Gospelmusik

Gospelmusik

Gospel (von Englisch: gospel = Evangelium, Gute Nachricht; hergeleitet vom Altenglischen gōdspel, gōd = gut und spel = Erzählung, Nachricht[1]) oder Gospelmusik bezeichnet christliche afro-amerikanische Musik des 20. und 21. Jahrhunderts.

Im engeren Sinne wird unter Gospel die Kirchenmusik afroamerikanischer Gemeinden verstanden, die sich durch Jazz- und Blueseinflüsse auszeichnet (siehe Black Gospel). In weiterem Sinn wird der Begriff auch für christliche Musik im angelsächsischen Raum bis hin zu christlicher Popmusik im allgemeinen verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

„Aber wissen Sie, Gospel ist nicht der Sound, der Klang - es ist die Botschaft. Wenn es von Jesus Christus handelt, ist es Gospel. “

Edwin Hawkins [2]

In einem gedruckten Werk wurde der Ausdruck „Gospelsong“ erstmals vermutlich 1874 von Philipp P. Bliss verwendet und zwar für eine Sammlung seiner Kompositionen für das gemeinschaftliche Singen bei religiösen Versammlungen: Gospel Songs, A Choice Collection of Hymns and Tunes. Der Begriff Gospelsong wurde und wird in mehreren Zusammenhängen verwendet. Zuerst stand er neben Begriffen wie Hymns, Psalms, Chant oder Chorals für Lieder, die in den Kirchen der weißen Bevölkerung der Vereinigten Staaten gesungen wurde.

Stark beeinflusst wurde der Begriff in seiner heutigen Ausprägung Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts als Bezeichnung der religiösen Lieder der afroamerikanischen Kirchen in Nordamerika. Diese Lieder waren eine Weiterführung der Negro Spirituals unter starker Einbeziehung von Jazz- und Blueselementen. Diese Art von Gospelmusik, auch als Black Gospel oder Negro Gospel bezeichnet, war meistens der Gemeindegesang oder wurde solistisch vorgetragen, in kleinen Gesangsgruppen oder von Chören gesungen und oft von einer Jazzband mit Schlagzeug, Bass, Klavier und Orgel begleitet.

Gegenwart

Je nach Region entwickelten sich andere Formen von Gospelmusik in der Synthese mit anderen Musikstilen, beispielsweise der Country- und Dixieland-Musik oder in neuester Zeit mit Rap- oder Hip-Hop-Elementen. Auch in der Reggae-Musik gibt es vereinzelt Gospelelemente (z.B. Rastaman Chant von Bob Marley). Viele Rock-, Pop- oder Hip-Hop-Hits aus Radio und Fernsehen borgen sich Elemente aus der Gospelmusik aus oder sind moderne Interpretationen lange bekannter Gospelsongs wie beispielsweise Caravan of Love von den Housemartins. Kinofilme wie Sister Act oder Rendezvous mit einem Engel trugen zur Popularität der Gospelmusik bei.

Es gibt Gospels auf Schallplatten und Radiostationen, die ausschließlich Gospel senden. Auch in der Kirchenmusik Europas ist die Gospelmusik durch Gospelchöre in einzelnen Gemeinden Teil des Gemeindelebens geworden.

Gospel-Award

Von 2004 bis 2006 vergab die Fernseharbeit der evangelischen und der katholischen Kirche sowie die christlichen Hilfsorganisation World Vision Deutschland im größten deutschen Gospelwettbewerb den Gospel-Award[3]

Bekannte Gospelsongs

  • Amazing Grace (Text: John Newton, Melodie: Traditional); der Liedtext des ehemaligen Kapitäns eines Sklavenschiffes aus dem 18. Jahrhundert hat sich über die Melodie hinaus zu einem Symbol der Gospelmusik entwickelt.
  • Precious Lord, Take my Hand; 1932 von Thomas A. Dorsey komponiert, der erstmals den Begriff „Gospel Song“ verwendete
  • Oh Happy Day (Edwin Hawkins)
  • Rock of Ages (Augustus Toplady)
  • Soon and Very Soon (Andraé Crouch)

Für als Gospel assoziierte Songs wie z.B. Go Down Moses oder When the Saints Go Marching In siehe Spiritual.

Stilrichtungen

Einige Stilrichtungen des Gospel sind:

Filme

In folgenden Filmen spielt Gospelmusik eine Rolle:

In folgenden Filmen wurde Gospelmusik für den Soundtrack verwendet:

Literatur

  • Teddy Doering: Gospel. Musik der guten Nachricht und Musik der Hoffnung. Aussaat, Neukirchen-Vluyn 1999, ISBN 3-7615-5121-5
  • Bernhard Hefele: Jazz-Bibliographie. Verzeichnis des internationalen Schrifttums über Jazz, Blues, Spirituals, Gospel und Ragtime. Saur, München u.a. 1981, ISBN 3-598-10205-4
  • C. H. Dood: History and the Gospel, Oxford 1963, Hooder.
  • Andrae Crouch, Nina Ball: Die Andrae Crouch Story, Asslar 1977, ISBN 3-921872-00-6 (Hauptquelle dieses Artikels)
  • Micha Keding: Geschichte und Entwicklung der Gospelmusik (Volltext, Hauptquelle dieses Artikels)
  • Micha Keding: Musikalische Stilbeschreibung (Volltext, Hauptquelle dieses Artikels)
  • Lothar Zenetti: Peitsche und Psalm, Negrospirituals + Gospelsongs, München 1963, Verlag J.Pfeiffer
  • Wilhelm Otto Deutsch: Spirituals und Gospels sind nicht dasselbe, in: Ev. Kirche im Rheinland, "Thema: Gottesdienst", Nr. 27 / 2007, S. 45-51

Einzelnachweise

  1. Oxford English Dictionary, aktuelle Online-Ausgabe, Art. "gospel, n.", http://dictionary.oed.com/cgi/entry/50097093?query_type=word&queryword=gospel&first=1&max_to_show=10&sort_type=alpha&result_place=1&search_id=nFGC-FFDJln-1964&hilite=50097093 (8. März 2010).
  2. Interview in der Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach, Ausgabe 24. Oktober 2008
  3. Der Gospel-Award geht in die Dritte Runde. 2006, archiviert vom Original am 8. Juli 2010, abgerufen am 8. Juli 2010.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Gospel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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