- Alexej Stachowitsch
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Alexej Stachowitsch (* 10. Oktober 1918 in Stockholm; auch bekannt unter seinem Fahrtennamen Axi) ist ein österreichisch-russischer Autor, Pädagoge, Philosoph, Liedermacher, Techniker, Pfadfinder und Wandervogel.
Er war Programmchef und Lagerliedverfasser beim siebten Weltjamboree in Bad Ischl, erster Schulleiter des Werkschulheims Felbertal, Ordensführer im Nerother Wandervogel, Mitbegründer des Freien Bildungswerkes Balduinstein und Gründer des Jungenbundes Phoenix. Beruflich war er im Bereich Nachrichtentechnik, in der Automobilindustrie und als Offizier im österreichischen Bundesheer tätig. Stachowitsch ist orthodoxer Christ. Er ist verheiratet, zwei seiner drei Kinder sind jung verstorben.
Stachowitsch gilt in vielen Kreisen als eine der wichtigsten Gestalten der Nachkriegs-Jugendbewegung in Deutschland und Österreich.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Alexej Stachowitsch kam als Sohn des Michael A. Stachowitsch, eines Diplomaten an der russischen Gesandtschaft in Stockholm, zur Welt. Die Familie Stachowitsch aus Paljna (südlich von Moskau) stammte ursprünglich aus Polen, schloss sich den Saporoger Kosaken in der heutigen Ukraine an und siedelte erst später nach Russland über. Nach der Oktoberrevolution musste seine Familie durch verschiedene europäische Staaten flüchten, bis sie 1921 von Verwandten nach Salzburg eingeladen wurde. Dort besucht Stachowitsch die Volksschule und das Realgymnasium.
1929 trat Stachowitsch in den Österreichischen Pfadfinderbund (ÖPB), Gruppe Salzburg 2, ein. 1933 nahm er am vierten Welt-Jamboree in Gödöllö/Ungarn teil, wo er noch Robert Baden-Powell sah. 1935 erwarb Stachowitsch die österreichische Staatsbürgerschaft und wurde in den österreichischen Olympia-Kader einberufen. Er wurde Salzburger Jugendmeister im Laufsport 1935 und 1936. Stachowitsch wurde Gruppenführer im ÖPB, blieb dies aber nur zwei Jahre bis zu dessen Zwangsauflösung in 1938. Im Jahr 1937 machte er seine Matura und begann eine Radioelektronikerausbildung, zugleich war er Offiziersbewerber in der Wiener Heerestelegraphenabteilung. Mit den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 kam er auf die Kriegsschule der Wehrmacht in Hannover, wo er seine Offiziersprüfung ablegte und 1939 Leutnant wurde. Während des Zweiten Weltkrieges war er u.a. im Armeenachrichtenregiment an der Westfront; später in der Heeresgruppe Süd im Angriff auf die Sowjetunion dabei. Nach dem Krieg machte er 1947 seinen Meister als Radiomechaniker und arbeitete in einer Werkstatt in Salzburg.
Ab 1945 war er maßgeblich beteiligt am Wiederaufbau des österreichischen Pfadfindertums (Pfadfinder Österreichs, PÖ). Er wurde Landesfeldmeister von Salzburg. Die Gründung des Salzburger Jugendbeirats unter seiner Mitwirkung fiel ebenfalls in diese Zeit. Für das "Lager der Freundschaft" im Montafonder Tal im Jahre 1946 mit deutschen, schweizer, österreichischen, französischen und italienischen Pfadfindern (das erste Lager dieser Art nach dem Zweiten Weltkrieg) komponierte er das Lagerlied. 1947 nahm er am Woodbadge-Kurs im Gilwell-Park in England teil. Als Helfer des Internationalen Pfadfinderbüros assistierte er 1948 beim Wiederaufbau der deutschen Pfadfinderbewegung und wurde Mitbegründer des Bundes Deutscher Pfadfinder (BDP). Er hielt Vorlesungen an der philosophischen Fakultät der Universität Salzburg zur Jugendbewegung, wurde Mitglied der Internationalen Pfadfinderkonferenz und studierte durch ein Stipendium angewandte Psychologie und Soziologie in Amerika. 1950 wurde er einer der Organisatoren beim ersten Gilwell-Kurses der PÖ. Beim 7. Weltjamboree 1951 in Bad Ischl war er zuständig für das Programm und Lagerliedverfasser. Im gleichen Jahr gründete er das Werkschulheim Felbertal im Felbertal bei Mittersill und wurde erster Schulleiter. 1953 heiratete er seine Jugendfreundin Maria (2 Kinder). Nachdem er 1958 Schulleitung abgegeben hatte, stieg er beim Automobilbetrieb Simca in der Fabrikation ein, später wechselte er in den kaufmännischen Bereich.
