Gottlob Kamm

Gottlob Kamm
Das asymmetrische „Haus auf der Mauer“ in Schorndorf ist das Geburtshaus von Gottlob Kamm.

Gottlob Kamm (* 21. Oktober 1897 in Schorndorf; † 21. November 1973 ebenda) war von August 1946 bis Februar 1948 als „Staatsminister für politische Befreiung“ für die Entnazifizierung im amerikanisch besetzten Württemberg-Baden verantwortlich. Von 1945 bis 1948 war er auch Bürgermeister von Schorndorf.

Zunächst einfacher Arbeiter, engagierte sich Gottlob Kamm schon früh politisch in der SPD. Das brachte ihn während der Herrschaft der Nationalsozialisten einige Monate lang ins Konzentrationslager. Diese Erfahrung sollte sein späteres Handeln als Minister maßgeblich beeinflussen. Dabei stand er nicht selten im Zwiespalt zwischen der schonungslosen Umsetzung der Entnazifizierung und dem Wiederaufbau des Landes. Mit den sogenannten Spruchkammerverfahren - die aber nur unzureichend ausgestattet waren und für die Gottlob Kamm nur schwer geeignete Mitarbeiter fand - wollten die Besatzungsmächte die Militaristen und ehemaligen Nazis aus allen staatlichen, politischen und wirtschaftlichen Stellungen entfernen. Doch die Einteilung der Betroffenen in Kategorien wie »Hauptschuldige«, »Belastete« oder »Mitläufer« erwies sich oft als problematisch; denn individuelle und kollektive Schuld ließen sich nicht so einfach trennen. Der Handel mit »Persilscheinen« erschwerte die Verfahren zusätzlich.

Insbesondere setzte sich Gottlob Kamm für die Jugendlichen ein. Er sorgte auch dafür, dass hunderte von deutschen Wissenschaftlern wieder eine Arbeitserlaubnis bekamen. Die Presse bezeichnete ihn als »eine der wohl am meisten umstrittenen Figuren der baden-württembergischen Nachkriegsgeschichte«. Ein Attentatsplan gegen ihn scheiterte.

Während des Bundestagswahlkampfes 1953 wurde in der Waiblinger Zeitung folgender Hohnspruch eines Wählers veröffentlicht: „Eigentlich ist Kamm mein Mann weil er so gut saufen kann. Ich wähl aber Pfleiderer, denn der ist viel gescheiterer.“ (Karl Georg Pfleiderer von der FDP/DVP wurde 1953 gegen Kamm direkt in den Bundestag gewählt.)

Ehrungen

Literatur

  • Bertold Kamm/Wolfgang Mayer: Der Befreiungsminister - Gottlob Kamm und die Entnazifizierung in Württemberg-Baden. 250 Seiten, Tübingen 2005 ISBN 3-87407-655-5.

Weblinks


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