Gottfried Laurenz Pictorius

Gottfried Laurenz Pictorius
Die oberen drei Stockwerke des Turms der Lambertikirche in Coesfeld tragen die Handschrift von G.L. Pictorius und dessen Bruder Pictorius d.J.

Gottfried Laurenz Pictorius (* 10. Dezember 1663 in Münster (Westfalen); † 17. Januar 1729 ebenda), Sohn von Peter Pictorius dem Älteren, wurde als Oberstleutnant und Landingenieur des Bauwesens Nachfolger seines Vaters in fürstbischöflichen Diensten und schuf – teilweise zusammen mit seinem Bruder Peter Pictorius dem Jüngeren (1673–1735) – zahlreiche Barockbauten im Münsterland.

Es wird angenommen, dass der 1686 begonnene und 1703 zu Ende gebaute Turm der Lambertikirche in Coesfeld von dem jungen Gottfried Laurenz Pictorius fertiggestellt wurde, zumindest die oberen drei Stockwerke[1]S. 182 f.. Die frühesten Pläne des G.L. Pictorius sind für 1688 nachweisbar[1]S. 182. Insbesondere der Einsatz der Blendbalustraden und der abschließenden Laterne des Lambertikirchturms mit Ähnlichkeit zum Obergeschoss der Rinkeroder Pfarrkirche legen Pläne von Gottfried Laurenz Pictorius oder Pictorius d.J. nahe[1]S. 183.

Pictorius' wichtigster Schlossbau ist das Wasserschloss Nordkirchen, dessen Gesamtanlage er entwarf und deren wichtigste Teile er von 1703 bis 1712 auch realisieren konnte. Das Schloss, das jetzt die Fachhochschule für Finanzen Nordrhein-Westfalen beherbergt, vollendete schließlich Johann Conrad Schlaun. Die heutige Bezeichnung des Schlosses als „westfälisches Versailles“ deutet an, dass Pictorius seine Vorbilder unter anderem in der französischen Baukunst fand, daneben spielten aber auch niederländische Anregungen in seinem Werk eine große Rolle.

Zu seinen weiteren Werken gehört das schon um 1800 abgebrochene Haus Stockum bei Schöppingen. Hingegen lässt sich eine Beteiligung von Pictorius bei der Errichtung von Schloss Dankern im Emsland nicht nachweisen.

Daneben errichtete er in Münster eine größere Zahl von Adelshöfen, deren Grundform zumeist dem in Frankreich gängigen Typ des Hôtel particulier verpflichtet war. Während von dem um 1700 entstandenen Beverförder Hof wenigstens der rechte Seitenflügel gerettet werden konnte, blieb vom Korff-Schmisingschen Hof und dem Merveldtschen Hof so gut wie nichts erhalten.

Zu den wenigen, zumindest im Außenbau überlieferten Bauten zählt die Landsbergsche Kurie, heute Sitz des Geologisch-Paläontologischen Museums Münster. Andere Entwürfe für Adelshöfe von Pictorius wurden nicht ausgeführt, so die bemerkenswerten Pläne für den Nordkirchener Stadthof und einen Adelshof am Bocksplatz. Die wichtigsten Kirchenbauten von Gottfried Laurenz Pictorius sind die Katholische Kirche in Burgsteinfurt und die Kirche in Rinkerode. Beteiligt war er auch am Turm der Lambertikirche in Coesfeld und den Planungen für die Dominikanerkirche in Münster, die im Wesentlichen entsprechend den Entwürfen des Architekten Lambert Friedrich Corfey entstand.

Obwohl keine Studienreisen von Pictorius - im Unterschied zu seinem Vater - bekannt sind, drücken seine Entwürfe die Bekanntschaft der Musterbücher von Autoren aus, wie Charles-Augustin d' Aviler, Domenico de Rossis, Philips Vingboons, Sebastiano Serlio, Andrea Palladio[1].

Eine Tochter von Gottfried Laurenz Pictorius, Maria Theresia (1713–1803), heiratete 1744 in Clemenswerth Dr. Johann Christoph Sprickmann, den Vater des münsterschen Dichters und Juristen Professor Anton Matthias Sprickmann. Eine zweite Tochter, Maria Hermine (1706–1785), heiratete den Oberkriegskommissar und Amtsrentmeister Johann Bernhard Lipper (1700–1788) und begründete mit ihm eine weitere westfälische Baumeisterfamilie, die der Hofarchitekten Brüder Lipper.

Quellen

  1. a b c d Jörg Niemer: Gottfried Laurenz Pictorius Dissertation, Münster, 2002

Weblinks


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