Etwa 1961 erfolgte sein erster Besuch auf der Burg Waldeck, wo er in Kontakt mit dem Nerother Wandervogel kommt und sich mit dessen Bundesführer Karl Oelbermann anfreundet. 1963 gründet er dann die Jungengruppe „Kosakenorden“ im Nerother Wandervogel. Im Jahr 1964 übernimmt Stachowitsch die Vertretung der Generaldirektion von Simca in Deutschland Raunheim/Main. Wenig später wechselt Stachowitsch zum Nachrichtentechnischen Beratungsbüro in Frankfurt. Er nimmt eine ausgiebige Reisetätigkeit auf und beendet an diesem Punkt seines Lebens das „klassische Familienleben“. Ab 1972 war er Angestellter der AEG-TELEFUNKEN AG in Backnang. Im Jahr darauf, 1973, legt er die Führung der Jungengruppe „Kosakenorden“ nieder und zog sich aus der aktiven Gruppenarbeit im Nerother Wandervogel zurück und wird später Alt-Nerother. Im Jahr darauf war er Mitbegründer der Bildungs- und Begegnungsstätte auf Burg Balduinstein. Den bis heute bestehenden Jungenbund Phoenix gründete er 1976. Seither ist er dessen Bundesführer. 1981 zog Stachowitsch auf Burg Balduinstein ein und wurde Schriftleiter vom "Stichwort". Doch nur ein Jahr später verlässt Stachowitsch die Burg. 1983 erfolgte der Kauf des sogenannten „Phoenixhofes“ in Weroth (Westerwald) als Alterssitz und der Umbau zum Zentrum des Jungenbundes Phoenix. 1988 war Stachowitsch bei der Organisation des Meissner-Lagers tätig. Auf Grund unterschiedlicher Zielsetzung beendet Axi 1989 die Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk Balduinstein. 1991 arbeitete Stachowitsch kurzzeitig in der Russlandhilfe des Roten Kreuzes als Delegationsleiter. Im gleichen Jahr wurde er zum Ehren-Oberst der sibirischen Kosaken ernannt. 2001 wirkte er bei der Reunion „50 Jahre Jamboree Bad Ischl“ mit. Seit 2003 ist er Träger der Goldenen Lilie, dem höchsten Ehrenzeichens der PPÖ. Stachowitsch engagierte sich bei zahlreichen Veranstaltungen, so dem von Pfadfindern und bündischer Jugend initiierten „Augsburger/Würzburger Singewettstreit“, dem Untermerzbacher Kreis u.v.a.
