Literatur

Einzelnachweis


Weblinks

 Commons: Dolmen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch


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