- Giorgio Chinaglia
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Giorgio Chinaglia (* 24. Januar 1947 in Carrara) ist ein ehemaliger italienischer Fußballspieler, der mit Lazio Rom 1974 Meister wurde und später bei Cosmos New York spielte.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Anfänge in Wales und Serie C
Chinaglia verbrachte die ersten Lebensjahre in seiner Geburtsstadt Carrara; mit acht Jahren zog er nach Großbritannien, wo sein Vater in der walisischen Stadt Cardiff arbeitete. Sein erster Verein war ab 1962 der damalige englische Zweitligist aus Wales, Swansea City; dort unterschrieb er 1965 auch seinen ersten Profivertrag. Sechsmal trug der Mittelstürmer das Trikot der Waliser, konnte sie aber nicht vor dem Abstieg bewahren. So wechselte er in die italienische Serie C zu Massese Calcio aus Massa, ein Jahr später zum neapolitanischen Club S.S.D. Internapoli, bei dem er zwei Jahre spielte und 25 Tore erzielte.
Karriere bei Lazio Rom
Seine erfolgreiche Zeit in Neapel weckte das Interesse großer Clubs, und 1968 wechselte er zu Lazio Rom, der gerade in die Serie A aufgestiegen war. Gleich sein zweites Spiel in der ersten Liga machte ihn zum Publikumsliebling: Er schoss das Siegtor zum 1:0 gegen den amtierenden Meister AC Mailand.
Trotz eines zwischenzeitlichen Abstiegs von Lazio zählte Chinaglia in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre zu den besten Stürmern der italienischen Serie A. Seine stärkste Saison hatte er 1973/74, als er Lazio zum ersten „Scudetto“ führte und gleichzeitig Torschützenkönig der Liga wurde. Nach seinem Elfmetertor kurz vor Schluss im letzten Heimspiel der Saison gegen Foggia Calcio wurde er von 90.000 Tifosi im Römer Olympiastadion als Held gefeiert, denn damit hatte er Lazio den ersten Titel seit dem Pokalsieg 1958 gesichert.
Misserfolge in der Nationalelf
Chinaglia hatte das Interesse von Nationaltrainer Ferruccio Valcareggi schon früh geweckt, der ihn 1970 mitnahm zur Fußball-Weltmeisterschaft, obwohl er nicht zum 22er-Kader gehörte. Sein Debüt für die Azzurri gab er 1972 gegen Bulgarien.
Mit großer Hoffnung fuhr er zur Fußball-Weltmeisterschaft 1974 nach Deutschland, wo die italienische Elf als aktueller Vize-Weltmeister zu den großen Favoriten der Vorrundengruppe Vier zählte. Chinaglia war gesetzt als Mittelstürmer, enttäuschte jedoch im ersten Spiel gegen Haiti; Trainer Ferruccio Valcareggi tauschte ihn nach 70 Spielminuten gegen Pietro Anastasi aus, der damals Mittelstürmer von Juventus Turin war. Im zweiten Gruppenspiel gegen Argentinien saß er nur auf der Ersatzbank und das Spiel endete Remis. Im letzten Spiel gegen Polen hätte ein Unentschieden gereicht. Chinaglia spielte wieder von Anfang an, konnte seine Chancen jedoch nicht nutzen und seine Mannschaft verlor mit 1:2. Italien schied wie schon 1966 überraschend nach der Vorrunde aus dem Turnier aus.
Insgesamt kam Chinaglia nur zu 14 Einsätzen (4 Tore) in der Nationalmannschaft.
Ausklang in New York
Er wechselte 1976 in die USA zu Cosmos New York. Hauptgrund dafür war, dass seine Frau Connie, eine US-Bürgerin, zurück in ihre Heimat wollte. In acht Jahren bei Cosmos entwickelte er sich zum besten Goalgetter der North American Soccer League; er erzielte insgesamt 193 Tore in 213 Spielen. Bei Cosmos spielte er gemeinsam mit Pelé, Franz Beckenbauer und Carlos Alberto.
1983 kehrte Chinaglia nach Rom zurück, als Präsident von Lazio. 1985 stieg er mit dem Verein in die Serie B ab. 2006 war er als Experte für den US-Fernsehsender ABC bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland tätig. Im Juli 2006 wurde auch der Dokumentarfilm „Once in a Lifetime: The Extraordinary Story of the New York Cosmos“ („Fußball vom anderen Stern: Die Geschichte von Cosmos New York“) uraufgeführt, in dem Chinaglia wie fast alle Stars des US-Clubs dessen Geschichte kommentiert.[1]
Haftbefehl
Im November 2007 wurde Chinaglia nach einem Skandal um mutmaßliche Kursmanipulationen von Lazio-Aktien zur Zahlung einer Geldstrafe von 4,2 Millionen Euro verurteilt. Er hatte italienischen Medien berichtet, ein ungarischer Pharmakonzern sei an dem Erwerb von Lazio interessiert. Dadurch stiegen die Aktien des Vereins (der seit dem Jahr 2000 an der Mailänder Börse notiert ist) in die Höhe, obwohl die Information falsch war.
Chinaglia wird auch beschuldigt, Lazio-Präsident Claudio Lotito bedroht und erpresst zu haben. Er soll Druck auf Lotito ausgeübt haben, um ihn zum Verkauf des Clubs zu bewegen.
Im Juli 2008 wurde erneut ein Haftbefehl gegen Chinaglia erlassen.[2]
Einzelnachweise
- ↑ movieworld.com[1]
- ↑ Oberösterreichische Nachrichten online, 22. Juli 2008, http://www.nachrichten.at/sport/fussball/712522
Weblinks
- Portrait bei Channel4 (englisch)
- Portrait bei der Soccer Hall of Fame (englisch)
- Interview zum Film „Once in a Lifetime“ in Sports Illustrated (englisch)
- Interview zum Film in der Washington Post (mit Foto 2006) (englisch)
- Fansite (italienisch)
Literatur
Risoli, Mario: Arrivederci Swansea: The Giorgio Chinaglia Story, Mainstream Publishing Paperback, 2000; ISBN 1840182830 (in englischer Sprache)
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