Kritiken
„Alexej Stachowitsch ist der einzige realistische Fantast, den ich kenne. Früher, als man noch zu wissen vermeinte, was das ist, hätte man ihn einen Idealisten genannt. Einer, der einen bei vielen seiner zahllosen Visionen, bei Plänen, Projekten, Abenteuern zuerst ungläubig schmunzeln und dann respektvoll staunen lässt. Denn er verwirklicht oft das Unwahrscheinliche.“
– Gerd Bacher: Salzburger Nachrichten
Veröffentlichungen
- Kosakenwacht (1964)
- Sinn und Un-Sinn. Eine Bündische Herausforderung(1974) Verlag Horst E. Visser, Duisburg
- Liederbuch "Freude" (1981) ISBN 3-88258-059-3
- Bündisches Leben - wozu? Deutscher Spurbuchverlag (1995) ISBN 388778-199-6
- Schule ein Abenteuer Edition Curriculum Guggenberger Verlag (2001) ISBN 3-901928-07-3
- Wegzeichen - Lieder und Gedanken eines Lebens. Deutscher Spurbuchverlag, 2006, ISBN 978-3-88778-304-4
- zahlreiche Texte in: Bündisch ist... Beiträge zur Frage nach dem Bündischen (Freies Bildungswerk Balduinstein 1977, 2.Auflage 1979)
Diskografie
Lp.: Ty morjak, Der Orden der Kosaken im Nerother Wandervogel singt unter der Leitung von Alexej Stachowitsch 21 Lieder, THOROFON, 1974, FTH 134
Von ihm verfasste Lieder A-Z
- A
- Adveniat, komm Herre Christ
- Alle Straßen dieser Erde, führen jeden nur im Kreis
- Auf Spuren die längst der Wind verweht
- Aus den Nebeln in helles Licht geht alles Fahren
- B
- Brech mir Rosen, rote Rosen
- Brüder auf (Jamboreelied Bad Ischl, 1951)[1]
- D
- Das Regiment zieht schon am Ufer
- Der Geist ist müd, die Hoffnung leer (Fahren)
- Der Wald ragt wie ein Schatten empor
- Donnerwetter
- Durch die Nacht und durch die Müdigkeit
- Durch Spaniens heiße Zonen
- E
- Eh die Sonne über Berg und Tal
- Einmal einfach loszusingen (Freude)
- Ein Lied ist Blühen ohne Wende
- Es pfeift der Wind vom Tauern
- F
- Freunde liebt das Leben wie ein Freudenfest
- H
- Heio, wir fahren in die Welt
- Heut blüh'n aus Steinen Rosen
- I
- Ich hab was gegen Massenwahn
- Ich sah den Wald sich färben
- In den Wind, in den Wind alles singen
- K
- Knabbere die Knochen deiner Tante an
- L
- Laßt das Leben sprühen
- Laßt den Plunder rosten
- Liebe aller zu erlangen
- M
- Mag der Leib in Felsen liegen
- Mein ganzes Leben sei ein Fahren
- Mir ist Frieden nicht beschieden
- Müht euch Brüder nicht vergebens
- P
- Pfaderer, aufgepasst
- R
- Raubt das Dunkel Horizonte
- S
- Sie fahren aus in alle Lande
- So pfeift der Wind von Tauern
- Sonne brennt in jede Faser
- T
- Tam, gde volny
- Thailand (Grüne Flut im Regenwald)
- Toben, Jubel und wilder Tanz
- Ty wsaidi
- Türkische Sonne brennt auf uns nieder
- U
- Und klingen leise Lieder
- V
- Versungen und verloren, die Augen fragen stumm
- Von den Tauern stürmt der Föhn
- W
- Was geht es euch an, wenn es uns anders gefällt
- Was laßt ihr Brüder Köpfe hängen?
- Weiten, endlose Weiten, nirgends rastet der Schritt
- Wenn tausend Esel schreien
- Wind greift in die Wälder, Wipfel wogen grün
- Wir kreisen um die Dinge immer rundherum
- Wir sind lange, wir sind weit gefahren (Gaudia aeterna)
- Wir tragen keine Lanzen mehr
- Wir ziehen lachend durch die Straßen
- Wolf, Wolf, Wolf
Quellen
- Cornelissen, Hanns: Alexej Stachowitsch, Erkenntnis und Erfüllung, 1. Auflage 1999, Deutscher Spurbuchverlag, ISBN 3-88778-234-8
- Kurt Pribich: Sein ganzes Leben war ein Fahren in PPÖ-Brief 4/2003, S.27
- Scouting 1/98:Eine Legende wird Achtzig, S.17
- Scouting 1/07:Das Interview zum 89.Geburtstag, S.15-17
Weblinks
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